Irland 2002: 
IRL: "Mit Wohnmobil und Kabinenkreuzer unterwegs in Irland"
von Dieter Pinell                    
Reisezeit: 11.09.2002 - 05.10.2002
Verkehrsmittel:
VW California coach / Wavequeen "Tulip"

Dies ist der Bericht über eine 3-wöchige Irlandrundreise mit einem VW-Wohnmobil und einem Kabinenkreuzer auf dem Shannon.

Teil 9:

Donnerstag, 03. Oktober 2002

(Karte)

In Deutschland ist Feiertag. Wir haben unseren letzten Tag in Irland und wachen an einem kühlen Morgen mit strahlendem Sonnenschein auf. Da außer uns eh’ niemand auf dem Platz ist, gehe ich nur mit Unterhose und T-Shirt bekleidet zum Duschen.

Als ich zurückkomme meint Guido, ich solle mir mal meine Oberschenkelunterseite genauer ansehen, die sähe nicht gut aus...

Nach dem Frühstück räumen wir zusammen. Ich klemme mich mühselig hinter das Steuer, lasse den Motor an und mache mich bereit loszufahren. Mein Oberschenkel sagt, es geht nicht. Ich sage Stefan, der neben mir sitzt, dass es nicht geht. Fahrerwechsel. Schade.  

Stefan fährt uns nach Bushmills, dann durch den Ort und nach 5 Minuten erreichen wir das Besucherzentrum am Giants Causeway. 

Die Sonne lacht. Und so stürmen meine beiden Mitfahrer in Richtung Riesentreppe, während ich den knappen Kilometer hinterher hinke. 

Was haben wir nur wieder für ein Glück! Das Weltnaturwunder mit den 40.000 Basaltsäulen bei blauem Himmel und Sonne. 

Das blaue Meer wirft dazu ein paar ordentliche Wellen auf die Steintreppe. Wir bleiben eine knappe Stunde. Ich schieße unzählige Fotos, dann geht es zurück. 

Langsam und mit letzter Kraft erreiche ich das Auto, während Stefan noch einen Abstecher auf die Klippe gemacht hat.

Wir fahren zurück nach Bushmills. Diesmal bin ich es, der an der Besichtigung der Whiskey-Destillerie nicht teilnimmt. Zum einen war ich 1996 schon drin, zum anderen kann ich einfach nicht mehr. 

Während die Beiden den 2-zum-Preis-von-Einem-Gutschein der irischen Fremdenverkehrszentrale nutzen, den mir ein freundlicher Mensch in einem Gutscheinheft auf der Boot im Januar gegeben hat, mache ich es mir auf dem Liegesitz gemütlich und schlafe ein wenig. In dieser Zeit zwischen 11 und 13 Uhr verändert sich das Wetter. Wolken ziehen auf.

Guido und Stefan haben sich am Ende der Führung zur Whiskyprobe gemeldet, aber nur Guido hat Glück gehabt. Nun ist auch er beurkundeter Whisky-Kenner.

Wir fahren weiter. An der Esso-Tankstelle in Bushmills kaufen wir 2 Lagen Torfbriketts für Peter Kondler, den Autor der „Hallo-Captain“-CD-ROM. Unser deutsches Bier ist fast alle, wir haben eh’ Platz.  

An der White Park Bay geniessen wir dann kurz den Ausblick, während sich die ersten dicken Wolken vor den blauen Himmel schieben.

Knapp 10 Minuten später stehen wir auf dem Parkplatz an der Carrick-A-Rede-Rope-Bridge. Wieder schicke ich meine Mitfahrer allein los. Nach etwa 30 Minuten haben sie die verschlossene Hängebrücke gesehen und den ersten heftigen Schauer miterlebt, während ich vom Auto aus, den Wechsel der Sicht auf Rathlin-Island mit den aufkommenden Schauern erleben konnte. 

Überhaupt, manchmal konnte ich in der Ferne sogar deutlich die Insel Islay und die Berge von Jura erkennen, dann war wieder alles grau. Schottland liegt in den kommenden Stunden mit blauem Himmel zum Greifen nahe, ist dann aber immer wieder im Grau der Regenwolken verschwunden. Heute erleben wir mal richtiges irisches Wetter!

Es geht weiter. Bis Ballycastle haben wir zwei Schweizer als Mitfahrer. Eine Mutter mit Sohn, die sich ohne Fahrzeug per Anhalter zum Giants Causeway und zurück nach Ballycastle durchgeschlagen haben.

