Großbritannien 1995: 
GB: "Fahrradtour rund um Schottland"

von Dieter Pinell                    
Reisezeit: 30. April bis 05. Juni 1995
Verkehrsmittel: Hercules Tourenfahrrad mit Reiseausstattung

Wieder einmal beginnt meine Fahrradtour an einem kalten Maimorgen in Hull, an der englischen Nordseeküste. Über Beverley und Market-Weighton radel ich zügig in die mittelalterliche Stadt York.

Zwei Dinge habe ich mir hier vorgenommen: zum einen den Besuch des nationalen Eisenbahnmuseums, zum anderen die Besichtigung des Wikingermuseums.

Am nächsten Mittag breche ich wieder auf gen Norden. Nächstes Ziel ist Castle Howard, ein Herrschaftshaus mit einem wunderschönen Schloßpark. 

Nach der Übernachtung in Helmsley steht mir die längste Etappe meiner diesjährigen Tour bevor. Am Vormittag durchquere ich den mit Hochmooren übersäten „Nord-York-Moors-Nationalpark".

Bei Stockton überquere ich mittags den Tees-Fluß. Nun geht es gen Nordwest ins Bergland. Nach 118 km erreiche ich am Abend Edmundbuyers. Die kleine Jugendherberge ist ein 300 Jahre alter ehemaliger Landgasthof.

Am nächsten Morgen geht es erstmal hinunter ins Tynetal. 

Hexham ist eine alte Römerstadt am Hadrianswall, der alten Grenzbefestigung der Römer gegen die wilden Völker aus dem Norden. Nachmittags radel ich auf der Trasse des Walls nach Greenhead.

Nun bin ich im englisch-schottischen Grenzgebiet. Am Mittag des 5. Reisetages überquere ich den unscheinbaren Grenzfluß nach Schottland. Über Langholm erreiche ich Lockerbie, wo 1988 der Jumbojet abgestürzt ist. In Dumfries mache ich Station, bevor ich durch die malerische Landschaft der Grafschaft Galloway in Richtung Ayr weiterradel.

Ayr ist ein kleiner Badeort an der Bucht vor Glasgow. Einige Kilometer nördlich nehme ich von Ardrossan aus die Fähre zur Arran-Insel.

Arran nennt man auch Schottland in Miniatur, da hier fast alle Landschaftsformen Schottlands vorkommen.

In 2 Tagen umrunde ich die Insel, dann bringt mich eine kleine Fähre von Lochranza zur Kintyre-Halbinsel. Es ist der V-Day, der 50. Jahrestag des Kriegsendes, und in jedem kleinen Ort finden Feste und Veranstaltungen statt.

Mein Weg führt nun wieder Richtung Glasgow. Über Inveraray erreiche ich die Jugendherberge Ardgartan, den Treffpunkt mit meinem Freund aus Itzehoe, der über Newcastle und Glasgow per Schiff und Bahn anreist. Da ich einen Tag zu früh da bin, radel ich ihm am nächsten Morgen entgegen. Gegen Mittag treffen wir auf der Uferstraße am Loch Lomond zusammen.

Am nächsten Morgen starten wir nun gemeinsam in die Highlands. Zuerst entlang des Loch Lomond, dann wird die Straße bald steiler. Über Crianlarich erreichen wir am frühen Nachmittag Tyndrum. Hier zweigt eine der schönsten Gebirgsstrecken des Hochlands ab. Die Straße führt hinauf zum Rannoch Moor, einem buntschillernden Hochmoor, eingesäumt von hohen Bergen, auf denen noch der Schnee des vergangenen Winters liegt.

Immer wieder sehen wir Regenwolken, die sich nur wenige Meter entfernt abregnen, doch wir bekommen nur wenige Tropfen ab. Es ist bitterkalt. Dann geht es auf einer langen Gefällstrecke wieder hinab auf Meereshöhe, in das Tal von Glencoe. Am nächsten Tag radeln wir zügig am Meer entlang nach Fort William, da wir noch den höchsten Berg Großbritanniens erklimmen wollen. Der Ben Nevis ist 1346 m hoch. Bei 800 Meter Höhe kehren wir aber nach 2stündigem Aufstieg mit Sonne, Hagel- und Schneeschauern wieder um. Zu kalt und zu gefährlich.

Von Fort William aus unternehmen wir einen Tag später eine Eisenbahnfahrt über das Rannoch-Moor nach Crianlarich und zurück. Als wir gegen 17 Uhr wieder losradeln, wird das Wetter schlechter. Kurz darauf setzt Regen ein. Völlig durchnäßt versuchen wir auf der einsamen Strecke nach Mallaig eine Unterkunft zu finden. Es wird 22.30 Uhr bis wir bei Arisaig fündig werden. Von Mallaig aus nehmen wir die Fähre auf die Insel der Winde, die „Isle of Skye".

Malerisch ist die Landschaft, wechselhaft das Wetter! Sonne, Regen, Schnee und Hagelschauer, dazu eine empfindliche Kälte. Wir überqueren die Insel von Kyleakin über Portree nach Uig. Da unsere Fähre zu den äußeren Hebriden am nächsten Tag erst um 18 Uhr abfährt, machen wir bei strahlendem Sonnenschein eine Entdeckungsreise um die Nordspitze der Insel.

