Im Sommer 1989 unternahm ich mit meinem Freund
Manfred eine einwöchige Schlauchboottour von Strasbourg nach
Gondrexange bei Saarburg auf dem Rhein-Marne-Kanal. Wäh rend
wir mit Zelt, Schlafsack und Campingkocher
verhältnismäßig wenig Komfort an Bord hatten, ist es für den
Normalurlauber natürlich auch möglich, am Kanal führerscheinfreie
Hausboote zu mieten und diese Fahrt mit allem Luxus selber
durchzuführen.
Der Rhein-Marne-Kanal beginnt
mitten in der Altstadt von Straßburg und führt über die Höhen
der Vogesen nach Nancy und zur Mosel, bevor er dann über Toul die
Marne und damit beinahe Paris erreicht. Der Abschnitt,
den wir befahren haben, zeichnet sich durch wenig Schiffsverkehr und
eine ruhige und vielseitige Landschaft aus.
Begonnen hat alles an einem Samstag Ende August
in Vendenheim, wo wir hier, 10 km nördlich der Stadt Strasbourg,,
unser Boot aufpumpen, den 9,9 PS- Außenborder montieren und unser
Gepäck verladen. Das Auto lassen wir auf dem Marktplatz des Dorfes
stehen.
An diesem ersten Abend kommen wir nicht mehr
weit, nach 15 km legen wir bei Waltenheim sur Zorn an und bauen am
Ufer des Kanals das Zelt auf.
Sonntag: Nach ausgiebigem Frühstück im
strahlenden Sonnenschein unter einer Strassenbriicke starten
wir.
Unsere erste vollautomatische Schleuse erwartet
uns. Nach dem wir die erste Schleuse für den nachfolgenden
Bootsverkehr blockiert und in der zweiten einen Totalausfall
fabriziert haben, erklärt uns der freundliche Schleusenwärter vom
Dienst, der mit seinem R4 herbei eilt, das Geheimnis der
Lichtschranken, Stangen und Radaranlagen ... Von nun an wissen wir,
dass man vor Radaranlagen Bierdosen schwenken muss und
Lichtschranken mindestens 10 Sekunden zu verdunkeln sind, damit das
Geheimnis der Schleusen funktioniert. Wir sind eben klein und unser
Boot nicht aus Metall. Man kennt uns jetzt am Kanal (...die
Verrückten mit der Nussschale.!)
Gegen Mittag gibt es den ersten
Regenschauer. Ab jetzt regnet es jede Stunde.
Nach etwa 10 Schleusen (Hubhöhe jeweils 2,60 m)
erreichen wir über Hochfelden die alte Römerresidenz Saverne und
ankern gegenüber dem Schloss.
Nachdem wir die dortige Großschleuse
(5,50 m) hinter uns haben, geht es nun ins Gebirge. Das Tal des
F]üßchens Zorn ist hier so schmal, daß nur die Straße, die
Eisenbahn, der Fluss und der
Kanal hineinpassen. Schleuse folgt auf Schleuse, wir winden uns
langsam an den Felsen lang.
Am Abend erreichen wir Lützelburg. Der kleine
Hafen hat auch eine kleine Wiese für unser Zelt und
Sanitärgebäude mit warmer Dusche. Im Gasthaus gibt es elsässische
Spezialitäten.
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Montag: Es ist fürchterlich kalt am Morgen, so
daß wir uns für einen Ausflugstag am Ort entschließen.
Zuerst einmal gibt es Frühstück auf der Parkbank am Kanal,
während ein Nachbar für uns das Kaffeewasser in seiner Bordküche
zum Kochen bringt. Zu Fuß
folgen wir dann dem Kanal bis zum neuen Schiffshebewerk von Arzwill er-St.
Louis. Dann wandern wir auf alten
Treidelpfaden entlang der längst stillgelegten
Schleusentreppe mit ihren 17 Schleusen, für
die die alten Schiffer früher einen ganzen Tag brauchten.
Dienstag: Heute stehen uns zwei Höhepunkte
bevor. Zuerst hievt uns das Schiffshebewerk eindrucksvolle 44,5 m in
einer großen Betonwanne eine schiefe Ebene hinauf, dann folgen nach 4 km
die Schiffstunnel. Wir installieren unsere Taschenlampen und bekommen nach
wenigen Minuten grünes Licht für den 2 306 m langen ersten Tunnel.
Scheinbar kaum breiter als das Boot ist das
Wasser, ein kleiner heller Punkt weit vor uns und eine modrige
Kälte empfängt uns. Nach 20 Minuten ist der Spuk zu Ende. Der
zweite Tunnel ist nur 600 m lang und schnell durchfahren. Die
nächsten 30 km sind ohne Schleusen. Wir tuckern gemächlich durch
die weite Hochebene Lothringens und erreichen am Abend den kleinen
Ort Gondrexange,
wo der Saar-Kohlekanal abzweigt, unserer
Wendepunkt.
Mittwoch, Donnerstag:. In zwei Tagen geht es zurück über
Lützelburg und Saverne nach Hochfelden. Schiffstunnel, Schiffshebewerk
und die Schleusen sind nun schon fast Routine für uns.
Nur noch
einmal sitzen wir in einer Schleuse fest und müssen vom. freundichen
Schleusenwärter befreit werden. Macht nichts, man kennt sich ja
inzwischen..
Am Freitag abend erreichen wir wieder Vendenheim, wo
wir noch einmal unser Zelt aufschlagen.. Samstag vormittag dann
lassen wir die Luft aus dem Schlauchboot, packen unsere Ausrüstung
ins Auto. Es heißt Abschiednehmen von einer aussergewöhn1ichen
Bootstour.
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