Deutschland 2002: 
D: "Ein Wohnungswechsel oder 'Wie das Sauerländische Generalkonsulat von der Ostsee nach Franken verlegt wurde'"
von Dieter Pinell                    
Reisezeit: 29.08.2002 - 01.09.2002
Verkehrsmittel:
VW California Coach

Dies ist die nicht ganz ernst gemeinte Dokumentation des Umzugs von Silke S. nach Beendigung ihres Freiwilligen Sozialen Jahres. Die Reise führt uns zuerst zur Ostsee nach Dahme und von dort in ihre temporäre Unterkunft nach Nürnberg. Anschließend wird noch über einen Abstecher nach Regensburg berichtet. 

1. Tag, Mittwoch, 28.08.2002

Am Mittwoch hatte ich zum Glück noch  eine Dienstreise nach Bonn, so dass ich schon am frühen Nachmittag wieder zu hause war. Ich hab' mich dann erst mal 2 Stunden hingelegt, denn am Abend hatte ich noch größeres vor. 

Lucky, mein Collie,  hat übrigens Durchfall. Eigentlich wollte ich ja noch nach Hamm zum Gratis-Open-Air-Konzert von Paul Carrack, Wonderwall und Runrig. Aber dann habe ich irgendwie keine Lust mehr.

Also packe ich meine kleine Reisetasche, ein wenig Futter für Lucky und ein paar CDs ein, schnappe mir meinen Hund und um 20:10 Uhr geht die Reise los.

Menden: 0,0 km. 28.08.02, 20:10 Uhr 

Das Wetter ist mild und sonnig. In Unna geht es auf die A1 und über Münster, Osnabrück, Bremen, Hamburg und Lübeck zur Ausfahrt Lensahn. Gegen 21 Uhr wird es dunkel. Der Verkehr auf der Autobahn nimmt immer mehr ab. Die Fahrt ist absolut ereignislos. Hinter Lübeck habe ich die Autobahn für mich allein. Um 0:05 Uhr verlasse ich in Lensahn die Autobahn. Noch 16 km. Ab und zu hängen nun Nebelfetzen über der schmalen Straße. Kurz vor Grube liegt eine überfahrene Katze auf der Straße. Auf diesen letzten Metern scheißt mir Lucky in den Wagen - Dünnschiss... Um 0:25 Uhr erreiche ich Dameshöved und parke direkt vor dem Sauerländischen Generalkonsulat. 

2. Tag, Donnerstag, 29.08.2002

Dahme: 471 km, 29.08.02, 0:25 Uhr
Silke hat meine Ankunft trotz Ankündigung natürlich verpennt, ich wecke sie per Handy. Sie begrüßt mich schlaftrunken und ich schicke sie wieder ins Bett. Im Lichte des nahen Leuchtturms machen Lucky und ich einen kleinen Spaziergang, dann mache ich mich daran, den Innenraum des VW zu putzen. Ich trinke noch 'n Veltins, dann bereite ich mein Bett und gehe schlafen.

7:30 Uhr Die Sonne scheint und auf dem Platz ist Randale! Silkes Lieblingskoch erscheint auf der Bildfläche und macht dumme Sprüche zu Silke, weil er meint, dass ich schlafe! So nicht! Ich verlasse mein Camping-Mobile. Silke macht einen sehr aufgeweckten Eindruck! Mütter und Kinder reisen ab, das Personal kommt zum Dienst und als sich Silke um 8 Uhr zum Putzen und Aufräumen im Kindergarten verabschiedet, machen Lucky, der übrigens Durchfall hat, und ich noch einen kurzen Spaziergang und gehen dann wieder ins Bett.

11:00 Uhr Jetzt wird es endgültig zu warm im Auto - die Nacht ist zu Ende. Mein kleines Scheißerchen Lucky und ich wandern zum Strand und ich schieße ein paar vorletzte Fotos.



12:00 Uhr Ich baue den Camper um zu einen Umzugstransporter. Silke kommt vorbei und fragt nach Aspirin - außerdem habe sie Durchfall... Ich räume das 
Fahrrad und den Rattenkäfig ein.

