Mittel- und Südengland per Fahrrad

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1. Tag: Mittwoch, 26. 04.1989

Am letzten Mittwoch im April 1989 starteten meine damalige Freundin Angelika und ich am frühen Morgen in Holzwickede und radelten zum Bahnhof in Unna. Der D-Zug Köln-Frederica sollte uns nach Hamburg zur Fähre bringen. Als wir trotz naßkaltem Wetter den Bahnhof trocken erreicht hatten, mußten wir erstmal 30 Minuten auf unseren verspäteten Zug warten. Gegen 14 Uhr waren wir dann in Hamburg. Wir befestigten unsere Gepäcktaschen am Rad und durchquerten die City, radelten dann an der Speicherstadt entlang zu den Landungsbrücken.

Doch welche Überraschung: Viele Schiffe, nur unsere Fähre war nirgends zu sehen... Bei Scandinavien Seaways sagte man uns dann, daß die Fähre nach Motorschaden in Bremerhaven läge und wir mit den bereitgestellten Bussen dorthin gefahren würden. Der erste Bus war schon halbvoll, so daß der Fahrer wegen unserer Räder abwinkte. So überzeugten wir den brummigen Fahrer des nächsten Busses, dessen Gepäckräume noch leer waren, daß er uns mitnehmen müsse und schoben unsere Räder ins Gepäckabteil. Nun waren wir also die ersten Fahrgäste und es dauerte noch fast 1,5 Stunden bis unser Bus gefüllt war und sich gegen 16.30 Uhr auf den Weg nach Bremerhaven machte. Zuerst kroch er durch den Hamburger Feierabendverkehr zu den alten Elbbrücken, dann ging es auf die Autobahn gen Bremen. Kurz vor Bremen dann ein Stau. Am Bremer Kreuz bogen wir ab nach Norden und erreichten gegen 18.30 endlich unsere Fähre.

Unser Bus war natürlich der letzte... Nachdem wir unsere Räder herausgeladen und das Gepäck wieder angebracht hatten, durften wir uns als letzte bei der Grenzabfertigung anstellen, doch der Grenzbeamte lächelte nur freundlich und wünschte uns eine schöne Fahrradtour. Vom Zollgebäude aus, gingen die normalen Fußpassagiere zu einer Treppe, wir aber radelten am Schiff entlang nach hinten zur Autorampe und waren 2 Minuten später glücklich an Bord. Wir erklommen die 4 Stockwerke zum Deck, wo sich die Information befand und wurden gleich wieder zurückgeschickt: Die billigsten Kabinen, genauer gesagt Liegeabteile, befinden sich 2 Stockwerke unter dem Autodeck, also schon unterhalb der Wasserlinie. 30 Minuten später legte die „Hamburg" im strömenden Regen ab.

An Bord gibt es einiges zu sehen und zu erleben. Wir gingen zuerst in eine der Lounges und tranken etwas, später besuchten wir dann den Duty-Free-Shop und aßen etwas im Selbstbedienungsrestaurant. Im Bordkino lief „A Fish Called Wanda" auf English, doch nach 20 Minuten sind wir gegangen, irgendwie war ich vom bisherigen Tagesablauf zu genervt, um 2 Stunden lang konzentriert englische Dialoge zu übersetzen.

Gegen 10 Uhr verwandelte sich das Selbstbedienungsrestaurant in eine Disco und wir blieben dort bis Mitternacht.

2.Tag: Donnerstag 27.04.1989

Am nächsten Morgen bin ich schon kurz nach sieben auf das Außendeck gegangen. Über der Nordsee war strahlend blauer Himmel und die Morgensonne setzte das Schiff in ein rot-gelbes Licht. Wir frühstückten dann, vertrieben uns etwas die Zeit, doch als wir dann hörten, daß das Schiff statt um 12 Uhr erst mit 3-stündiger Verspätung in Harwich einlaufen sollte, legten wir uns nochmals für 2 Stunden in unsere Kojen. Gegen 14.30 erreichten wir die englische Küste. Harwich lag unter grauen Wolken, aber es regnete nicht. Es dauerte noch gut 45 Minuten bis das Schiff angelegt hatte und auch wir Radfahrer durch die große Heckklappe entlassen wurden. Dafür durften wir an den Autos vorbei als erste über die Brücke zur Zollabfertigung. Die Zöllner winkten uns durch und dann kam das Aha-Erlebnis: Zum erstenmal im Leben erlebten wir den Linksverkehr.

