Zum zweitenmal nach 1990 war die grüne Insel Ziel meiner Fahrradtour
im Mai 1994. Kurzfristig hatte ich umplanen müssen, denn meiner Reisepartnerin
war der Urlaub drastisch gekürzt worden.
Statt Schottland zu umrunden,
wie ursprünglich geplant, vereinbarten wir, dass wir
uns am 12. Mai 1994 am Flughafen Dublin treffen würden.
Sonntag, 01. Mai 1994
Ich aber buche für den 30. April die Nachtfähre von Rotterdam
nach Kingston-upon-Hull und finde mich am Morgen des 1. Mai, einem Sonntag, in Mittelengland
wieder.
Über Beverley radele ich im strahlenden Sonnenschein nach
York.
Da ich schon am frühen Nachmittag dort eintreffe, habe ich jetzt noch
genug Zeit, diese wunderschöne mittelalterliche Stadt mit ihren alten Fachwerk-
gesäumten Gassen, der gewaltigen Kathedrale und der imposanten
Stadtmauer zu besichtigen. Abends im Pub findet ein Musikquiz statt. Die
spontan gebildete Rategruppe, der ich mich anschließe, landet weit
abgeschlagen, dafür ist es sehr lustig.
Montag, 2. Mai 1994
Der nächste Morgen beginnt diesig. Heute ist Bank Holiday in England.
Ich verlasse York nach Nordwesten. Als ich das Dorf Green Hammerton mit
seiner neuen Umgehungsstraße erreiche, da erinnert mich das an Arthur
Dent im "Per Anhalter durch die Galaxis", dessen Haus einer solchen Schnelltrasse zum Opfer fiel.
Im Dorf hat mich dann die Wirklichkeit wieder. "Ayrton Senna ist tot",
lese ich in der Zeitung.
Ich komme durch Ripon, dann erreiche ich die beeindruckenden Ruinen
der Fountains Abbey. Nun bin ich am Rande des zentralen englischen
Mittelgebirges, den Pennines,
Am späten Nachmittag radele ich zur Jugendherberge in Ellingstring.
Das Dorf ist so klein, dass es nicht einmal einen Pub hat. Außer einem
Handelsvertreter bin ich der einzige Gast in der kleinen Jugendherberge.
Dienstag, 3. Mai 1994
Am folgenden Tag geht es zuerst durch die Moor- und Hügellandschaft im
Norden des Yorkshire Dales Nationalparks.
Die Strecke führt an der Jervaulx-Abtei vorbei nach Leyburn, dann
über Grinton und Reeth nach Barnard Castle.
Nun bin ich im oberen Tees-Tal und es geht nur noch bergan. Unterwegs
erwischt mich ein heftiger Regenschauer. Langdon Beck ist auf 500m Höhe
die höchste Jugendherberge Englands.Abends habe ich Mühe, im Dorf den
kleinen Pub zu finden. Zuerst bin ich der einzige Gast, aber Minuten später
füllt sich der kleine Schankraum. Mittwoch, 4. Mai
1994 Regen- der Mittwoch beginnt wenig einladend. Ich warte bis 10 Uhr morgens,
doch es hört nicht auf. So starte ich denn der Passhöhe
entgegen. Der Wind kommt böig von vorn und es geht beständig
bergan. Es ist kalt. Die Finger sind klamm, die Beine schwer. Irgendwann
steige ich ab und schiebe. Die Gefahr von einer der Böen umgepustet zu werden,
ist einfach zu gross.
Nach 1 Stunde bin ich oben am Pass, ich
sitze auf und fahre nach Alston, wo ich mich erst mal aufwärmen muss.
Als ich mittags aufbreche, hat der Regen aufgehört. Ich fahre über
Brampton nach Carlisle. Abends versuche ich irgendwo ein Bar Meal zu bekommen
- vergeblich. Selbst McDonald's macht hier schon um 22 Uhr zu. Ich nehme
ein "Fish &Chips"- Mahl am Straßenrand. Im Pub lerne dann ich englische
Fernfahrer kennen, deren Dialekt ich kaum verstehe. Aber irgendwie klappt das
mit der Verständigung.
Donnerstag, 5. Mai 1994 Von Carlisle aus muss ich einen Riesenumweg machen, um die schottische
Grenze bei Gretna Green zu erreichen. Die kürzeste Verbindung ist
die Brücke der autobahnähnlichen Bundesstrasse...