15:00 Uhr Silke taucht mit der halben Belegschaft des Kindergartens auf. Innerhalb von 15 Minuten ist der VW-Bus voll. Ich verteile reichlich Taschentücher... Weiber! Silke beginnt zu putzen. Die Zeit rennt ihr weg, denn die Abnahme naht. 
Vorher machen der Koch und ich noch ein paar Verbesserungsvorschläge. Silke ist genervt und hat Durchfall. Ich dusche erst mal. Alle paar Minuten kommen 
Leute, um sich zu verabschieden. Auf dem Parkplatz kommen neue Mütter mit ihren Kindern an ("Geht's hier nicht zum Spielplatz"...)

18:00 Uhr Silke schmeißt 'ne Wäsche ein und wir fahren ins Dorf Dahme zum Frühstück. Beim Italiener sitzen wir draußen. Ich frühstücke ne 
Flipper-Pizza und 'nen Salat, Silke ordert Nudeln, dazu gibt's Cola. Dutzende von Autos mit Nürnberger Kennzeichen kommen vorbei.

19:00 Uhr Silke füttert den Wäschetrockner. Wir machen noch einen letzten Spaziergang im Abendlicht zur Ostsee.

Anschließend holt Silke ihre Sachen aus dem Trockner. Es heißt Abschiednehmen von ihren Mitbewohnerinnen.

20:30 Uhr Abfahrt 477,0 km
Lucky darf auf die vorgeschobene Rücksitzbank, ist erst erstaunt, dann aber frustriert wie immer. Ein Wunder, dass alles Gepäck hineingepasst hat! Selbst auf der Ablage von Kühlschrank/Küchenzeile musste ich noch Gepäck unterbringen.
Innerhalb von 15 Minuten ist meine am Nachmittag mühselig gereinigte Frontscheibe von den Resten toter Viecher übersät. Ich flute und spüle mit Bordmitteln.
Unerwartet wird es um 21 Uhr dunkel. Bald erreichen wir Lübeck und die Frontscheibe ist schon wieder total verdreckt. Die Scheibenwaschanlage leistet ganze Arbeit, ab jetzt bleiben wir von Insekten verschont. Die Autobahn ist ziemlich leer. Wir nähern uns Hamburg. Als wir die Süderelbe überquert haben, frage ich freundlich, ob ich Richtung Bremen abbiegen darf, aber Silke protestiert.
Als zum 20. Mal an dem Tag "Mensch" von Grönemeyer im Radio spielt, wechsele ich entnervt auf Cassette. Silke ist müde, so geht's aber nicht!

22:30 Uhr Soltau
Tanken. 70,28 Liter Diesel für 58,61 EUR nach 668,1 km. 

Ich schaue mir mein Auto von vorne an. Toll, so ein weisser Wagen, der mit tausenden von Leichen übersät ist...
Es geht weiter. Hannover nervt. Kilometerlange Baustellen mit Tempo 80. Ich will abbiegen. Dortmund lockt. Silke mag aber nicht. Von CD ertönen die Dubliners. Als ich bei "The Town I loved so well" mitsinge, will ich die Augen schliessen. Zum Glück denke ich rechtzeitig dran, wo ich bin.
Bei Hildesheim schnippelt mich irgend so ein Idiot, weil er meint, ich dürfe nicht auf der mittleren Spur fahren. Ich mache ein wenig Theater mit der Lichthupe. 

3. Tag, Freitag, 30.08.2002

Um 0:30 Uhr passieren wir Kassel. Eigentlich könnten wir hier doch 
abbiegen, dann wär ich in 70 Minuten zu hause...

Jetzt kommt meine Lieblingsstrecke. Die A7 bis Kirchheim ist eine wundervolle Achterbahn, wenn die Strecke frei ist. Silke schläft jetzt fast, aber in ein paar Minuten ist Pause.

1:00 Uhr, Autohof Kirchheim/Hessen
Wir fahren bei Mc'Donald's vor. Silke führt das kleine schwanzwedelnde Scheißerchen spazieren, möchte wegen eigenem Durchfall aber selber lieber nichts essen oder trinken.
Das Personal ist freundlich. Ich ordere 'nen Kaffee, 2 Cheeseburger und einen Vanilleshake, gehe dann zum Klo und bin dort eher angeekelt. Es gibt nicht mal Seife.
Ich hole meine Bestellung ab und gehe wieder hinaus zu Silke, während ich meinen Kaffee und die beiden Burger verdrücke, geht Silke auf's Klo wg. Durchfall. Sie sagt, das Damen-Klo sei ebenfalls schmutzig. 

Um 1:25 Uhr geht es weiter. Ab Fulda hören wir Queen. Das alte Live- Doppelalbum von 1979. Silke ist happy und wach.