Wir radelten aus dem Hafenbereich heraus und kamen bald zu unserem ersten Kreisverkehr. Etwas ungewohnt, aber kein Problem. Die Stadt Harwich ließen wir links liegen und radelten auf der Hauptstraße Richtung Colchester. 4 km weiter konnten wir dann auf die Nebenstrecke an River Stour entlang, Richtung Manningtree wechseln. Noch einmal warfen wir einen Blick auf unsere große weiße Fähre am anderen Ende der Bucht. Unser Tagesziel war die Jugendherberge „Hedingham Castle", etwa 65 km entfernt, wo ich für diese Nacht vorhergebucht hatte. Kurz vor Manningtree verlor ich dann die Luft aus meinem Hinterrad und mußte von nun an etwa alle 5 km wieder aufpumpen. In Manningtree haben wir ein paar Lebensmittel eingekauft, dann ging es auf einer B-Road über East Bergholt nach Nayland. Hier hatte Angelika dann einen richtigen Platten am Vorderrad. Es dauerte etwa 1 Stunde in der Kälte bis wir wieder fahrbereit waren, inzwischen war es schon 19 Uhr. Als wir bei Bures das Stourtal auf kleinen Nebenstraßen verließen, schwand auch das Tageslicht. Es waren noch etwa 20 km bis Hedingham. Es wurde stockfinster. Keine Straßenbeleuchtung, kein Verkehr, kein Haus, kein Mond und keine Sterne, allein unsere trüben Fahrradfunzeln wiesen den Weg, denn eine Taschenlampe hatten wir natürlich auch nicht dabei. Gegen 22 Uhr erreichten wir dann aber doch Hedingham, wo wir ein nettes kleines Zimmer im Anbau der JH beziehen konnten.

3. Tag: Freitag, 28.04.1989

Als wir aufstanden, war der Himmel strahlend blau. Inzwischen weiß ich, daß in Großbritannien und Irland auf einen schönen Morgen gegen 10 Uhr morgens und gegen 16 Uhr nachmittags meist Wetterwechsel folgen. Beim Frühstück im Hauptgebäude bewunderten wir die Holzkonstruktion des 200 Jahre alten Hauptgebäudes der Jugendherberge. Nach dem Frühstück flickte ich zuerst mein Hinterrad, daß ich ja am Vortag alle 15 Minuten aufpumpen mußte. Angelikas Flicken hatte gehalten. Gegen 10.30 starteten wir auf Nebenstraßen Richtung Cambridge. Durch blühende Felder überquerten wir so manchen Hügel, erreichten mittags Haverhill und waren am frühen Nachmittag in Cambridge. Nun hatten wir genug Zeit, uns die berühmten Colleges und Gärten anzusehen. Wir durchstreiften die Höfe und sahen den Studenten zu, wie sie mit ihren Staks-Booten auf der Cam herumglitten. Zum erstenmal erkundeten wir die Einkaufsstraße einer britischen Stadt, verglichen Angebot und Preise mit den Verhältnisses in Deutschland und landeten schließlich bei McDonald’s zum Abendessen.

4. Tag: Samstag, 29.04.1989

Der Tag blieb trüb. Es war kühl aber trocken. Über Barton, Croydon, Potton und Sandy pustete uns ein Rückenwind nach Bedford. Hier bei Vauxhall werden die Opel-Fahrzeuge für den britischen Markt zusammengeschraubt. In Wooton fanden wir eine gut zu befahrende Nebenstraße nach Milton Keynes.

Milton Keynes ist eine Retortenstadt mit einigen älteren Ortsteilen. Ein altes Bauernhaus im Ortsteil Bradwell ist die Jugendherberge. Über das gut ausgebaute Radwegenetz fuhren wir in die Stadt zum Essen. Die Innenstadt besteht aus Glas- und Betonpalästen. Das Zentrum bildet ein riesiges Einkaufszentrum mit einer großen Veranstaltungshalle in seiner Mitte. Wir besuchten eine Pizzeria direkt am Rand dieser Halle. In der Mitte übte eine Aerobiquegruppe. Da es Samstag war, hatten die Geschäfte schon früh geschlossen.

5. Tag: Sonntag, 30.04.1989

Wir verließen Bradwell über Fahrradwege nach Nordwesten. Durch den Whittlewood Forest erreichten wir nach 16 km die Autorennstrecke von Silverstone und kurz darauf den gleichnamigen Ort. Nun ging es über hügelige Nebenstraßen an Banbury vorbei nach Stratford upon Avon. Die zu großen Schlafräume einer alten Villa im Ortsteil Alveston dienen als nicht gerade zweckmäßige JH. Dafür ist die Küche hervorragend. Abends radelten wir in die Stadt. Mit dem letzten Tageslicht bewunderten wir das Geburtshaus von William Shakesbeare und die feine Tudor-Fachwerkarchitektur in der Stadt. Am Fluß fanden wir das Theater und viele Hausboote.