So komme ich also zu meiner „Stadtrundfahrt“ durch Ballycastle, die ich 1996 krankheitsbedingt verpasst hatte. Unser Weg führt uns weiter nach Osten. Nach 7 km biegen wir links ab. Eine Straße mit 2-Tonnen –Limit, oha. Zuerst fahren wir eine steile Strecke zur Murlough Bay hinunter. Es regnet in Strömen. Von der tollen Aussicht in Richtung Mull of Kintyre ist nichts zu sehen. Nach 10-minütigem Warten wird es nicht besser und wir fahren den 25%-er wieder hoch. Dann kommt uns ein Brite in einem Fiesta entgegen. Der Brite stellt sich ziemlich doof und Stefan sich ziemlich stur an.

Anfahren am nassen Berg ist ja schon schlimm genug, aber mit dem schweren Wagen fahren wir nicht seitlich in die Matsche. Der Brite verliert...  

Nun fahren wir weiter zum Torr-Head, der Stelle wo sich Schottland und Irland mit 19 km am nächsten sind. Die Sicht auf den Mull Of Kintyre ist toll und wir kriegen einen doppelten Regenbogen geboten. 

Auf der nun folgenden Achterbahnstrecke hatte ich 1996 mit dem Fahrrad einen Kreislaufzusammenbruch, der mir 2 Tage Magen- und Darm-Pause im Hostel von Ballycastle bescherte. 

Heute ist alles anders. Die Strecke ist einfach nur super!  

Wir erreichen Cushendun und bald darauf Cushendull. Nun haben wir die berühmten Täler von Antrim erreicht. In Cushendull wechseln wir daher in das Tal des Glenballyemon und fahren bis auf 300 Meter über NN zum Glengariff Forest Park. 

Nun geht es durch das schönste der Täler, das Tal von Glengariff, wieder zurück zum Meer.

Seit dem Torr Head liegt nun nicht mehr der Atlantische Ozean links neben uns. Das Meer heißt nun North Channel und ist Teil der Irischen See. Und in der Ferne sehen wir immer wieder Schottland.  

Der Abschied naht. Ein paar Kilometer hinter Glengarriff können wir erstmals um die Ecke schauen und in der Ferne, noch weit entfernt, Fähren erkennen. Die Straße folgt der Küste. Garron Point, Carnlough, Glenarm. In Ballygalley hab’ ich 1994 in der Jugendherberge übernachtet und im urigen Kellerpub im Turm des Schlosshotels mein Guinness getrunken. Noch 10 km bis Larne. Um 18 Uhr erreichen wir den Fährhafen. Wir stellen den Wagen ab, gehen ins Fährbüro und buchen unsere Morgenfähre um auf die nächste Abendfähre. Dann fahren wir in die Stadt zum Abendessen bei McD.  

Kurz vor 19 Uhr stehen wir dann als erste an der Schranke und warten auf Einlass. Von Schranke zu Schranke geht es weiter. Unser Schiff ist längst da und LKW um LKW rollt an Bord. Wir warten. Und warten. Und spotten über die wichtigen Leute, die wir hier mit ihren gelben Warnwesten beobachten können.  

Dann sind wir an Bord. Inzwischen ist die Sonne untergegangen und mit dem letzten Tageslicht legen wir ab. Ade Irland – Bis bald.

Da wir in Larne unser letztes britisches Geld ausgegeben haben, bezahle ich im Salon mein Bier mit einem 50 Euro-Schein. Nun bekomme ich britisches Wechselgeld. Fatalerweise merke ich zu spät, dass es nordirische Fünf-Pfund-Noten sind. Die nimmt mir im Rest des Königsreichs niemand mehr ab. Den Rest der 2-stündigen Reise verbringe ich damit, diese gegen ordentliches englisches Geld zu tauschen. Puh – gar nicht so einfach, am Ende habe ich die Taschen voller Pfundmünzen und einen 5-Pfund-Schein der Bank von England.

Kurz vor Cairnryan suche ich meine Mitfahrer. Wir beobachten vom Deck aus das Anlegemanöver. Dann geht es hinunter zum Fahrzeugdeck. Zum Glück sind die Treppenaufgänge so schmal, dass ich mich mit beiden Händen am Geländer abstützen kann und mich so halb rutschend hinunter hangele. Der Oberschenkel...  

Das Schott öffnet sich, wir rollen hinaus. Wir sind in Schottland. Für heute ist es nicht mehr weit, denn wir fahren nur noch an das Ende des „Long-Stay“-Parkplatzes und richten den Wagen her zum Schlafen.

Feierabend. Wir teilen uns die letzten Bierdosen, dann fotografiere ich meinen Oberschenkel. Ich sehe nur noch grün, blau und rot und trage meine Muskel-Salben auf.

Heutige Etappe: Bushmills – Larne - Cairnryan (138 km;  4820 km)  

 

Freitag, 04. Oktober 2002

Bedingt durch unsere Entscheidung, schon gestern die Abendfähre zu nehmen, bleiben wir heute Morgen in unserem normalen Aufstehrhythmus. Um 8 Uhr schwingen wir uns auf und bereiten unser Frühstück. Das Wetter ist freundlich. Als wir unsere ursprüngliche 7-Uhr-Fähre gegen 9 Uhr auftauchen sehen, sind wir startklar und brechen auf, noch bevor die Touristen und vor allem die Trucks die Fähre verlassen.