 

Die Insel Harris und Lewis ist landschaftlich so verschieden, daß ihre Bewohner ihr zwei Namen gaben. Der zerklüftete, einer mit kleinen Seen und Felsen bedeckten Mondlandschaft gleichende Südteil ist über eine in die Felsen gesprengte einspurige Straße mit dem fast tellerflachen, von Mooren überdeckten Nordteil verbunden.

Wir erkunden zuerst den felsigen Süden, dann geht es zur Hauptstadt der Insel, Stornoway auf Lewis. Von Stornaway aus besuchen wir die steinzeitlichen Überbleibsel auf der Nordinsel. Die stehenden Steine von Callanish sind kulturhistorisch mit Stonehenge in Südengland vergleichbar, und wie ich aus eigener Erfahrung weiß, mindestens genauso schön. Der Dun Carloway Broch ist eine steinzeitliche Trutzburg. Wir radeln an der Atlantikküste entlang, bevor wir nach dem Besuch des Black-House-Museums zurückradeln nach Stornoway.

Der nächste Tag bringt die mit Abstand kürzeste Etappe für uns: 1 km von der Jugendherberge zum Hafen in Stornoway, 400 Meter vom Hafen Ullapool zur Jugendherberge. Wir sind wieder auf dem schottischen Festland. In den nächsten vier Tagen werden wir die gesamte restliche West- und Nordküste Schottlands erradeln. Durch den Inverpolly Nationalpark geht es nach Lochinver, am schönsten Loch Schottlands, dem Loch Assynt vorbei, nach der Überquerung eines steilen Passes dann nach Kylesku.

Mit einem kleinen Motorschiff machen wir eine Exkursion zu Seehundfelsen und dem höchsten Wasserfall der britischen Inseln. Wir erreichen Durness an der Nordküste. Die Jugendherberge ist direkt neben der begehbaren „Smoo-Höhle",. Über Tongue und Thurso folgen wir der Nordküste bis John ò Groats. Von hier bringt uns eine Personenfähre nach Orkney.

Diese Inselgruppe besteht aus mehr als 60 kleinen Inseln, von denen die größten im 2. Weltkrieg durch Dämme verbunden wurden. In Kirkwall, dem Hauptort, besichtigen wir eine Whiskybrennerei und die gewaltige Magnuskathedrale.

Am nächsten Tag stehen die kulturhistorischen Stätten der Insel auf dem Programm: Rennebister, Maes Howe Ganggrab, die stehenden Steine von Stenness und der Steinkreis von Brodgar, die Steinzeitsiedlung Skara Brae und der Gurness Broch. Unser Weg führt uns weiter nach Stromness zum dortigen Folk-Festival, bevor wir die Nachtfähre nach Aberdeen betreten.

Am nächsten Morgen erreichen wir Aberdeen. Wir nutzen den Tag für Einkäufe und Museumsbesuche, abends besuchen wir ein Musical.

Nun folgen wir dem Dee-Fluß. Über Banchory und Ballater erreichen wir den Sommersitz der Königsfamilie, Balmoral Castle. In Braemar finden im September die berühmten Hochlandspiele statt. Es geht weiter über den höchsten Pass der britischen Inseln.- Devil`s Elbow liegt immerhin 660 Meter hoch. Die Straße geht relativ flach bergan, Schieben ist nicht nötig.

In Pitlochry steht ein Besuch der kleinsten Whiskybrennerei Schottlands und der Fischleiter am Faskaly-Staudamm an. Hinter Dunkeld verlassen wir das Hochland.

Perth ist eine hektische Stadt in den Lowlands. Die Nebenstrecke nach Edinburgh führt nun immer parallel zur Autobahn. Kurz vor Edinburgh müssen wir auf diese Hauptverkehrsstraße wechseln.

Es gibt nur die eine Hochbrücke über den Firth Of Forth, diese hat dann zum Glück aber einen Radweg. Nach Edinburgh hinein geht es dann wieder auf der Hauptstraße. In Edinburgh nutzen wir unseren letzten Urlaubstag für Besichtigungen und Einkäufe. Per Eisenbahn geht es dann nach Newcastle und von dort mit der Fähre nach Hamburg.

Meine Tour hat 37 Tage gedauert, ich habe 2280 km per Fahrrad zurückgelegt und dabei 28800 Höhenmeter radelnd und schiebend überwunden. Nennenswerte Pannen gab es kaum, ein paar Einstellarbeiten, nach 1600 km hatte der schottische Rubbelasphalt einen Hinterreifen geschafft.

Meine Buchempfehlungen zur Vorbereitung und während der Reise:
Radreiseführer:
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Schottland per Rad
Wolfgang Kettler

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HB Bildatlas, H.144 : Schottland
Reiseführer:
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Schottland Handbuch. Mit Orkney,...
  
Roman:
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Reif für die Insel
 
Bill Bryson  
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Zuletzt geändert:  28. Dezember 2003
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