Dies ist der Bericht über
eine 3-wöchige Irlandrundreise mit einem VW-Wohnmobil und einem
Kabinenkreuzer auf dem Shannon.
Teil 8:
Montag,
30. September 2002
(Karte)
Gut,
von den Regentropfen im Burrengebiet abgesehen, haben wir im ganzen
Urlaub noch keinen Regen gesehen, doch jede Serie geht einmal zu
Ende...
Jedenfalls
beginnt der Montag mit Regen. Wie 2 Wochen zuvor gehe ich bei MACE
in Leitrim Brötchen holen und wieder muss ich auf die Backmaschine
warten.
Nach dem Frühstück klemme ich mich ans Steuer und Stefan
lotst mich auf einen Pfad, der direkt am Lough Allan-Kanal entlang führt.
So kriege ich nun auch mal den Kanal zu Gesicht, denn vor 2 Wochen
lag ich hier krank unter Deck rum.
In
Drumshanbo fahren wir auf den Lough-Allan-Drive doch die Aussicht
ist nicht besonders. Wir erreichen bald Dowra und schauen uns im
Dorf ein wenig um. Bis hierher will eine örtliche Interessengruppe
den Shannon ausbauen und eine Marina einrichten? Unvorstellbar!
Ich
kaufe Briefmarken, dann geht es weiter. Wir fahren nun ins Gebirge.
Nach unzähligen Kurven in der nebelverhangenen Landschaft kommen wir
zum Parkplatz an der Shannon-Quelle. Zum Glück hat der Regen
aufgehört.
Nach ein paar hundert Metern entlang von moorigen Wiesen
erreichen wir über eine kleine Brücke das Quellbecken des Shannon,
den Shannon-Pot.
Hier
wollte ich schon 1996 mit dem Fahrrad bin, hatte dann aber
vorgezogen von Donegal nach Galway den Bus zu nehmen.
Wir
schießen ein paar Fotos vom dunklen Teich, der mit Sträuchern
umrahmt ist, dann geht es zurück zum VW-Bus. Die Strasse führt nun
zur N16, der Verbindungsstrecke von Sligo nach Enniskillen.
In
Blacklion erreichen wir die Grenze nach Nordirland. Bald darauf sind
wir in Enniskillen. Vor der Brücke staut es sich etwas, obwohl
Guido gar nicht am Steuer ist, dann parken wir am Schloss. Wir
machen einen ausgiebigen Rundgang durch die Innenstadt.
Guido
und Stefan fühlen sich hier eher unbehaglich. Ich jedoch sehe
deutliche Veränderungen gegenüber 1990, als ich erstmals hier war.
Wir essen in einen Hamburger-Laden mit ungefähr 40 verschiedenen
Burgern.
Nun
geht es weiter. Etwa 6 km nördlich der Stadt biege ich links ab in
einen Feldweg und nach weiteren 2 km erreichen wir den Anleger zur
Devenish Island, die am Südende des Lower Lough Erne liegt.
Doch
was ist das? Keine Fähre ist zu sehen. Ich konsultiere den
Michelin-Führer. Mist! Montags bleibt die Klosterinsel Devenish
Island, deren Rundturm wir in der Ferne sehen, geschlossen. Schade für
Guido und Stefan, ich war ja 1990 schon mal auf der Kloster-Insel.
Weiter
geht’s nach Castle Archdale. Wir fahren durch den Forest Park zum
Schloss, dann hinunter zur Marina. Im Hafen liegen verschiedene
Privatboote und eine Penichette von Locaboat.
Und
dann ist es passiert. Ich rutsche mit dem rechten Fuß aus und
strecke mich einmal quer über die nasse Slipping-Anlage. Mit dem
linken Fuß kniend kann ich mein Körpergewicht abfangen, aber ein
stechender Schmerz durchzieht die Unterseite meines Oberschenkels.
Gut, Indianer kennt keinen Schmerz, normalerweise ist ein- zwei
Stunden später alles wieder gut. Ich humpele also zurück zum Auto
und weiter geht’s.
Wir
fahren zu einem Aussichtspunkt oberhalb des Lower Lough Erne. Das
Laufen schmerzt, aber es scheint zu gehen. Dann fahren wir auf Boa
Island.
Ein
kleines Hinweisschild führt uns zu einem kleinen Parkplatz und 100
Meter weiter finden wir einen alten verwitterten Friedhof, auf dem
eine gut erhaltene Figur mit zwei Gesichtern, ein Januskopf, steht.
Mit den beiden anderen hinke ich zum Auto und die Schmerzen werden
schlimmer. Nun fahren wir nach Belleek. Der Erne ist bis hierher
schiffbar. Wir parken an der Porzellan-Manufaktur und gehen in den
Shop. Das hier Angebotene gefällt uns dreien nicht. Guido und
Stefan mögen die Fabrik nicht besichtigen. Ich würde gern, kann
jetzt aber nicht mehr...
