Deutschland 2000: 
D: "Als Schlachtenbummler bei der Tour de France 2000 im Schwarzwald und beim Zeitfahren Freiburg - Mülhausen"

von Dieter Pinell                    
Reisezeit: 19. - 21. Juli 2000
Verkehrsmittel: Opel Vectra

Dienstag, 18. Juli 2000

Mit zwei Telefonaten am späten Abend ist alles klar. Das Unternehmen "Tour de France 2000" kann beginnen. Zum Glück habe ich schon fast alles vorbereitet, denn seit März hatten wir prinzipiell diesen Ausflug eingeplant. Jetzt heißt es packen...

Mittwoch, 19. Juli 2000

Da die Übernachtungsmöglichkeiten weitgehend ungeklärt sind, wandert die komplette Campingausstattung in den Laderaum des VECTRA. Mein Hund Lucky ist begeistert - Autofahren.

Es geht nach Düsseldorf, wo ich mir bis 17:30 Uhr soweit die Arbeit vom Halse schaffe, dass ich mir zwei Tage Urlaub erlauben kann. Nach 1 Stunde ist erst mal ein Nickerchen auf einem Autobahnparkplatz angesagt. Man sollte nachts länger schlafen. Um acht habe ich Wiesbaden erreicht. Per D1 nehme ich Kontakt mit Stef@n auf, der soeben gestartet ist. Über Mannheim und Heilbronn geht es nach Stuttgart.

Kurz hinter dem Leonberger Kreuz liegt der Rastplatz "Sindelfinger Wald". Während ich mit Lucky spazieren gehe, hat Stefan Pforzheim passiert. Gegen 22:30 haben wir zueinander gefunden und es geht weiter nach Pfullingen zu Jogi. Gemeinsam schauen wir auf Eurosport die heutige Etappe von Evian nach Lausanne. Erik Zabel ist mal wieder nur Zweiter. Während auf BR Monty Python läuft, fallen uns dreien die Augen zu. Schlafenszeit...

Donnerstag, 20. Juli 2000

Wir frühstücken, dann muss Jogi zur Arbeit. Stefan und ich beschließen, uns aus Richtung Schwarzwald an die Rennstrecke zu begeben. Über Reutlingen und Tübingen geht es zur Autobahn, dann nach Süden, Richtung Singen. Das Wetter ist toll! Sonne, aber nicht zu warm. Wir verlassen die Bahn, dann geht es über Donaueschingen, Titisee, den Feldberg und das Wiesental nach Hausen. Nun fahren wir über Nebenstrecken nach Kandern.

Kurz vor 14 Uhr stellen wir nur 200 m vom Kurs unsere Autos ab. Noch gut 2 Stunden bis zum Eintreffen der Tour. Wir erkunden den Ort. Es sind schon viele Menschen auf den Strassen. Bierstände, Imbissstände, Plakate, Spruchbänder. Wir gehen erst mal essen, dann erwarten wir die Werbekolonne.

Kurz nach 15 Uhr rollt der Werbetross durch - was für ein Blödsinn, aber die Stimmung ist gut. Wir platzieren uns gegenüber von einem Fernseher, so dass wir die Live-Übertragung sehen können. Eine fünfköpfige Spitzengruppe liegt 16 Minuten vor dem Hauptfeld. Gegen 16 Uhr erreicht die Spitze in Rheinfelden Deutschland. Die Bilder von der Bergüberquerung bei Lörrach sind beeindruckend, so viele Menschen stehen hier in Kandern zum Glück nicht rum. Es wird spannend. Ein Wagen fährt durch: Noch 5 Minuten bis zur Spitze tönt es in schlechtem Deutsch.

Hubschraubergetöse. Motorräder, Autos, Polizei. Dann sind sie da. Riesiger Applaus flammt auf. Was für eine Stimmung! Die fünf Fahrer huschen vorbei und sind Sekunden später verschwunden. Alexander Vinokourov vom Team Telekom war mit dabei.