2:45 Uhr: Wir wechseln am Kreuz Biebelried bei Würzburg auf die A3. Bald darauf sind wir schon am Kreuz Erlangen. Nun geht es auf dem Frankenschnellweg nach Nürnberg. Silke und ich kombinieren unsere Ortskenntnisse und im Nu haben wir die richtige Straße gefunden. Das richtige Haus zu finden ist dann schon schwieriger ("Halt mal, ich glaub' wir sind schon vorbei...").
Dann endlich haben wir auch das richtige Haus entdeckt, aber noch keinen Parkplatz. Etwa 300 Meter weiter finde ich gegen 3:30 Uhr eine Lücke, die gerade so passt. 

Nürnberg: 3:30 Uhr
Wir befreien Hund und Ratte, sortieren unser Gepäck für die Nacht und wandern los. Zwei Gestalten mit Hund und Rattenkäfig in der Nacht.
Wir erreichen das Haus, vor dem nun eine 6 Meter Parklücke frei ist. Okay, ich wandere zurück und hole das Auto. Um kurz nach vier sind wir endlich in Silkes Asyl. Der Gastgeber erscheint und ich mach ne Dose Veltins auf. Ich 
breite die Therm-a-rest-Matte aus. Halbwach liege ich noch bis 6 Uhr herum, während Lucky glücklich zu meinen Füßen liegt. Dann schlafe ich ein.

10:30 Uhr: Es ist Zeit zum Aufstehen. Silke, die übrigens Durchfall hat, taucht auf. Ich mache erst mal mit Lucky einen langen Spaziergang.

Gegen 11:30 Uhr beginnen wir, das Auto zu entladen. Genauer gesagt entlade ich den Wagen und trage die Sachen vom Auto die 20 Meter zum Haus, wo ich sie vor der Treppe abstelle. 
Soll Silke doch sehen, wie sie den Kram in den 2. Stock kriegt, zumal ich dazu noch reichlich blöde Bemerkungen mache. Endlich ist das Auto leer und ich baue das Bettpolster wieder richtig ein und bringe  die Sitzbank in Position. Silke ist bald darauf fertig...!

Ich rufe Sonja an, dann gehen wir duschen und wechseln die nassgeschwitzten Klamotten. Wir schnappen uns Ratte, Hund und Gepäck und entern erneut den  VW-Bus.


Nürnberg: 13:45 Uhr, 1208,6 km

Die Fahrt ist wenig aufregend. In Regensburg verlassen wir die Autobahn bereits eine Ausfahrt früher. Silke kennt sich wie immer nicht aus und ich erkläre ihr, dass wir einfach nur der Beschilderung zum Campingplatz nachfahren brauchen. Als sie dann noch ein Schild "Westbad" sieht, ist sie wieder happy.

Regensburg  15:15 Uhr, 1317,0 km

Wir erreichen den Minimal-Parkplatz und finden ein recht heruntergekommenes sauerländisches Generalkonsulat vor. Der Aufzug funktioniert nicht, Silke und ich müssen zum 25. Stockwerk die Treppe benutzen. Das gibt Punktabzüge.
Sonja hat nicht aufgeräumt - weitere Punktabzüge.

Nach der herzhaften Begrüßung gehen Sonja und ich erst mal einkaufen. Was man so braucht: Lachs, Kaviar, Kuchen, Getränke, Eier.

Dann erweist sich das Generalkonsulat als wahrer Magnet für Hilfesuchende aller Nationen, so dass Sonja erst mal stundenlang verschwunden ist. Irgend so ein Obdachloser wird dann von uns herein gelassen. Im weiteren Verlauf des Wochenendes wird sich heraus stellen, dass er völlig mittellos ist. Wir vernichten den Kuchen und Sonja ist ab nun irgendwie in einer anderen Welt. Liegt es nun an mir oder Lucky, Silke oder dem Fremden ohne Unterkunft?



Jedenfalls gehen wir bald darauf los zur Dult. Puh, der Fremde, den wir irgendwie nicht los werden, nötigt Sonja und Silke und mich, den Dultplatz erst mal dreimal zu umkreisen, bevor wir endlich ins Festzelt zum Essen 
einrücken. Die Musik ist grauenhaft, aber die Schweinshaxe brauchbar. Silke hat immer noch Dünnpfiff und mag nichts essen.



