Dies ist der Bericht über
eine 3-wöchige Irlandrundreise mit einem VW-Wohnmobil und einem
Kabinenkreuzer auf dem Shannon.
Teil 9:
Donnerstag,
03. Oktober 2002
(Karte)
In
Deutschland ist Feiertag. Wir haben unseren letzten Tag in Irland
und wachen an einem kühlen Morgen mit strahlendem Sonnenschein auf.
Da außer uns eh’ niemand auf dem Platz ist, gehe ich nur mit
Unterhose und T-Shirt bekleidet zum Duschen.
Als
ich zurückkomme meint Guido, ich solle mir mal meine
Oberschenkelunterseite genauer ansehen, die sähe nicht gut aus...
Nach
dem Frühstück räumen wir zusammen. Ich klemme mich mühselig
hinter das Steuer, lasse den Motor an und mache mich bereit
loszufahren. Mein Oberschenkel sagt, es geht nicht. Ich sage Stefan,
der neben mir sitzt, dass es nicht geht. Fahrerwechsel. Schade.
Stefan
fährt uns nach Bushmills, dann durch den Ort und nach 5 Minuten
erreichen wir das Besucherzentrum am Giants Causeway.
Die Sonne
lacht. Und so stürmen meine beiden Mitfahrer in Richtung
Riesentreppe, während ich den knappen Kilometer hinterher hinke.
Was haben wir nur wieder für ein Glück! Das Weltnaturwunder mit
den 40.000 Basaltsäulen bei blauem Himmel und Sonne.
Das blaue Meer
wirft dazu ein paar ordentliche Wellen auf die Steintreppe. Wir
bleiben eine knappe Stunde. Ich schieße unzählige Fotos, dann geht
es zurück.
Langsam und mit letzter Kraft erreiche ich das Auto, während
Stefan noch einen Abstecher auf die Klippe gemacht hat.
Wir
fahren zurück nach Bushmills. Diesmal bin ich es, der an der
Besichtigung der Whiskey-Destillerie nicht teilnimmt. Zum einen war
ich 1996 schon drin, zum anderen kann ich einfach nicht mehr.
Während
die Beiden den 2-zum-Preis-von-Einem-Gutschein der irischen
Fremdenverkehrszentrale nutzen, den mir ein freundlicher Mensch in
einem Gutscheinheft auf der Boot im Januar gegeben hat, mache ich es
mir auf dem Liegesitz gemütlich und schlafe ein wenig. In dieser
Zeit zwischen 11 und 13 Uhr verändert sich das Wetter. Wolken
ziehen auf.
Guido
und Stefan haben sich am Ende der Führung zur Whiskyprobe gemeldet,
aber nur Guido hat Glück gehabt. Nun ist auch er beurkundeter
Whisky-Kenner.
Wir
fahren weiter. An der Esso-Tankstelle in Bushmills kaufen wir 2
Lagen Torfbriketts für Peter Kondler, den Autor der
„Hallo-Captain“-CD-ROM. Unser deutsches Bier ist fast alle, wir
haben eh’ Platz.
An
der White Park Bay geniessen wir dann kurz den Ausblick, während
sich die ersten dicken Wolken vor den blauen Himmel schieben.
Knapp
10 Minuten später stehen wir auf dem Parkplatz an der
Carrick-A-Rede-Rope-Bridge. Wieder schicke ich meine Mitfahrer
allein los. Nach etwa 30 Minuten haben sie die verschlossene Hängebrücke
gesehen und den ersten heftigen Schauer miterlebt, während ich vom
Auto aus, den Wechsel der Sicht auf Rathlin-Island mit den
aufkommenden Schauern erleben konnte.
Überhaupt, manchmal konnte
ich in der Ferne sogar deutlich die Insel Islay und die Berge von
Jura erkennen, dann war wieder alles grau. Schottland liegt in den
kommenden Stunden mit blauem Himmel zum Greifen nahe, ist dann aber
immer wieder im Grau der Regenwolken verschwunden. Heute erleben wir
mal richtiges irisches Wetter!
Es
geht weiter. Bis Ballycastle haben wir zwei Schweizer als Mitfahrer.
Eine Mutter mit Sohn, die sich ohne Fahrzeug per Anhalter zum Giants
Causeway und zurück nach Ballycastle durchgeschlagen haben.
So
komme ich also zu meiner „Stadtrundfahrt“ durch Ballycastle, die
ich 1996 krankheitsbedingt verpasst hatte. Unser Weg führt uns
weiter nach Osten. Nach 7 km biegen wir links ab. Eine Straße mit
2-Tonnen –Limit, oha. Zuerst fahren wir eine steile Strecke zur
Murlough Bay hinunter. Es regnet in Strömen. Von der tollen
Aussicht in Richtung Mull of Kintyre ist nichts zu sehen. Nach
10-minütigem Warten wird es nicht besser und wir fahren den 25%-er
wieder hoch. Dann kommt uns ein Brite in einem Fiesta entgegen. Der
Brite stellt sich ziemlich doof und Stefan sich ziemlich stur an.