Ich
überlasse nun Guido das Steuer. Wir überqueren die Erne-Brücke
und sind dann bald wieder in der Republik. Nach knapp 5 Minuten sind
wir in Ballyshannon. Da der Campingplatz laut Guidebook schon seit
gestern zu hat, fragen wir erst mal beim Besitzer nach, ob wir
campieren können. Nach seinem OK fahren wir zum Einkaufen in die
Stadt. Dann nisten wir uns fast direkt am Erne-Stausee ein.
Den
Abend verbringen wir im VW-Bus. Ich packe meine Muskel-Salben aus...
Heutige
Etappe: Leitrim – Ballyshannon (143 km; 4241 km)
Dienstag,
01. Oktober 2002
(Karte)
Meinem
Bein geht es nicht besser. Das Wetter ist grau und Guido fährt.
Hinter Ballyshannon nehmen wir einen Abstecher ans Meer mit und
kommen dann bald nach Donegal-Town.
Wir
parken und ich hinke hinter den beiden her durch die Stadt. Wir
besuchen ein Musikgeschäft und umkreisen den dreieckigen zentralen
Platz der Stadt.
Dann fahren wir weiter. Zum Glück hat es nicht
geregnet. Wir folgen nun der N56 entlang der Küste nach Killybegs,
aber die Strecke ist nicht spektakulär.
Killybegs
besteht eigentlich nur aus den Hafenanlagen und den Hallen, in denen
der hier angelandete Fisch verarbeitet wird. Kein Ort zum Verweilen.
Auf nun schmaleren Strassen werden die Aussichten schöner.
Wenn das
Wetter nur besser wäre... In Kilcar fahren wir auf die Nebenstrecke
und hinter Carrick wird es abenteuerlich.
Zuerst
einmal fährt Guido aber an der Zufahrtstrasse zum Sleeve Leage
vorbei, dann geht es im zweiten Versuch steil bergan. Den Parkplatz
am 1. Gatter lassen wir links liegen. Der Reiseführer sagt, dass
man hier noch weiter darf. Also öffnet Stefan das Tor für den
VW-Bus und wir fahren weiter bergan, wobei wir einige verwunderte
Wanderer überholen. Bald erreichen wir den oberen Parkplatz auf
etwa 180 m Höhe.
Hier
beginnt der One-Man-Path, den Guido nun beherzt mit seiner
Filmkamera ein paar Meter hinaufläuft.
Ich
aber entferne mich nur ein paar Meter vom Auto und schieße meine
Fotos von der wolkenverhangenen höchsten Klippe Europas (603 Meter
über NN) und von dem Spiel der Wellen in der darunter liegenden
Bucht.
Irgendwann
geht es dann zurück den Berg hinunter und zur Hauptstraße. Der Weg
führt im Hinterland des Sleeve Leage nach Glencolumbcille,
sozusagen zum Ende der Welt.
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Wir durchqueren das Dorf und jetzt
kommt sogar die Sonne durch. Bei dem tollen Licht fahren wir weiter
bis zum Aussichtspunkt, der oberhalb des Sandstrands an der Malin
Bay liegt.
Ausnahmsweise bleibt Stefan diesmal da und wir fahren
zurück. Als wir hinter Glencolumbcille den Weg in Richtung Ardara
einschlagen, verschlechtert sich das Wetter wieder und als wir dann
oben auf dem Glengesh Pass sind, regnet es.
So fahren wir ohne
auszusteigen hinunter nach Ardara. Guido ist inzwischen ziemlich
genervt von den miserablen schmalen Strassen, die noch dazu sehr
kurvenreich sind. Hinzu kommt das schlechte Wetter. Ab Maas fahren
wir wieder auf der N56 und sparen uns weitere Abstecher. Den
Campingplatz in Dunglow erreichen wir daher schon relativ früh.
Stefan
und Guido gehen die Stadt erkunden und einkaufen, während ich mit
meinem kaputten Bein zurückbleibe.
Heute
gibt es Fish&Chips, dann ein paar Biere. Heute lege ich mich
früh zum Schlafen, während die beiden anderen mit den Drehsesseln
vorlieb nehmen müssen.
Mir
geht es gar nicht gut.
Heutige
Etappe: Ballyshannon – Dunglow (181 km; 4422 km)
Mittwoch,
02. Oktober 2002
(Karte)
Unser
vorletzter Tag in Irland beginnt mit Regen. Wir verlassen Dunglow
mit Stefan als Fahrer.
Ohne
wirkliche Pause fahren wir von Dunglow auf der Küstenstrasse durch
das flache Moorseen-Gebiet „The Rosses“.
Wir kommen an Leo’s
Taverne vorbei, hier sind Enya und Clannad zu hause. Bei Gweedore
folgen wir der Küste zum heute eher grauen als roten „Bloody
Foreland“.
Bei Gortahork erreichen wir wieder die N56, die nun dem
Küstenverlauf folgt.