Wir umkreisen nur noch zweimal den Festplatz, dann geht es zurück. Silke und ich sind bald darauf allein, da Sonja und ihr merkwürdiger Begleiter lossprinten wie zwei Marathonläufer. Na gut, haben wir Zeit zum Lästern... Am Generalkonsulat treffen wir wieder zusammen.

Bald darauf ziehe ich mich müde mit Lucky in meine fahrbare Kommandozentrale zum Schlafen zurück.

4. Tag, Samstag, 31.08.2002

Gegen 10 Uhr betrete ich das Generalkonsulat und gehe erst mal duschen. 

Sonja bereitet ein Frühstück mit Käseröllchen, richtigem Kaffee!, gekochten Eiern und Rührei. (Anmerkung: Da war doch dieser Film mit Julia Roberts...)


Der Obdachlose sei noch beim Joggen, heisst es. Na ja...
Bald darauf erscheint der werte Herr und geht duschen. Das Bad und vor allem das Waschbecken sind nun für den Rest des Wochenendes nicht mehr zu gebrauchen. Das gibt weitere Punktabzüge! 
Wir frühstücken und der werte Herr bekommt sein Rührei - na ja. Inzwischen ist es Mittag. Menschen kommen ins Generalkonsulat und bringen Geschenke. Sonja und Silke fahren in seinem Auto voraus ins Einkaufszentrum, während wir beiden Männer zurück bleiben und die Qualifikation des Formel 1 - Rennens in Spa schauen. Dann fahren auch wir in das Einkaufszentrum.
Die Mädels finden wir im Buchladen. Im Zoogeschäft kaufe ich eine neue Haarbürste und eine Krallenzange für Lucky. Es gibt eine kurze Zwischenmahlzeit. Selbst Silke isst erstmals wieder etwas - eine Semmel mit Leberkäse. Wir fahren zurück, diesmal fährt Silke bei mir mit und wir 
lästern ein wenig.
Nun fahren wir im VW-Bus ein paar Kilometer zu einem Biergarten nach Eichhofen an der schwarzen Laber. Vorher wird gewandert. 

Nach 30 Minuten in der prallen Sonne habe ich die Schnauze voll und wir wandern zurück. 

Lucky und Sonja nehmen ein Fußbad im Fluß. Kurz vor der Klosterbrauerei sage ich Sonja, sie möge Lucky anschnallen, da er in der Nähe des Autos manchmal merkwürdig reagiert. Sonja hört nicht und macht kurz darauf eine Brauereibesichtigung, um Lucky wieder einzufangen.


Im Biergarten der Schloßbrauerei Eichhofen trinken wir ein herrlich kühles Weizenbier. 

Wir fahren zurück nach Regensburg.

Abends wandern wir zu fünft zur übernächsten Bushaltestelle und fahren zu einem Griechen, der so viel Fleisch gebraten hat, dass er es in seinem Hinterhof verkaufen muss. Die Stimmung ist gut. Sonja zahlt das Essen und ich die Getränke. Dann geht es zu Fuß zurück zum Generalkonsulat. Natürlich haben Silke und ich wieder viel zu lästern. Ich verziehe mich bald mit Lucky in 
meine fahrbare Kommandozentrale, lese ein wenig und vernichte noch ein Döschen Veltins Pilsener. Kurz vor Mitternacht telefoniere ich noch eine Weile mit meinem Freund Stefan.

5. Tag, Sonntag, 01.09.2002

Als ich gegen 10 Uhr ins Generalkonsulat komme, ist Ruhe eingekehrt. Sonja hat es vorgezogen, an diesem Morgen früh zur Arbeit zu gehen. Der Obdachlose ist auch verschwunden, womit dann auch das Bad wieder benutzbar ist. Das Generalkonsulat ist total verdreckt. Das gibt natürlich Punktabzüge!
Silke und ich frühstücken in Ruhe. Nachdem ich geduscht habe, machen wir einen langen Spaziergang mit Lucky und Alex. Ich schaue das Formel-1-Rennen in Belgien, während Silke packt. Gegen 15:30 Uhr bringe ich Silke und Alex noch zum Bus, denn Silke fährt weiter nach Endorf.
Dann steige ich mit Lucky in den VW-Bus und wir fahren auch heim. Gegen 20:20 Uhr bin ich wieder zu hause in Menden.

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Zuletzt geändert:  29. Dezember 2003
dp2002/03