Gretna Green - die alte Schmiede, das Heiratsparadies. Im Nieselregen
ist das wenig anheimelnd und sieht nach Touristennepp aus. Ich folge der
Küste über Annan und Bankend nach Dumfries.
Klatschnass wärme ich mich in der Cafeteria eines Kaufhauses
auf, dann lasse ich mir durch die Tourist-Information eine B&B-Unterkunft vermitteln.
Als ich abends erneut in die Stadt wandere, kommt die Sonne raus...
Freitag, 6. Mai 1994
Das Wetter bessert sich und ich bin ziemlich platt am nächsten
Morgen. So trödele ich zuerst nach Castle Douglas, dann nach Kirkcudbright.
Am Nachmittag geht es weiter nach Gatehouse Of Fleet. Am Ortsrand zweigt
eine schmale Straße in ein Hochtal ab. Kein Verkehr in dieser wunderschönen
Landschaft. Von Creetown aus nehme ich die Schnellstraße nach Newton
Stuart - es gibt keine Alternative.
Samstag, 7. Mai 1994
Der Warden der Jugendherberge empfiehlt mir eine Nebenstrecke in Richtung
Irland-Fähre. Es geht durch eine einsame Moorlandschaft über
New Luce nach Castle Kennedy. Kurz vor Stranraer zweigt nach Norden die
Küstenstraße nach Cairnryan ab. Schon von weitem erkenne ich
meine gerade anlegende Irlandfähre. Es ist Samstagnachmittag.
Auf dem Oberdeck feiere ich via "Deutsche Welle" die deutsche Fußballmeisterschaft
meiner Lieblingsmannschaft.
So habe ich bereits 520km in England und Schottland abgeradelt, als
ich am Nachmittag des 8. Reisetages mit der Fähre Cairnryan-Larne
Nordirland erreiche. Larne wirkt arm, schmutzig und abstoßend, über
die Küstenstraße geht es gen Norden.
Mein erster Übernachtungsort ist Ballygally, ein kleiner Ferienort
an der Irischen See. Von der besonderen politischen Situation der zu Großbritannien
gehörenden Provinz Ulster ist hier nichts zu spüren. Die Chefin der
Jugendherberge zeigt mir das Schlüsselversteck. Der örtliche Pub gehört zu
einem Hotel und befindet sich im Kellergewölbe der Burg von Ballygally.
Sonntag, 8. Mai 1994
Am nächsten
Morgen halte ich mich gen Südwesten, Richtung Loch Neagh, um das Ballungsgebiet
Belfast weiträumig zu umfahren. Kurz nach dem Start am Morgen, reißt meine
Kette, zum Glück habe ich das passende Werkzeug dabei.
Die Städte Antrim und Lurgan,
durch die ich komme, sind besonders gesichert. Die Innenstädte sind
abgeriegelt, die öffentlichen Gebäude, insbesondere die Polizeistationen,
verbarrikadiert und Militärpatroullien gehen Streife. Da ich in Lurgan
keine Unterkunft finde und alles wenig einladend aussieht, entschließe
ich mich bis in die Republik Irland durchzuradeln. Nach 127 km erreiche
ich an diesem Abend über Newry die Jugendherberge Omeath.
Montag, 9. Mai 1994
Nach der Mammutetappe am Sonntag kann ich mir in den kommenden Tagen viel
Zeit lassen. Und so umradele ich an diesem Tag nur die südlich gelegene
Halbinsel über Carlingford nach Dumfries. Dumfries hat nichts besonderes zu
bieten, außer der zum Guinness-Konzern gehörenden Harp-Brauerei, die man aber
nicht besichtigen kann. Da ich bereits kurz nach Mittag in meinem B&B
einchecke, habe ich heute genug Zeit, mir einen Waschsalon zu suchen und meine
Kleidung durchwaschen zu lassen.
Dienstag, 10. Mai 1994
Der Dienstag beginnt diesig und während ich nach Südwesten radele, beginnt
es zu regnen. Irgendwo bei Ardee verfahre ich mich dann auch noch und muss einen
beträchtlichen Umweg machen. Am frühen Abend erreiche ich Kells. Das Hostel
gehört zu einem Pub. Nun denn...