Der Spuk ist Sekunden später vorbei. Im Fernsehen sehen wir die Spitzengruppe, wie sie über die letzten Hügel weiterhetzt und kurz vor Müllheim gesprengt wird, als sich 2 Fahrer absetzen können. Nun warten wir auf das Hauptfeld, das nun 15 Minuten Rückstand hat.

Wieder kommen die Autos und Motorräder. Drei Hubschrauber künden vom Nahen des Höhepunkts und dann biegen sie um die Kurve. 124 Fahrer schießen an uns vorbei. Lance Armstrong und Erik Zabel sind deutlich erkennbar, irgendeiner der Jungs in Magenta muss Jan Ullrich gewesen sein.

Kaum ist der Tross durch, scharren sich alle um den Fernseher. Noch haben die beiden Spitzenreiter 35 km vor sich. Die Fahrt ist ein Triumphzug. In Freiburg stehen die Menschen in Zehnerreihen am Strassenrand. Das Finale ist packend und spannend. In Kandern wird der Telekom-Fahrer Vinokourov angefeuert, als könne er es hören... Am Ende aber siegt der Italiener Salvatore Commesso vom Saeco Team.

Wir bleiben noch bis das Hauptfeld angekommen ist, dann machen wir uns auf, etwas zu essen zu kaufen.

Gegen 18:15 fahren wir auf der Strecke, auf der zuvor die Tour gerollt ist gen Müllheim Neuenburg. Überall stehen Wohnmobile, Partyzelte, Tische und Bänke und viele Leute feiert immer noch. Wir lesen die Spruchbänder, die Strassen sind mit Kreide und Farbe bemalt.

Im Müllheim fahren wir nicht auf die B3, die die Tour geradewegs nach Freiburg geführt hat, sondern zur Rheinbrücke nach Neuenburg. Nun folgen wir in Gegenrichtung der morgigen Zeitfahrstrecke. An einigen Stellen haben schon wieder einige Wohnmobile Position bezogen. Wir fahren erstmal zu einem Baggersee bei Merdingen - Pause.  
Gegen 21 Uhr geht es zurück nach Hartheim. Wir suchen einen Platz zum Übernachten, direkt an der Strecke. Am Ortsrand von Grissheim ist Endstation. Auf einem abgeernteten Feld stellen wir die Autos ab, bauen Tisch und Stühle auf und ich stelle mein Zelt gegenüber auf eine ebene Stelle direkt an die Strasse. Wir geniessen unser frischgezapftes Altbier, während ständig neue Wohnmobile vorbeikommen. Das Feld füllt sich. In der Nacht bemalen ein paar Jungs im Autoscheinwerferlicht die Strasse, alle 20 Minuten kommt ein Polizeiwagen durch. Wir sind gut bewacht.  

Freitag, 21. Juli 2000

Ich schlafe unruhig, denn am frühen Morgen ist auf der Strasse, also nur 3 Meter neben mir, schon viel Verkehr unterwegs. Um 8 Uhr wird es heiss im Zelt. Stefan geht mit Lucky Brötchen holen, während ich Kaffee koche.

Ab 9 Uhr ist die Strecke gesperrt. Kurz vor 10 Uhr kommt der halbe ONCE-Rennstall vorbei, kurz darauf erleben wir Richard Virenque und gegen halb elf gibt sich der Meister persönlich die Ehre: Lance Armstrong im neutralen US-Postal- Trikot auf Trainingstour.

Auf beiden Seiten der Strasse sind inzwischen viele Menschen hinzugekommen, aber es bleibt überschaubar. Von unserem Platz aus, können wir etwa je 300 Meter in beide Richtungen direkt übersehen, die Begleitwagen  nahender Fahrer sind aber schon fast 1 km vorher zu sehen, so dass wir früh mitkriegen, wenn jemand kommt. Immer wieder rasen nun Autos und Motorräder durch, kurz vor elf prescht auch der Werbezug wieder vorbei.
Um 11:20 startet der erste Fahrer in Freiburg. Wir sind etwa auf halber Strecke bei km 28,5. Die Fahrer brauchen zwischen 35 und 40 Minuten bis zu unserem Punkt. Dann wird der erste Fahrer angekündigt und von lautem Anfeuerungsrufen begleitet zischt er vorbei. Die ersten Fahrer werden noch lauthals bejubelt, dann machen die ersten Fans auch schon mal ne Pause.