Anfahren
am nassen Berg ist ja schon schlimm genug, aber mit dem schweren
Wagen fahren wir nicht seitlich in die Matsche. Der Brite
verliert...
Nun
fahren wir weiter zum Torr-Head, der Stelle wo sich Schottland und
Irland mit 19 km am nächsten sind. Die Sicht auf den Mull Of
Kintyre ist toll und wir kriegen einen doppelten Regenbogen geboten.
Auf der nun folgenden Achterbahnstrecke hatte ich 1996 mit dem
Fahrrad einen Kreislaufzusammenbruch, der mir 2 Tage Magen- und
Darm-Pause im Hostel von Ballycastle bescherte.
Heute ist alles
anders. Die Strecke ist einfach nur super!
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Wir
erreichen Cushendun und bald darauf Cushendull. Nun haben wir die berühmten
Täler von Antrim erreicht. In Cushendull wechseln wir daher in das
Tal des Glenballyemon und fahren bis auf 300 Meter über NN zum
Glengariff Forest Park.
Nun geht es durch das schönste der Täler,
das Tal von Glengariff, wieder zurück zum Meer.
Seit
dem Torr Head liegt nun nicht mehr der Atlantische Ozean links neben
uns. Das Meer heißt nun North Channel und ist Teil der Irischen
See. Und in der Ferne sehen wir immer wieder Schottland.
Der
Abschied naht. Ein paar Kilometer hinter Glengarriff können wir
erstmals um die Ecke schauen und in der Ferne, noch weit entfernt, Fähren
erkennen. Die Straße folgt der Küste. Garron Point, Carnlough,
Glenarm. In Ballygalley hab’ ich 1994 in der Jugendherberge übernachtet
und im urigen Kellerpub im Turm des Schlosshotels mein Guinness
getrunken. Noch 10 km bis Larne. Um 18 Uhr erreichen wir den Fährhafen.
Wir stellen den Wagen ab, gehen ins Fährbüro und buchen unsere
Morgenfähre um auf die nächste Abendfähre. Dann fahren wir in die
Stadt zum Abendessen bei McD.
Kurz
vor 19 Uhr stehen wir dann als erste an der Schranke und warten auf
Einlass. Von Schranke zu Schranke geht es weiter. Unser Schiff ist längst
da und LKW um LKW rollt an Bord. Wir warten. Und warten. Und spotten
über die wichtigen Leute, die wir hier mit ihren gelben Warnwesten
beobachten können.
Dann
sind wir an Bord. Inzwischen ist die Sonne untergegangen und mit dem
letzten Tageslicht legen wir ab. Ade Irland – Bis bald.
Da
wir in Larne unser letztes britisches Geld ausgegeben haben, bezahle
ich im Salon mein Bier mit einem 50 Euro-Schein. Nun bekomme ich
britisches Wechselgeld. Fatalerweise merke ich zu spät, dass es
nordirische Fünf-Pfund-Noten sind. Die nimmt mir im Rest des Königsreichs
niemand mehr ab. Den Rest der 2-stündigen Reise verbringe ich
damit, diese gegen ordentliches englisches Geld zu tauschen. Puh –
gar nicht so einfach, am Ende habe ich die Taschen voller Pfundmünzen
und einen 5-Pfund-Schein der Bank von England.
Kurz
vor Cairnryan suche ich meine Mitfahrer. Wir beobachten vom Deck aus
das Anlegemanöver. Dann geht es hinunter zum Fahrzeugdeck. Zum Glück
sind die Treppenaufgänge so schmal, dass ich mich mit beiden Händen
am Geländer abstützen kann und mich so halb rutschend hinunter
hangele. Der Oberschenkel...
Das
Schott öffnet sich, wir rollen hinaus. Wir sind in Schottland. Für
heute ist es nicht mehr weit, denn wir fahren nur noch an das Ende
des „Long-Stay“-Parkplatzes und richten den Wagen her zum
Schlafen.
Feierabend.
Wir teilen uns die letzten Bierdosen, dann fotografiere ich meinen
Oberschenkel. Ich sehe nur noch grün, blau und rot und trage meine
Muskel-Salben auf.
Heutige
Etappe: Bushmills – Larne - Cairnryan (138 km;
4820 km)
Freitag,
04. Oktober 2002
Bedingt
durch unsere Entscheidung, schon gestern die Abendfähre zu nehmen,
bleiben wir heute Morgen in unserem normalen Aufstehrhythmus. Um 8
Uhr schwingen wir uns auf und bereiten unser Frühstück. Das Wetter
ist freundlich. Als wir unsere ursprüngliche 7-Uhr-Fähre gegen 9
Uhr auftauchen sehen, sind wir startklar und brechen auf, noch bevor
die Touristen und vor allem die Trucks die Fähre verlassen.