Dann geht es bei Creeslough auf die
Nebenstrecke, die uns über Carrigart und Cranford nach Millford
führt.
Upps!
Irgendwo im Hafengebiet hat sich Stefan dann verfahren und nun
genießen wir die Landschaft östlich der eigentlichen Hauptstrasse
im Nieselregen. Doch schon bald erreichen wir Letterkenny.
Meine
beiden Mitfahrer setzen mich im Internet-Cafe ab und besichtigen die
regenverhangene Stadt mit der längsten Hauptstraße Irlands. Dann
gehen wir gemeinsam einkaufen und fahren, nachdem wir wegen der
hohen britischen Dieselpreise noch mal vollgetankt haben, zum
örtlichen „Kentucky Fried Chicken“, um fettige Hähnchenteile
und miese Pommes in uns hinein zu stopfen.
Nach
dieser Sättigung fahren wir weiter.
Nach
etwa 20 km verlassen wir endgültig die Republik Irland. An den
veränderten Straßenschildern erkennen wir, dass wir nun wieder in
Nordirland sind. Wenige Minuten später erreichen wir von Süden her
Londonderry.
Wir
suchen uns einen Parkplatz. Ich fühl mich ganz gut und hinke mit
den Beiden in die Stadt. Wir kommen zur Stadtmauer und zur
beeindruckenden roten Guildhall.
Als wir das Shipquay Gate
durchquert haben und die steile Shipquay-Street in Richtung „The
Diamond“, dem zentralen Platz der Innenstadt“ hinaufgehen, geht
ein kalter heftiger Regenschauer nieder. Wir flüchten uns in ein
Musikgeschäft und Guido begutachtet die Instrumente. Wir
überqueren „The Diamond“ und gehen am Bishop’s Palace vorbei
zum Bishop’s Gate.
Seit
1996 hat sich hier einiges verändert. Zum einen ist außerhalb der
Mauern viel gebaut worden, zum anderen darf man nun wieder die
Stadtmauer hier erklimmen. Wir steigen also die Treppen hoch und
gehen nach rechts zur Südwestecke der Mauer. Von hier hat man eine
gute Aussicht auf die eintönigen Häuserzeilen der Bogsite, also
der armen Katholikenviertel.
Wir
kehren um und folgen der Mauer über das Bishop’s Gate hinweg zur
St. Columb’s Kathedrale, dann über das Ferryquay Gate hinweg
hinunter zur Newmarket Street. Im neuen Theatergebäude sucht Stefan
dann erst mal eine Toilette. Nun durchqueren wir das Richmond-
Einkaufszentrum zurück zur Shipquay-Street.
Wir folgen der
Castle Street und verlassen die Innenstadt. Bald darauf sind wir
wieder am Auto und fahren weiter.
Inzwischen
ist es später Nachmittag. Heute ist Stefan dran, in einen
Feierabend-Stau zu geraten.
Kurz
vor Limavady fahren wir dann Richtung Norden an die Küste,
passieren den Mussenden-Tempel und kommen nach Coleraine.
Im
Abendlicht erreichen wir den Naturhafen von Portstewart und erfreuen
uns an der Gischt, die an einem Felsen hochspritzt. Wir fahren nach
Portrush – welch ein Gegensatz zum beschaulichen Portstewart. Hier
ist alles auf Tourismus getrimmt. Es geht weiter.
Die Sonne versinkt
irgendwo hinter der in der Ferne liegenden Inishhoven-Halbinsel. Uns
aber beeindruckt die Steilküste mit ihren Stränden, die wir nun
passieren.
Ein kurzer Halt direkt am Dunluce-Castle, noch einer am
Felsen gegenüber, dort wo sich die Straße kurz teilt und man sein
Auto wunderbar mitten auf der weißgestreiften Sperrfläche stehen
lassen kann.
Wir kommen nach Port Ballintrae, doch der dortige
Campingplatz ist schon geschlossen. In Bushmills nehmen wir die Straße
Richtung Coleraine. Nach etwa 5 km kommen wir zu einem
Campingplatz-Hinweis und biegen ab. Der Platz ist komplett dunkel
und während wir noch schauen, kommt ein Auto und der Sohn des
Platzbesitzers ist da.
Guido
macht alles klar. Duschmarken, Beleuchtung, Strom und Bezahlung.
Dann gibt es noch mal Aufregung. Der 3-jährige Sohn unseres
Platzwarts hat die Zentralverriegelung betätigt, das Auto ist zu.
Als dann noch die Auto-Alarmanlage losgeht, sitzt ein schreiendes
Kind im Auto und ist zu nichts mehr zu gebrauchen. Der Platzwart
sprintet die paar hundert Meter zurück nach hause und kommt ein
paar Minuten später mit dem Autoschlüssel und der Mami im
Zweitwagen angebraust. Puh, das Kind ist gerettet, alles ist gut.
Heutige
Etappe: Dunglow – Bushmills (260 km; 4682 km)
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