Im Pub ist die Stimmung gut. In Südafrika hat Nelson Mandela die ersten freien
Wahlen gewonnen, der Abend wird lang. Irgendwann bedienen sich die Gäste selbst
und werfen das Geld passend auf den Tresen. Die beiden Bedienungen schlafen am
Nebentisch. Mittwoch, 11. Mai 1994 Mittwoch. Um zehn Uhr will mir einer der "Freunde" von
gestern abend das Haus zeigen, in dem das "Book of Kells" geschrieben
wurde. Als er nicht auftaucht, mache ich mich allein auf zur Dorferkundung. Das
1000 Jahre alte Haus kann ich nur von außen besichtigen. Neben der Pfarrkirche
befindet sich ein Rundturm und ein Hochkreuz. Ein weiteres Hochkreuz steht auf
dem Marktplatz. Ich radele weiter. Hinter Slane besichtige ich die
steinzeitliche Kultgrabanlage von Knoth. Die grasbewachsenen Grabhügel sehen
ein wenig aus, wie das Dorf der Schlümpfe. Dann fahre ich zur größten und
bekanntesten Grabstätte "Newgrange". Abends erreiche ich Drogheda, wo
ich für 2 Tage ein B&B - Zimmer vorbestellt habe. Donnerstag,
12. Mai 1994 Am darauf folgenden Tag
fahre ich mit ganz kleinem Notgepäck weiter Richtung Dublin. Am frühen
Nachmittag hole ich meine Reisepartnerin Gundula vom Flughafen
in Dublin ab, die nächsten drei Wochen bin ich nun nicht mehr allein.
Gemeinsam radeln wir zurück nach Drogheda. Freitag,
13. Mai 1994 Einige Kilometer außerhalb von Drogheda befinden sich einige der
bedeutendsten historischen Stätten Irlands. Hier im Boyne-Tal finden
wir neben den prähistorischen Grabhügeln von Dowth, Knoth und
Newgrange,
die ich auf meinem Hinweg ja schon besucht hatte, auch noch die Ruinen des Zisterzienserklosters Mellifont
Abbey sowie
die drei mit Bibelszenen verzierten Hochkreuze von Monasterboice. Unser
Sightseeing-Trip führt uns heute an all diesen Stätten vorbei, bevor wir das
mir schon gut bekannte Kells zur Übernachtung ansteuern. Samstag,
14. Mai 1994 Die nächste Etappe bringt uns über
Mullingar nach Athlone,
der Stadt am Shannon, die ziemlich genau die geografische Mitte Irlands
darstellt. Das Wetter ist super, aber Gundula ist nach dieser 100 km Etappe doch
ziemlich geschafft, so dass ich abends von dem außerhalb gelegenen B&B aus
alleine zur Stadterkundung losziehe. Sonntag, 15. Mai
1994 Am nächsten Morgen muss ich
erst mal eine gebrochene Speiche am Hinterrad auswechseln,
bevor wir im einsetzenden Regen aufbrechen. Etwa 20km südlich
von Athlone besichtigen wir am nächsten Tag
im strömenden Regen Clonmacnoise, eine bedeutende Klosterstadt. Wir
verwenden viel Zeit im Museum und mit der Multimediashow, nur
in der eigentlichen Klosteranlage verweilen wir wegen des
miesen Wetters nur wenige Minuten. Am frühen Nachmittag
radeln wir quer durch das Abbaugebiet für das Torfkraftwerk
weiter nach Shannonbridge und weiter über Shannon Harbour
nach Banagher. Das Hostel von Banagher ist nagelneu und
supergemütlich. Montag, 16. Mai
1994 Am kommenden Morgen besuche
ich den örtlichen Fahrradladen und kaufe einen neuen Mantel,
da der Mantel am Hinterrad stark abbaut. Im Regen radeln wir
nach Nenagh, wo wir zum Aufwärmen unseren ersten Irish Coffee
des Urlaubs zu uns nehmen. Nachmittags hört es auf zu
regnen. In Killaloe wechseln wir auf die andere Seite des
Shannon und fahren zügig nach Limerick. In Limerick ist die
Jugendherberge immer noch in diesem hässlichen Stadthaus, die
Stadt selber ist unattraktiv wie eh und je. Wir gehen Pizza
essen. Dienstag, 17. Mai 1994 Sonne,
der Tag in Limerick beginnt gut und wir radeln schnurstracks
aus der Stadt. In Adare besichtigen wir eines
der dortigen drei Klöster, dann geht es via Ardagh und Listowel weiter nach
Tralee. Hier sind
wir mitten im Haupttourismusgebiet Irlands, hunderte von Mietwagen täglich
werden uns auf den nächsten Etappen auf den Nerv gehen.