Guido und Stefan haben sich gegen mich verschworen. Ich darf heute nicht fahren. Also kuschel ich mich mit Kissen und Schlafsäcken bequem auf die Rückbank. Zuerst fährt Stefan. Zügig durchqueren wir Südschottland und erreichen gegen 11:30 Uhr die Autobahn bei Gretna Green. Südlich von Carlisle tanken wir auf, dann nach einer weiteren Stunde Fahrt machen wir eine 20-minütige Pause und Fahrerwechsel in der Nähe von Lancaster. Inzwischen ist es 14 Uhr.

Guido fährt nun. Der Weg zieht sich. Der Großraum Liverpool ist problemlos, dann erreichen wir den Ballungsraum Birmingham. Stop-and-go, aber der Verkehr fliesst. Als Navigator entscheide ich mich, nicht die stauanfällige Direktroute nach London zu nehmen. Wir machen einen kurzen Abstecher nach Süden und fahren dann weiter auf der M4 via Stratford und Oxford. Gegen 17 Uhr erreichen wir den Londoner Autobahnring. Im Bereich des Flughafens Heathrow steht Guido dann aber endgültig im Stau. Später wird es dann besser, aber der dichte Verkehr erfordert volle Konzentration. Ich merke, dass Guido ziemlich genervt ist, außerdem streiten meine beiden Fahrer schon seit einer halben Stunde über die Nutzung der richtigen Spur und über nicht vorhandene Ausweichstrecken.

Zeit für eine Bereu- und Kaffeepause. Die folgenden 90 km nach Dover sind schon stressloser. Gegen 19:30 Uhr erreichen wir Dover. Jetzt brauchen wir einen Platz zum Kochen. Ein Parkplatz am Meer ist nur über eine mit Ampel und Schranke gesicherte Straße erreichbar. Wir drei starren aus dem Auto heraus die Sprechanlage an. Wer sich zuerst bewegt hat verloren. Ich bleib’ heute einfach in meinen Kissen sitzen, obwohl ich sonst immer den Job übernommen hab’. Das Bein. Stefan kann fast kein Englisch und Guido traut sich wohl nicht. Nach 3 Minuten verliert Stefan und kommt mit der Nachricht wieder, dass der Parkplatz ab 19 Uhr dicht sei.

Wir fahren zur nächsten Ausfahrt, dann zu einem Marinedenkmal auf der Steilklippe. Das Tor ist natürlich zu, aber vor dem Tor ist noch genügend Platz. Wir parken und beginnen mit der Zubereitung unserer letzten „Spaghetti mit CornedBeaf-Sauce“ des Urlaubs. Zum Glück müssen wir heute nicht mehr spülen! Alles kommt in Müllbeutel und dann morgen zu hause in die Spülmaschine. Um 20:30 Uhr fahren wir zu den Eastern Docks. Am Eingang checkt ein Security Mann unser Ticket und aus 2 Meter Entfernung die Personalausweise. Dann geht es zum Schalter von Seafrance. Ein kurzer Papieraustausch und wir kreisen durch das Hafengelände in unsere Warteposition. Jetzt haben wir Zeit. Ich schicke Guido und Stefan raus zum Aufkleber-Entfernen. Das auf den Scheinwerfern festsitzende Tape wird schließlich mit dem Taschenmesser abgekratzt. Wir warten. Ein anderes Schiff wird abgefertigt. Dann kommt unser Schiff. Trucks werden verladen. Wir warten. Am Ende dürfen wir mit knapp 30-minütiger Verspätung an Bord. Ich quäle mich 4 steile Treppen hinauf in einen Salon. Adieu England!

Heutige Etappe: Cairnryan – Dover (854 km; 5674 km)

Samstag, 05.Oktober 2002

Ich kaufe ein. Von den letzten Pfund erstehe ich im Shop 24 Dosen Murphy’s Stout. Acht Dosen wiederum kauft mir Guido gegen EUR ab.

Die auf der Hinfahrt gewonnene Stunde dürfen wir jetzt wieder abgeben und daher unsere Uhren vorstellen.

Es ist 2:30 Uhr als wir Calais erreichen und kurz darauf vom Schiff rollen. Kontrollen: Gibt’s nicht.

Wir fahren die 4 km zur Tankstelle. Stefan, der nun fahren wird, versucht vergeblich einen Kaffee zu kriegen, während ich den Diesel bezahle. Stefan hat nur so viel eingefüllt, dass es sicher bis zum billigen Luxemburg reicht.