6. Tag: Montag, 01.05.1989

Witzigerweise trafen wir am nächsten Morgen eine Kanadierin wieder, die wir vor 1 Jahr an der Loire in Frankreich kennengelernt hatten. Heute ist Bank Holiday, d.h. daß viele Geschäfte geschlossen haben.

Zum ersten Mal auf dieser Tour wird es im Laufe des Vormittags so warm, daß ich im Ort Broadway die kurze Fahrradhose anziehen kann. Unser Weg führte seit Stratford in südlicher Richtung leicht bergan.in die Cotswold Hils. In Toddington ist ein Eisenbahnmuseum. Kurz hinter Winchcombe verlassen wir die Hauptstraße. Über Brockhampton, Colesbourne und Winstone überqueren wir so manchen Berg und erreichen am Abend die JH Duntisbourne Abbots.

7. Tag: Dienstag, 02.05.1989

Der nächste Tag soll uns aus dem Gebirge heraus über Nebenstraßen nach Bristol in die dortige nagelneue Jugendherberge führen.

Irgendwo zwischen Duntisbourne und Strout aber verfahren wir uns hoffnungslos und landen auf einem Fußweg. Mehrere Gatter müssen wir überwinden und jedesmal heißt es Fahrrad-entladen und drüberheben von Maschine und Gepäck. Dann erreichen wir wieder die Hauptstraße und fahren erstmal nach Strout. Nach der Mittagspause kommen wir in die „Ebene" des River Severn", der sich bald zum Meeresarm zwischen Wales und England weitet. Hügel lassen sich aber auch auf diesem Abschnitt nicht vermeiden. Es geht über Berkeley und Bevington nach Elberton, dann erreichen wir die Autobahn, die über eine große Hängebrücke über den Meeresarm nach Wales führt. Von Pilning aus nehmen wir Kurs auf Bristol. Scheinbar endlos zieht sich die hügelige Straße in die Innenstadt. Nach genau 100km stehen wir um 18.30 Uhr vor der nagelneuen JH. Kein Schild weist darauf hin, Elektroleitungen hängen noch lose von der Decke - die JH ist noch nicht fertig...

Wir beschließen also nach Bath weiterzuradeln und melden uns per Telefon an. Am Ortsende von Bristol kaufe ich Getränke, dann geht es in den hereinbrechenden Abend über die Bundesstraße nach Bath. In Bath ist es dann schon dunkel, als wir ankommen. Wir fragen uns durch zur JH, die natürlich am Kopf eines steilen Berges liegt.

8. Tag: Mittwoch, 03.05.1989

Wir haben uns entschieden, auf dem 2. Teil unserer Radtour der Südküste Englands zu folgen, also besteigen wir am nächsten Morgen den Zug von Bath nach Exeter, wo wir in einen Intercity 125 nach Penzance in Cornwall umsteigen.

Um 15.oo Uhr sind wir in Penzance. In der Ferne sehen wir den Abteifelsen St.Michael’s Mount. Wir sehen uns in der Stadt um, dann radeln wir ein Stück an der Bucht entlang. Nun gilt es einen langen Berg hochzuschieben, dann fahren wir auf welliger Straße Richtung Westen. Unterwegs passieren wir einen Steinkreis und ein Hünengrab am Wegesrand. Gegen 17 Uhr erreichen wir Land’s End, die englische Südwestspitze. Hier hat man einen großen Vergnügungs- und Hotelkomplex auf den Felsen gesetzt, trotzdem ist die Aussicht wirklich toll. Blaues Wasser, Klippen, Felsen und viele Vögel, ein Leuchtturm.

Hinterhältigerweise ist die Jugendherberge Land’s End etwa 10km weiter in St. Just. Wir bekommen ein gutes Abendessen und ein Doppelzimmer.