Mittwoch, 18. Mai 1994 Wir fahren auf die Dingle-Halbinsel. Mit dem Connor-Pass, der von Meereshöhe
an sich auf 456 m Höhe antürmt, erreichen wir radelnd und schiebend
den höchsten Straßenpunkt Irlands. Zum Glück haben wir prächtiges
Wetter und machen eine lange Kaffeepause auf der Passhöhe. Die kleine Stadt Dingle ist, wenn man von
Island absieht, der westlichste Punkt Europas. Hier im Südwesten ragen
insgesamt fünf Halbinseln in den Atlantik hinein. Aufgrund des Golfstroms
ist die Vegetation hier grüner, üppiger und südländischer
als man von der geografischen Lage her erwarten würde. Wir aber haben
seit Tagen einen kalten beständigen Ostwind, der uns diese besonderen
klimatischen Verhältnisse nicht spüren lässt. Wir
bekommen ein Zimmer in einem kleinen Hostel in der Dorfmitte, direkt am Hafen
und umrunden am Abend noch einmal die Bucht, in der Hoffnung, einen Blick auf
Fungi, den hier frei lebenden Delfin werfen zu können - leider vergeblich.
|
Donnerstag,
19. Mai 1994 Am nächsten Morgen radeln wir erst
noch eine kleine Rundstrecke im Westen von Dingle, bevor wir unser Gepäck in
der Unterkunft abholen und in Richtung Killarney weiterfahren. Es nieselt und es
ist kalt. Die Sicht nach Süden, zum "Ring of Kerry" ist praktisch
gleich Null. Auch der lange Sandstrand von Inch ist kaum zu erkennen. In
Castlemaine erreichen wir wieder die Hauptachse Tralee-Killarney, der wir bis
Killorglin folgen. Das Hostel liegt 2 Meilen außerhalb und ist sehr gut
geführt. Freitag, 20. Mai 1994 Südlich
der Dingle-Halbinsel liegt der "Ring Of Kerry" der als Panoramastraße
besonders gern von den "Touris" in ihren Mietwagen oder in Massentransportern
(=Reisebussen) befahren wird. Den Ring of Kerry per Fahrrad zu machen, ist also
nicht unbedingt prickelnd, zumal die Sicht auch nicht so toll war. Die Wolken
hingen ziemlich tief, aber es regnete nicht. Gegen Mittag erreichen wir
Caherciveen und kurz darauf Waterville. Nun müssen wir noch den Coomakesta-Pass
überqueren. Abseits der Touristenströme übernachten
wir im Hostel in Caherdaniel, einem kleinen Ort mit Herberge, zwei Pubs und ein paar
Häusern. Der kilometerlange, wunderschöne Sandstrand bleibt für den Normaltouristen
unentdeckt. Samstag, 21. Mai 1994 Am
nächsten Morgen geht es weiter Richtung Kenmare. Leider bietet die Ringstraße
kaum noch Aussichtpunkte auf das Meer. In Sneem, einem hübschen Ort mit bunt
bemalten Häusern machen wir eine kurze Pause.Mit Kenmare erreichen wir dann
mittags den Ort, der den Wendepunkt
der Reise angibt. Die Rückreise beginnt.
Über den Moll`s-Gap-Pass (263 m) kommen wir in den faszinierenden
Killarney-Nationalpark,
eine hochgelegene Berg- und Seenlandschaft. In Killarney kommen wir in einem
außerhalb gelegenen ruhigen Hostel unter.
Sonntag, 22. Mai 1994 Hinter Killarney ist unser
nächstes Tagesziel Cork, die zweitgrößte Stadt der Republik
Irland. Mangels Alternativen müssen wir die Hauptstrasse N 22 nehmen, die uns
über den Kamm des Derrynassaggart-Gebirges führt. Der Verkehr hält sich aber
an diesem Sonntag in Grenzen und es ist sonnig und fast windstill. Hinter
Macroom wechseln wir auf die Nebenstrasse entlang des Inishcarra-Stausees und
sind am frühen Nachmittag in Cork. An diesem ersten Abend machen wir erstmal
einen langen Rundgang und sehen uns dann im Kino den Film
"Philadelphia" an. Montag, 23. Mai 1994 Den
nächsten Tag verbringen wir zuerst getrennt. Ich besichtige zuerst den Bereich
um die Shambles-Kirche, bevor ich mich im Innenstadt-Bereich umsehe, Einkäufe
mache und Fotos schieße. Am Nachmittag stehen Wartungsarbeiten am Fahrrad an,
während über Radio über die Bundespräsidentenwahl in Deutschland berichtet
wird. Abends besuchen Gundula und ich eine Studienbekannte von Gundula in einem
Stadtteil von Cork. Dienstag, 24. Mai
1994 Im Sonnenschein verlassen wir Cork auf
Nebenstrassen gen Norden, die uns aber nach 20km auf die viel befahrene N 8
führt, der wir über Fermoy bis Mitchelstown folgen. Nun geht es wieder auf
Nebenstrassen nach Nordost. Unser nächstes Ziel, Cahir, wird geprägt von einer
imposanten mittelalterlichen Burg, die wir am Nachmittag besichtigen. Unser
Hostel liegt 4 km außerhalb von Cahir. Mittwoch, 25.