Guido
und Stefan haben sich gegen mich verschworen. Ich darf heute nicht
fahren. Also kuschel ich mich mit Kissen und Schlafsäcken bequem
auf die Rückbank. Zuerst fährt Stefan. Zügig durchqueren wir
Südschottland und erreichen gegen 11:30 Uhr die Autobahn bei Gretna
Green. Südlich von Carlisle tanken wir auf, dann nach einer
weiteren Stunde Fahrt machen wir eine 20-minütige Pause und
Fahrerwechsel in der Nähe von Lancaster. Inzwischen ist es 14 Uhr.
Guido
fährt nun. Der Weg zieht sich. Der Großraum Liverpool ist
problemlos, dann erreichen wir den Ballungsraum Birmingham.
Stop-and-go, aber der Verkehr fliesst. Als Navigator entscheide ich
mich, nicht die stauanfällige Direktroute nach London zu nehmen.
Wir machen einen kurzen Abstecher nach Süden und fahren dann weiter
auf der M4 via Stratford und Oxford. Gegen 17 Uhr erreichen wir den
Londoner Autobahnring. Im Bereich des Flughafens Heathrow steht Guido dann aber endgültig im Stau. Später wird es dann
besser, aber der dichte Verkehr erfordert volle Konzentration. Ich
merke, dass Guido ziemlich genervt ist, außerdem streiten meine
beiden Fahrer schon seit einer halben Stunde über die Nutzung der
richtigen Spur und über nicht vorhandene Ausweichstrecken.
Zeit
für eine Bereu- und Kaffeepause. Die folgenden 90 km nach Dover
sind schon stressloser. Gegen 19:30 Uhr erreichen wir Dover. Jetzt
brauchen wir einen Platz zum Kochen. Ein Parkplatz am Meer ist nur
über eine mit Ampel und Schranke gesicherte Straße erreichbar. Wir
drei starren aus dem Auto heraus die Sprechanlage an. Wer sich
zuerst bewegt hat verloren. Ich bleib’ heute einfach in meinen
Kissen sitzen, obwohl ich sonst immer den Job übernommen hab’.
Das Bein. Stefan kann fast kein Englisch und Guido traut sich wohl
nicht. Nach 3 Minuten verliert Stefan und kommt mit der Nachricht
wieder, dass der Parkplatz ab 19 Uhr dicht sei.
Wir
fahren zur nächsten Ausfahrt, dann zu einem Marinedenkmal auf der
Steilklippe. Das Tor ist natürlich zu, aber vor dem Tor ist noch
genügend Platz. Wir parken und beginnen mit der Zubereitung unserer
letzten „Spaghetti mit CornedBeaf-Sauce“ des Urlaubs. Zum Glück
müssen wir heute nicht mehr spülen! Alles kommt in Müllbeutel und
dann morgen zu hause in die Spülmaschine. Um 20:30 Uhr fahren wir
zu den Eastern Docks. Am Eingang checkt ein Security Mann unser
Ticket und aus 2 Meter Entfernung die Personalausweise. Dann geht es
zum Schalter von Seafrance. Ein kurzer Papieraustausch und wir
kreisen durch das Hafengelände in unsere Warteposition. Jetzt haben
wir Zeit. Ich schicke Guido und Stefan raus zum Aufkleber-Entfernen.
Das auf den Scheinwerfern festsitzende Tape wird schließlich mit
dem Taschenmesser abgekratzt. Wir warten. Ein anderes Schiff wird
abgefertigt. Dann kommt unser Schiff. Trucks werden verladen. Wir
warten. Am Ende dürfen wir mit knapp 30-minütiger Verspätung an
Bord. Ich quäle mich 4 steile Treppen hinauf in einen Salon. Adieu
England!
Heutige
Etappe: Cairnryan – Dover (854 km; 5674 km)
Samstag,
05.Oktober 2002
Ich
kaufe ein. Von den letzten Pfund erstehe ich im Shop 24 Dosen
Murphy’s Stout. Acht Dosen wiederum kauft mir Guido gegen EUR ab.
Die
auf der Hinfahrt gewonnene Stunde dürfen wir jetzt wieder abgeben
und daher unsere Uhren vorstellen.
Es
ist 2:30 Uhr als wir Calais erreichen und kurz darauf vom Schiff
rollen. Kontrollen: Gibt’s nicht.
Wir
fahren die 4 km zur Tankstelle. Stefan, der nun fahren wird,
versucht vergeblich einen Kaffee zu kriegen, während ich den Diesel
bezahle. Stefan hat nur so viel eingefüllt, dass es sicher bis zum
billigen Luxemburg reicht.