9. Tag: Donnerstag, 04.05.1989

Am nächsten Morgen scheint die Sonne. Die Halbinsel ist in ein mystisches Licht getaucht. Das Meer endet nicht am Horizont, sondern verschwindet irgendwo in einem merkwürdigen Dunst, der wohl typisch ist für diese Halbinsel. Die Dörfer hier wirken arm, viele Häuser sind in sehr schlechtem Zustand. Über Morvah und Zennor folgen wir der einzigen Straße. Überall blüht der Ginster. Trotzdem ist es eine recht karge Landschaft. Wir kommen an einer Zinnmine vorbei, die heute nur noch Museum ist. Immer wieder sehen wir Ruinen von Gebäuden, die einmal dem Bergbau dienten. Die Straße geht auf teilweise steiler Straße auf und ab. Am Mittag erreichen wir St. Ives. In einem Cafe essen wir Cornish Pastees, eine Delikatesse. St. Ives ist ein Künstlerort mit einem langen geschützten Sandstrand. Dann umrunden wir die Bucht und verlassen hinter Hayle wieder die Hauptstraße. Wir folgen nun erstmal der Nordküste Cornwalls. Hinter Gwithian führt die Straße direkt an den Klippen entlang. Die Sicht ist gut, die Aussicht unbeschreiblich. In Portreath gehen wir für eine Stunde an den Strand. Dann führt uns der Weg über St. Agnes nach Perranporth. Die Jugendherberge ist eine Baracke weit oberhalb des Ortes und der langgezogenen Bucht mit ihrem sensationellen Sandstrand und liegt direkt an der Klippe. Wir genießen den Sonnenuntergang.

10. Tag: Freitag, 05.05.1989

Von Perranporth aus müssen wir nach wenigen km auf die Bundesstraße wechseln und kommen nach Newquay. Die Stadt ist überlaufen und wirkt so künstlich, daß wir nach kurzer Pause wieder aufbrechen. Kurz darauf können wir auf die Nebenstraße nach Padstow wechseln. Padstow ist ein hübscher Fischerort, von wo eine kleine Personenfähre über den Mündungsarm des Carmel nach Rock pendelt.

In Rock spricht uns beim Supermarkt ein Mann an, der uns 15 Minuten lang über die Gegend und den Besuch der Königin erzählt. Dann geht es weiter nach Tintagel. Tintagels Hauptattraktionen sind ein altes Postamt und eine Burgruine auf einer Klippe, die einmal der Geburtsort König Artus gewesen sein soll.

Die Jugendherberge liegt am Rand der Klippen etwa 1 km vom Dorf entfernt in malerischer Lage. Der Warden ist ein junger Mann, der richtig gut drauf ist. Die Herberge ist primitiv, aber sauber und gut in Schuß, was sie dann 1993 leider nicht mehr war...

11. Tag: Samstag, 06.05.1989

Wir verlassen die Nordküste. Bei Camelford erreichen wir nach längerem Anstieg die flache Straße durch das Bodmin Moor. In Alternun fotografiere ich ein schöne Steinbrücke, dann folgt ein kurzes Stück über die 4-spurige A30. Wir wenden uns nach Südosten und folgen ab Trebartha dem Fluß Lynher bis Pillaton. Dann geht es auf die Anhöhe von Hatt und über die Bundesstraße zur Straßenbrücke, die Saltash und Plymouth trennt. Die Brücke ist mautpflichtig, aber für uns Radfahrer gratis. Nach kurzer Suche finden wir in Plymouth die Jugendherberge. Am Abend wandern wir zum Hafen. Das Denkmal von Sir Francis Drake überschaut die hübsche Szenerie von einem kleinen Hügel aus.

12. Tag: Sonntag, 07.05.1989

Als wir am Sonntagmorgen in Plymouth starten, scheint die Stadt noch zu schlafen und wir kommen gut durch die Vororte. Wir werden südlich am Dartmoor vorbei, unter Vermeidung der Bundesstraße, nach Exeter fahren. In Modbury wechseln wir auf eine Nebenstraße nach Totnes, wo wir zu Mittag essen.Es ist sonnig und warm. In Kingsteinbridge wechseln wir wieder auf Nebenstrecken und radeln über Teignmouth und Dawlish. Am frühen Abend erreichen wir Exeter. Die JH bietet mal wieder eine richtige Speisekarte. Abends besichtigen wir die Stadt.

13. Tag: Montag, 08.05.1989

Am nächsten Vormittag geht es zuerst erneut in die Stadt. Wir besichtigen die beeindruckende Kathedrale. Gegen Mittag machen wir uns dann im Sonnenschein auf den Weg. Auf Nebenstraßen geht es nach Südosten. Etappenziel ist Sidmouth, das wir über einen beachtlichen Berg von Otterton aus erreichen.

Wir haben die typische Klippenküste Südenglands erreicht. Die Straßen verlaufen nun meist über die Hügel im Hinterland.

Mangels Alternative wechseln wir in Sidmouth auf die Hauptstraße. Jedes Quertal ist geprägt durch lange Abfahrten und ebenso lange Anstiege auf der anderen Talseite. Colyford und Lyme Regis werden durchquert, dann erreichen wir Bridport, wo ein Lagerhaus zur JH umgebaut wurde.