Mai 1994 Nachdem wir am nächsten Morgen zuerst die
mächtigen Ruinen der Athassel Abtei am Fluß Suir besucht haben, erreichen wir den Ort
Cashel. Jetzt steht erstmal die Besichtigung der Hauptsehenswürdigkeit an.
Auf einem 60m hohen Felsen über der Stadt, dem "Rock Of Cashel", erheben
sich die Reste einer alten Kathedrale, die einmal Krönungskirche der
irischen Könige war und heute eines der meistbesuchten Touristenziele
Irlands ist.Es beginnt in Strömen zu regnen und wir retten uns in ein
Farm-Hostel direkt unterhalb des historischen Kathedralenfelsens. Donnerstag,
26. Mai 1994 Unser nächster Etappenort ist
Kilkenny, das wir via Fethard auf Nebenstrecken zügig erreichen. Leider konnten wir die
dortige Brauerei nicht besichtigen, aber auch die Kathedrale, das Schloß
und das Stadtbild selber sind sehenswert. Freitag,
27. Mai 1994 12km nördlich von Kilkenny besuchen wir
am nächsten Tag die Tropfsteinhöhle von Dunmore, bevor wir über Carlow nach Baltingglass
weiterradeln. Am Stadtrand von Carlow steht ein mächtiger Dolmen, der Brown's
Hill Dolmen, den wir unterwegs besichtigen. In Baltingglass haben wir ein edles
Hostel und eine alte Klosterruine. Samstag, 28.
Mai 1994
Die letzten beiden Etappen bis Dublin führen uns nun über die
"Wicklow Mountains". Kurz vor Hollywood besuchen wir aber zuerst einen
Steinkreis mitten in einem Feld. Der "Wicklow Gap" mit 486m Höhe ist ein Gebirgspass,
den wir anschliessend überqueren.
Mit Glendalough erreichen
wir eine der bedeutensten religiösen Stätten des Landes; eine
kleine Klosterstadt, malerisch an zwei Seen in einem kleinen Tal gelegen.
Leider haben wir Pech mit unserem Hostel, dass sich als verdreckte Bruchbude
entpuppt, aber der örtliche Pub ist ok.
Sonntag, 29. Mai 1994 Den
ungastlichen Übernachtungsort verlassen wir an diesem Sonntagmorgen zügig. Die
Sonne lacht, aber es ist sehr kalt. Die Landschaft ist einfach malerisch,
überall blüht der Ginster. Kurz vor Enniskerry ergießt sich der
Powerscourt- Wasserfall beinahe
100m in die Tiefe.
Wenige Kilometer weiter wird der Verkehr immer dichter, wir nähern
uns der Großstadt Dublin.
Nachdem wir uns ein Bett für die Nacht
gesucht hatten, beeilen wir uns, einen Pub zu finden, in dem das Fußballspiel
zwischen Deutschland und Irland übertragen wird. Der Spott über
die 0:2 - Niederlage "unserer" Mannschaft hält sich in Grenzen.