Guido sitzt nun hinten und versucht, etwas zu schlafen, denn er hat im Laufe des Tages noch die Strecke von der Mosel bis Menden und später von Menden bis Flensburg vor sich. Die Strecke ist leicht neblig. Dünkirchen, Lille, hinein nach Belgien. Ich döse ab und zu ein, versuche aber wach zu bleiben. In Belgien hält Stefan an einer Tankstelle und holt sich einen Kaffee.

Wir wechseln wieder die Autobahn, Richtung Luxemburg. Immer öfter fahren wir in Nebelfelder hinein. Kaum ein Auto ist unterwegs.

Kurz nach fünf Uhr haben wir wieder deutschen Radioempfang. SWR3. Um 5:45 Uhr erreichen wir Luxemburg-Stadt. Um 06:10 Uhr überqueren wir im Nebel in Schengen die Mosel. Wir machen noch eine Stadtrundfahrt durch Perl zum Geldautomaten.

Um 6:35 Uhr stehen wir bei Stefans Eltern und Stefan checkt die Lage. Lucky wirkt verwirrt. Zwar begrüßt er uns höflich, da er aber weiß, dass nun Autofahren ansteht, ist er recht reserviert.

Es gibt Kaffee und ein paar Schnitten Brot. Guido und ich wollen weiter. Es heißt Abschiednehmen und Danksagen für’s Hundehüten.

Gegen 7:30 Uhr starten wir. Inzwischen ist es hell und der Nebel gibt kaum 60 Meter Sicht frei. Um Guido zu entlasten, übernehme jetzt erst mal ich das Steuer. Es geht.

Wir tasten uns auf der Moseluferstraße durch den Dunst. In Remich wechseln wir auf das luxemburgische Ufer. Wir fahren nach Wasserbillig und tanken hier voll. Guido sucht noch ein paar Tankstellen nach Bushmills Single Malt ab. Vergeblich. Über die Autobahn verlassen wir Luxemburg, dann, bei Trier, wechseln wir auf die Bundesstraße Richtung Bitburg.

Hinter Bitburg habe ich Probleme damit, die Augen aufzuhalten. Wir machen Fahrerwechsel. Zum Glück verflüchtigt sich jetzt der Nebel, die Sicht für Guido wird klar. Hinter Prüm schlafe ich ein. Nach etwa 1 Stunde in Höhe Euskirchen bin ich dann wieder wach und ausgeruht. Auf der A1 umrunden wir Köln. An der Raststätte Remscheid fahren wir zum 2. Frühstück bei McD. Der Kaffee ist scheuslich, die Frühstücksburger pappig und lauwarm. Weiter. Ich fahre. Es beginnt zu regnen. Genau um 12 Uhr erreichen wir Menden.

Da ich Probleme mit der Treppe habe, räumt Guido meinen Wagen aus und den Großteil des Gepäcks plus Ausrüstung in die Wohnung. Danke! Dann setzt er die Wagen um und räumt sein Gepäck aus. Sein Auto hat einen leichten Platten, also fährt Guido erst mal zur Tankstelle. Während dessen brenne ich Guido die beiden Paddy Reilly-CDs. Nun verbinden wir noch seinen Laptop und meinen Rechner via Netzwerkkabel. Wir überspielen meine 2700 Fotos auf meinen Rechner. Da der Rest der Bilder von Holgi und Guido zu lange dauern würde, beschließen wir, dass ich diese Fotos per CD bekomme. Gegen 14 Uhr startet Guido auf seine letzte 500 km-Etappe im strömenden Regen. Gegen 20 Uhr ist dann auch Guido wieder daheim in Sörup.

Heutige Etappen: 
Calais – Besch/Mosel (467 km; 6141 km )
Besch – Menden (324 km; 6465 km)  
 

Gesamtstrecke des Urlaubs: 6465 km

Nachtrag:
Am Wochenende verschlimmert sich mein Bein, sowohl farblich, als auch durch die hinzu kommenden Knieschmerzen, so dass ich am Montag von meinem Hausarzt 2 Wochen krank geschrieben werde. In dieser Zeit verheilen die Blutergüsse vollständig 

Anmerkung:
Die Detailkarten wurden von Stef@n bereitgestellt.

Kosten:
Die Wavequeen kostete 1680 € plus Extras und wurde gebucht über die Agentur Shannon-Travel in Unna.
Die Anreise für den VW-Bus kostete 359 € als Landbridge- Sondertarif von Gaeltacht-Irland-Reisen in Moers.
Die Flüge der anderen Mitreisenden wurden individuell gebucht.

zur vorherigen Seite <<<<  
zum Anfang des Reiseberichts <<<<  
Gästebuch

zurück zur Homepage von Dieter Pinell

Zuletzt geändert:  10. Dezember 2003
dp2003               (Der Text und alle Fotos sind urheberrechtlich geschützt)