 Manchmal kommen gleich 2 Fahrer + Begleitwagen auf einmal, einmal sogar gleich drei. Dann ist wieder minutenlang Pause, denn die Fahrer starten im 2 Minutenabstand. Unser Nachbar aus Freiburg hat eine Startliste, so dass wir wissen, wann die Deutschen oder die vom Team Deutsche Telekom vorbeikommen.

 

Wir verpassen niemanden! So richtig spannend wird es dann ab etwa 15 Uhr.

Jetzt starten die 23 Besten im 3-Minutenabstand. Um 15:15 gibt es TV-Bilder auf Minifernsehern, aber die Informationen sind brauchbar. Die Spannung steigt. Stefan nimmt inzwischen per Stopuhr die Zwischenzeiten der einzelnen Spitzenfahrer und ist plötzlich als Informationsquelle sehr gefragt...

Während Jalabert und Hamilton die Bestzeiten im Ziel vorgelegt haben, macht sich Christophe Moreau auf eine fulminante Aufholjagd. Während er an uns vorbeijagd, können wir ihm im Fernsehen direkt dabei zusehen. Die begleitende Kamera ist auf Sendung. Um 15:57 startet Jan Ullrich, 3 Minuten später als letzter Starter Lance Armstrong. Bei beiden stehen die Menschen mitten auf der Strasse, aber jeweils 5 Motorräder der Polizei + 2 Begleitwagen vorneweg machen für beide die Gasse frei. Und das mit Tempo 50. Ein Wunder, dass da nichts passiert ist...

Die Anfeuerung ist für beide Sportler fair und laut. Der Amerikaner hat bereits hier einen Zeitvorsprung von 10 Sekunden.
Dieses Bild ist eine absolute Weltsensation!  Mein Hund "Lucky", Stef@n und Lance Armstrong auf einem Foto!

Kaum ist Lance Armstrong durch, kommen noch gut 3 Dutzend Motorräder und Autos, dann ist auf der Strasse alles vorbei. Wir gehen zu einem nahegelegenen Zelt, wo ein grosser Fernseher den Rest des Rennens überträgt. Jan Ullrich hat im Ziel den vor ihm fahrenden Beloki eingeholt und war fast 2 Minuten schneller als Moreau, der Dritter wird. Leider war aber heute einer noch schneller: Lance Armstrong, der Mann in Gelb wird Tagessieger mit 25 Sekunden Vorsprung.

Zurück zu den Autos. Wir verabschieden uns von unseren Nachbarn, mit denen wir einen tollen, aufregenden Tag verbracht haben und fahren, nachdem wir in Bad Krozingen eingekauft haben,  zurück zu dem Baggersee, wo wir gestern schon waren.

Der Abend endet laut, denn gegen 10 Uhr beginnen 3 Gruppen dort am Ufer, mit ihren Musikanlagen zu konkurieren. Irgendwann klemmen wir uns zum Schlafen in unsere Autos. Das Zelt baue ich heute nicht mehr auf.

Samstag, 22. Juli 2000

Als ich gegen halb neun aufstehe, liegt Stefan schon am Ufer des Sees. Er hat einen ordentlichen Sonnenbrand vom Vortag. Wir spielen mit Lucky, dann packen wir unsere letzten Sachen in die Wagen und fahren zur Autobahn. In der Nähe vom Europapark Rust halten wir bei McDonalds und frühstücken ausgiebig. Gegen elf Uhr heisst es Abschiednehmen. Während ich zum Tanken fahre, macht sich Stefan schon auf den Heimweg. Kurz nach 15 Uhr sind Lucky und ich dann wieder zuhause in Menden.

 

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Zuletzt geändert:  23. Februar 2002
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