Guido
sitzt nun hinten und versucht, etwas zu schlafen, denn er hat im
Laufe des Tages noch die Strecke von der Mosel bis Menden und
später von Menden bis Flensburg vor sich. Die Strecke ist leicht
neblig. Dünkirchen, Lille, hinein nach Belgien. Ich döse ab und zu
ein, versuche aber wach zu bleiben. In Belgien hält Stefan an einer
Tankstelle und holt sich einen Kaffee.
Wir
wechseln wieder die Autobahn, Richtung Luxemburg. Immer öfter
fahren wir in Nebelfelder hinein. Kaum ein Auto ist unterwegs.
Kurz
nach fünf Uhr haben wir wieder deutschen Radioempfang. SWR3. Um
5:45 Uhr erreichen wir Luxemburg-Stadt. Um 06:10 Uhr überqueren wir
im Nebel in Schengen die Mosel. Wir machen noch eine Stadtrundfahrt
durch Perl zum Geldautomaten.
Um
6:35 Uhr stehen wir bei Stefans Eltern und Stefan checkt die Lage.
Lucky wirkt verwirrt. Zwar begrüßt er uns höflich, da er aber
weiß, dass nun Autofahren ansteht, ist er recht reserviert.
Es
gibt Kaffee und ein paar Schnitten Brot. Guido und ich wollen
weiter. Es heißt Abschiednehmen und Danksagen für’s Hundehüten.
Gegen
7:30 Uhr starten wir. Inzwischen ist es hell und der Nebel gibt kaum
60 Meter Sicht frei. Um Guido zu entlasten, übernehme jetzt erst
mal ich das Steuer. Es geht.
Wir
tasten uns auf der Moseluferstraße durch den Dunst. In Remich
wechseln wir auf das luxemburgische Ufer. Wir fahren nach
Wasserbillig und tanken hier voll. Guido sucht noch ein paar
Tankstellen nach Bushmills Single Malt ab. Vergeblich. Über die
Autobahn verlassen wir Luxemburg, dann, bei Trier, wechseln wir auf
die Bundesstraße Richtung Bitburg.
Hinter
Bitburg habe ich Probleme damit, die Augen aufzuhalten. Wir machen
Fahrerwechsel. Zum Glück verflüchtigt sich jetzt der Nebel, die Sicht
für Guido wird klar. Hinter Prüm schlafe ich ein. Nach etwa 1
Stunde in Höhe Euskirchen bin ich dann wieder wach und ausgeruht.
Auf der A1 umrunden wir Köln. An der Raststätte Remscheid fahren
wir zum 2. Frühstück bei McD. Der Kaffee ist scheuslich, die
Frühstücksburger pappig und lauwarm. Weiter. Ich fahre. Es beginnt
zu regnen. Genau um 12 Uhr erreichen wir Menden.
Da
ich Probleme mit der Treppe habe, räumt Guido meinen Wagen aus und
den Großteil des Gepäcks plus Ausrüstung in die Wohnung. Danke!
Dann setzt er die Wagen um und räumt sein Gepäck aus. Sein Auto hat einen leichten Platten, also fährt Guido erst mal zur
Tankstelle. Während dessen brenne ich Guido die beiden Paddy
Reilly-CDs. Nun verbinden wir noch seinen Laptop und meinen Rechner
via Netzwerkkabel. Wir überspielen meine 2700 Fotos auf meinen
Rechner. Da der Rest der Bilder von Holgi und Guido zu lange dauern
würde, beschließen wir, dass ich diese Fotos per CD bekomme. Gegen
14 Uhr startet Guido auf seine letzte 500 km-Etappe im strömenden
Regen. Gegen 20 Uhr ist dann auch Guido wieder daheim in Sörup.
Heutige
Etappen:
Calais – Besch/Mosel (467 km; 6141 km )
Besch – Menden (324 km; 6465 km)
Gesamtstrecke
des Urlaubs: 6465 km
Nachtrag:
Am
Wochenende verschlimmert sich mein Bein, sowohl farblich, als auch
durch die hinzu kommenden Knieschmerzen, so dass ich am Montag von
meinem Hausarzt 2 Wochen krank geschrieben werde. In dieser Zeit
verheilen die Blutergüsse vollständig
Anmerkung:
Die Detailkarten wurden von Stef@n
bereitgestellt.
Kosten:
Die Wavequeen kostete 1680 € plus Extras und wurde gebucht über
die Agentur Shannon-Travel
in Unna.
Die Anreise für den VW-Bus kostete 359 € als Landbridge-
Sondertarif von Gaeltacht-Irland-Reisen
in Moers.
Die Flüge der anderen Mitreisenden wurden individuell gebucht.
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