Montag, 30. Mai 1994 Am nächsten Tag durchstreifen wir kreuz und quer
die Straßen und Sehenswürdigkeiten der Hauptstadt. Natürlich stehen
die Guinness-Brauerei und die Trinity-Universität dabei als Höhepunkte auf der
Liste. Am Abend finden wir uns in einem Pub in der Nähe unseres Hostels wieder,
in dem ein einzelner Gitarrist für Live-Musik sorgt. Dienstag,
31. Mai 1994
Am nächsten Morgen ist dann unsere gemeinsame Reise zu Ende. Während
ich zum Fährhafen Dun Laoghaire radele, peilt meine Partnerin wieder
den Dubliner Flughafen an. Am frühen Nachmittag erreiche ich mit der Fähre Holyhead auf
der Insel Anglesey, die zu Wales gehört. Ich überquere auf Nebenstrassen
die Insel Anglesey und erreiche am Abend Llanberis am Füße des Snowdon. Ab
hier sind es noch gut 300 Höhenmeter auf der 7 km langen Passstraße bis zur
Penn-y-Pass- Jugendherberge, die ich um 21 Uhr erreiche. Zuerst will mir der
diensthabende Zivi das letzte Bett im 12er-Zimmer geben. Ich protestiere und er
gibt mir das 1. Bett im nächsten Zimmer. Ich aber
beeile mich, denn ich will noch ein Bier in der Bar des 1, 5km entfernten, aber
100 Höhenmeter tiefer liegenden Hotel nehmen. Das Hotel ist voller
Erinnerungsttücke an die Mt. Everest-Erstbesteigung, denn Sir Edmund Hillary
und seine Mannschaft haben hier gelebt, als sie am Snowdon für den Aufstieg
trainierten. Bald lerne ich am Nebentisch 3 Leute aus dem Hostel kennen. Ein
pensionierter Polizist aus Birmingham mit seiner Frau und der Warden des Hostels.
Als wir zur Sperrstunde die Bar verlassen, fahren die 3 im Auto voraus und ich
erklimme ohne Eile mit meinem Rad den Berg bis zur Jugendherberge auf der
Passhöhe. Der Chef selber wartet ja mit dem Abschließen bis ich eingetroffen
bin. Mittwoch, 1. Juni 1994 Am
nächsten Morgen habe ich eine lange schnelle Abfahrt bis Betws-y-Coed. Die A 5
ist zwar von der Klassifizierung eine der Haupt- Nationalstraßen, aber der
eigentliche Verkehr folgt zum Glück der vierspurigen Trasse entlang der
Nordküste. Ich habe Rückenwind und erreiche bereits am frühen Nachmittag mein
Tagesziel Llangollen. Der kleine Ort ist schnell besichtigt, aber ganz nett. Donnerstag,
2. Juni 1994 Meine Fahrradreise nähert sich ihrem
Ende. Hinter Llangollen erreiche ich bald den Grenzort Chirk und bin nun wieder
in England. Ich fahre nach Ellesmere, wende mich dann nach Süden und komme
gegen Mittag nach Shrewsbury. Die Stadt ist toll, die Jugendherberge eher
Durchschnitt. Freitag, 3. Juni 1994 Am
Freitagmorgen stehe ich früh auf, radele in die Stadt und frühstücke bei Mc
Donald's. Von Shrewsbury aus nehme
ich kurz nach neun die aus Wales kommende Eisenbahn nach Birmingham. Hier heisst
es umsteigen in den IC 125 nach London, Heuston Station, wo ich mittags um 12
eintreffe. Wieder einmal muss ich mit dem Fahrrad quer durch London zur
Liverpool Station und weiter mit dem Zug nach nach Colchester. Ich buche mich
für 2 Tage bei dem selben B&B ein, wie auf der 1993er-Tour. Samstag,
4. Juni 1994 Am Samstag fahre ich per Zug nach
London, kaufe mir dort eine Eintrittskarte für die Nachmittagsvorstellung von
"Starlight Express", mache ein paar Einkäufe und Besichtigungen und
bin abends wieder in Colchester. Sonntag, 5. Juni
1994 Noch einmal radel
ich knapp 50km bis Harwich. Vom alten Hafen aus, fotografiere ich mittags die in
die Bucht einfahrende Hamburg-Fähre. Gegen 16 Uhr bin ich an Bord und geniesse
vom Liegestuhldeck aus das Ende meiner bisher längsten Fahrradtour. Montag,
6. Juni 1994 Morgens bin ich schon früh aus der
Liegeabteil-Sektion, die unter der Wasseroberfläche liegt, geflohen. Die Fahrt
geht elbaufwärts. Um 13 Uhr legen wir in Hamburg-Altona an. Ich fahre zum
Bahnhof. Ein Interregio bringt mich zuerst nach Hannover, der nächste dann von
Hannover nach Dortmund, von wo ich gegen 19 Uhr abgeholt werde.
Nach 5 Wochen und 2380 geradelten Kilometern bin ich wieder zu hause.
|