Dies ist der Bericht über
eine 3-wöchige Irlandrundreise mit einem VW-Wohnmobil und einem
Kabinenkreuzer auf dem Shannon.
Teil 7:
Freitag,
27. September 2002
(Karte)
Heute
fahre ich mal wieder selber. Bei Sonnenschein verlassen wir den
Campingplatz. Hinter Spiddal wird die Landschaft karger und die
Besiedlung dünner.
Wir folgen der Küstenstraße. Irgendwann
verpasse ich einen Abzweig und wir landen in einer Sackgasse am Meer
mit einer tollen Aussicht über die Bucht. Es geht zurück.
Connemara.
Eine endlose karge Landschaft aus Wasser, Felsen, Torf und ein paar
Sträuchern. Hier war ich bereits 1990 mit dem Fahrrad, doch die
Erinnerungen sind verblasst.
Wir folgen dem Küstenverlauf. Die
Landschaft ist erschreckend unwirtlich und doch beeindruckend.
Gegen
Mittag erreichen wir Roundstone, in dem Ort wurde der Film „The
Matchmaker – Heirat nicht ausgeschlossen“ gedreht. Wir parken
und besichtigen den Ort.
Unser Weg führt uns zur alten
Klosterabtei. Hier hat einer der berühmtesten Bodhrán-Macher seine
Werkstatt.
Wir inspizieren den Laden. Guido ist ganz hingerissen von
einem 5-saitigen Banjo, Stefan kauft ein Song-Buch und ich leiste
mir für 4 Euro einen Beater.
Unser
nächstes Ziel ist Clifden, wo wir erneut einen Rundgang starten. Am
Geldautomat fülle ich meine Reisekasse wieder auf.
Wir schauen uns
im Ort um, gehen dann einkaufen und starten erneut. Mitten im Ort
beginnt eine Aussichtsroute, deren Name eigentlich ein Paradoxon
ist, die „Sky Road“.
Diese
schmale Aussichtstrecke führt auf und ab an der Küste entlang und
bietet wirklich tolle Ausblicke. Einzig die Rauchschwaden eines
riesigen Feuers irgendwo in der Weite Connemaras trübt die
Aussicht.
Das Foto mit einem bereuenden
Stefan spare ich mir hier an dieser Stelle und bringe ersatzweise
ein paar hübsche Pferde.
Nach etwa 45 Minuten erreichen wir wieder die Hauptstraße
„N59, folgen dieser etwa 12 km und biegen dann ab in Richtung
Rinvyle. Der Pub am Ortsende zeigt an, dass heute „Live Music“
spiele und nur etwa 1 Meile weiter finden wir unseren Campingplatz.
Wir parken auf einer sandigen Wiese und nur 20 Meter weiter beginnt
der wunderschöne „Rinvyle Beach“.
Stefan
ist nicht zu halten und watet stundenlang im flachen Wasser.
Irgendwann machen wir uns auf zum Pub. Es ist längst dunkel und die
Straße, obwohl Sackgasse, ziemlich befahren. Wir zählen 19 Autos,
davon 3 Lastwagen.
Der
Pub ist leer. Wir ordern ein paar Guinness und der Pub füllt sich
mit den örtlichen aufgestylten Teenies. Heute ist Freitag und die
Kids haben Ausgang. Weit und breit ist keine Livemusik in Sicht, so
dass wir irgendwann enttäuscht den Pub verlassen. Der Weg zurück
entlang der Hauptstraße ist lang, der Verkehr mit etwa 15 Wagen,
die wir fröhlich mit unseren Taschenlampen blenden, immer noch
recht hoch und wir bereuen dann auch noch mal unterwegs.
Heutige
Etappe: Spiddal – Rinvyle (165 km; 3710 km)
Samstag,
28. September 2002
(Karte)
An
diesem Morgen erwartet uns ein eher grauer Himmel. Guido schwingt
sich hinter das Lenkrad und wir fahren los. Leider verpasse ich als
Navigator die
richtige Abzweigung, so dass wir bald zurück sind auf der
Hauptstrasse N59. Nun fahren wir direkt zur Kylemore Abbey.
Kylemore
Abbey wurde als Traumschloß eines reichen Amerikaners um 1860 herum
gebaut und dann später dem Benediktiner Orden geschenkt. Die Nonnen
betreiben hier heutzutage eine Internatsschule. Die N59 verläuft
nun ein Stück entlang des Kylemore Lake und führt dann über einen
Bergrücken zum Killary Harbour, dem einzigen Fjord Irlands.
Wir
fahren am Wasser entlang nach Leenane. Die Straße windet sich nun
zum Ende des Meeresarms.
Nachdem wir auf einer moderne Brücke den
Erriff River überquert haben, halten wir auf einem Parkplatz. Ein
paar Meter flußaufwärts liegt der Aasleigh-Wasserfall mit
beachtlichen 2,20m Fallhöhe, den wir nun ausgiebig erkunden.
Nach
diesem Ausflug folgen wir nun der Nordseite des Killary Harbour nach
Westen. Nach einigen Kilometern verlässt die Strasse den Meeresarm
nach Norden in das Tal von Delphi. Es geht sacht bergan. Wir
passieren das Doo Lough, dann wird die Landschaft wieder offener.
Kurz vor Louisburgh kommt dann der heilige Berg der Iren in Sicht,
der 763 Meter hohe „Croagh Patrick“ Die weiße Kirche auf dem
Gipfel ist gut erkennbar.
Da der eigentliche Besucherparkplatz für
Autos über 1,80 m gesperrt ist, parken wir außerhalb.