14. Tag: Dienstag, 09.05.1989

Heute steht eine lange und unangenehme Etappe bevor. Mangels Alternative müssen wir die 100km bis Salesbury komplett auf der Hauptstraße fahren. Pkws, Busse und Lastwagen donnern im Zentimeterabstand an uns vorbei.

Die Fahrt führt über Dorchester, Puddletown und Blandford Forum. Am späten Nachmittag erreichen wir die JH und bekommen so gerade noch die letzten freien Betten. Am Abend schauen wir uns in der Stadt um. Als wir in einem türkischen Schnellimbiß als Deutsche aus der Nähe von Dortmund erkannt werden, kommen wir mit den Besitzern ins Gespräch und sind kurz darauf auf einen Tee in die Küche eingeladen. Einer der Besitzer hatte einige Jahre in Düsseldorf gelebt.

15. Tag: Mittwoch, 10.05.1989

Wir nehmen uns viel Zeit für die Kathedrale, die den höchsten Kirchturm der britischen Inseln besitzt. Später radeln wir nach Norden aus der Stadt. Wir folgen dem Fluß Avon bis kurz vor Amesbury auf einer schmalen Nebenstraße, 2 km weiter liegt der berühmte Steinkreis „Stonehenge", den wir am frühen Nachmittag besichtigen. Leider ist diese Stätte von Schnellstraßen beinahe eingekreist. Auf der Hauptstraße radeln wir nach Andover, dann über Nebenstraßen nach Overton, wo in einer alten Dorfschule eine primitive JH eingerichtet ist (seit 1993 geschlossen).

16. Tag: Donnerstag, 11.05.1989

Nun sind wir schon im Einzugsbereich von London. Wir wollen in den nächsten Tagen südlich an London vorbei bis Canterbury und dann von Dover aus nach hause.

Über Basingstoke, Farnham und Guildford fahren wir eine ereignislose Etappe zur JH Holbury St.Mary, einem komfortlosen Wanderheim mitten im Wald, in der zu allem Überfluß eine Schulklasse im gleichen Riesenschlafsaal mit mir nächtigt.

17. Tag: Freitag, 12.05.1989

Der nächste Tag bringt uns in Dorking den einzigen 15-minütigen Regenschauer der ganzen Tour. Bei Reigate kommen wir am Flughafen London-Gatwick vorbei. Wir radeln parallel zur Autobahn nach Sevenoaks und nisten uns in der JH Kemsing ein. Auch hier wieder eine Schulklasse. Kemsing liegt am alten „Pilgrim’s Way" nach Canterbury.

18. Tag: Samstag, 13.05.1989

Wir starten in Kemsing und kommen bald nach Maidstone, wo ich auf dem Wochenmarkt ein Hägar-T-Shirt erstehe. Es folgt die Überquerung der North Downs, einer langgezogenen Bergkette, die in den Klippen zwischen Folkestone und Dover als Kreidefelsen endet.

Nach schweißtreibendem Fußmarsch entlang der 4-spurigen Hauptstraße folgt eine lange Abfahrt nach Sittingbourne, dann geht es über Nebenstrecken nach Faversham und über einen weiteren Berg nach Canterbury. Wir checken in der JH ein und verbringen unseren letzten Abend in der Stadt.

19. Tag: Sonntag, 14.05.1989

Am nächsten Morgen radeln wir teilweise auf der Hauptstraße nach Dover. Wir sind 2 Stunden vor Abfahrt der Schnellfähre an den Western Docks und bereiten in Ruhe unsere Räder vor für den Versand nach Deutschland.

Unser Tragflügelschiff bringt uns zügig nach Oostende in Belgien.

Kurz nach 17.00 Uhr fährt der Eurocity nach Frankfurt ab. Im Zugrestaurant gibt es deutsches Bier. Gegen 21.00 sind wir in Köln, wo sich unsere Wege trennen. Angelika fährt weiter nach Mainz, ich wechsele in den Eilzug, der mich über Wuppertal und Hagen nach hause bringt.


Fazit:

Rückblickend bleiben viele positive Erinnerungen. Natürlich würde ich heute einige Dinge anders planen bzw. entscheiden. Es war ja unsere erste richtig große Tour und wir hatten beide keinerlei Ahnung, was uns in GB erwartet. Unsere Ausrüstung und auch die Ausstattung des Fahrrades waren noch primitiv und teilweise ungeeignet, aber wir haben viel Glück gehabt.

Zurückgelegt haben wir insgesamt 1330 km.

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