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Wir
machen einen Rundgang durch das Besucherzentrum, dann geht es weiter
nach Westport.
Am
zentralen Platz ist Markt und wir schauen uns um.
Dann entern wir
einen „Fish&Chips“-Laden für unser Mittagessen. Noch ein
kurzer Rundgang zum grachtähnlichen Fluß, dann kaufen wir ein und
fahren weiter.
Die
nächsten 40 km nach Nordwesten sind eher langweilig. Bei Mulrany
verlassen wir die N59 und fahren über die Corraun-Halbinsel zum
Achill Sound. Wir überqueren die Brücke nach Achill-Island, die
durch das „Irische Tagebuch“ von Heinrich Böll bekannt wurde.
Bald
darauf ist der „Atlantic Drive“ ausgeschildert und wir wenden
uns auf schmaler Piste nach Süden. Wieder solch eine Achterbahn mit
grandiosen Aussichten.
Irgendwann überholen uns grüßend etwa 40
Motorräder. Bei Doonega führt die Straße wieder ins Inselinnere
und dann geht es auf der Inselhauptstraße Richtung Keel.
Ab Keel
führt der „Atlantic Drive“ zum westlichsten mit dem Auto
erreichbaren Punkt, den wir über eine grandiose Klippe mit
unglaublicher Steigung und ebenso unglaublicher Gefällstrecke
erreichen.
Ein toller Sandstrand erwartet uns hier und Stefan ist
mal wieder nicht zu halten...
Wir
fahren zurück nach Keel. Da Guido am Steuer sitzt, filme ich auf
dem Rückweg die Fahrt über die Klippe.
In
Keel biegen wir dann ab Richtung Nordküste der Insel und erreichen
bald unseren Campingplatz in Doogort. Irgendwann kommt der
Platzbesitzer angeradelt zum Kassieren. Da er kein Wechselgeld hat,
muss er erst mal wieder nach hause radeln.
Ein
Pub in der Ferne verheißt Live-Music. Wir wandern hin, doch außer
dem freundlichen Wirt ist niemand zu hause. „Krieg-der Sterne“
im Fernsehen ist heute weniger unser Fall, so dass wir nach einem
Guinness wieder gehen.
Heutige
Etappe: Renvyle – Doogort (179 km; 3889 km)
Sonntag,
29. September 2002
(Karte)
Auch
heute ist es eher grau, aber trocken.
Wir fahren los. Stefan lenkt
uns zurück zur N59. Wir kommen an einer Kirche vorbei, vor der
kreuz-und-quer alles zugeparkt ist. Die Iren gehen also am Sonntag
noch in den Gottesdienst.
Die
Landschaft ist nun wirklich karg und einsam.
Nur wenige Strassen
zweigen ab und nur ab und zu ist mal ein Haus oder Bauernhof zu
sehen.
Moore, Seen, manchmal auch künstlich angepflanzter
Nadelwald. Ich sitze hinten und schieße meine Fotos aus dem
Küchenfenster.
Wir
erreichen Bangor. Nur ein Marktflecken und doch das Zentrum in der
einsamen Nordwestregion. Nun fahren wir gen Osten. Die Landschaft
bleibt karg und eintönig. Bei Bellacorick passieren wir ein
Torfkraftwerk, dann passiert wieder kilometerweit gar nichts.
Gegen
Mittag sind wir in Ballina. Der Tank ist mal wieder leer und wir
bunkern Diesel.
Nun
fahren wir auf der R294 Richtung Tobercurry und machen am Lough Tall
eine Pause zum Fotografieren und Bereuen.
Irgendwann
erreichen wir Boyle. Boyle? Da war doch was! Richtig, der Hafen, der
für die Bootstour gar nicht eingeplant war und wo mich dann meine
Mannschaft grippekrank zum Spülen abkommandiert hatte.
Nun:
Ich hatte meinen beiden Mitfahrern bereits vor 10 Tagen gesagt, dass
ich auf meinen Besuch der Boyle Abbey am heutigen Tag bestehen
werde.
Und
so kommt es, dass ich zuerst allein die Abteiruine und danach
King’s House besichtige. King’s House ist ein renoviertes
Feudalhaus mit Museum in der Stadt Boyle. Ich mache noch einen
kurzen Rundgang durch den Ort, dann treffe ich mich mit Stefan und
Guido am Auto. Als ich ankomme, ist der Kaffee schon fertig!
Wir
fahren aus der Stadt hinaus in den Lough-Key-Forest-Park. Unser
heutiger Rundgang endet am Beton-Aussichtsturm, der auch heute
leider geschlossen ist. Durch einen der unterirdischen Gänge gehen
Guido und ich zum See. Stefan nimmt den Weg über die Wiese.
Wir
gehen noch mal zum Eishaus und zum Hafen, dann fahren wir weiter
nach Knockvicar.
Wir
halten an der Boyle-Brücke, wo Teile zum Bau einer Jetty abgelegt
sind.
Nun geht es Richtung Drumshanbo und weiter nach Leitrim. Unser
heutiger Schlafplatz ist der Parkplatz am Anleger.
Bald
darauf legt ein Boot von CarrickCraft an, das auf den liebevollen
Namen "A8" getauft ist. Die Besatzung ist aus dem Badischen und macht
dumme Bemerkungen über uns. Wir ergreifen die Offensive und gehen
die Jungs plus ein Mädel besuchen.
Als
wir später unseren „Glenlivet“ auspacken, können wir dieses
einzige Mädel an Bord für Stunden zu uns in den Camper locken. Die
Jungs auf der A8 sind sauer...
Heutige
Etappe: Doogort – Leitrim (209 km – 4098 km)
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