Dies ist der Bericht über
eine 3-wöchige Irlandrundreise mit einem VW-Wohnmobil und einem
Kabinenkreuzer auf dem Shannon.
Teil 3:
Samstag,
14.09.2002
Gegen
8:30 Uhr wache ich auf. Stefan ist natürlich schon längst wach.
Auch Guido steht auf.
Da anscheinend schon jemand im Büro
angekommen ist, betreten wir das Haus. Die junge Dame dort stellt
sich als Birgit vor und macht uns erst mal einen Kaffee. Wir
erfahren, dass wir die Tulip bekommen und wer July und Oskar sind.
Bald
verabschieden wir uns und fahren nach Athlone – direkt zum Golden
Island Einkaufszentrum. Hier wird nun erst mal in Ruhe gefrühstückt.
Athlone,
10:30 Uhr
Nun
beginnt also unser Erlebniseinkauf. Zuerst mit 2, später dann mit 3
Einkaufswagen erobern wir den TESCO-Supermarkt, um für 6 Leute und
1 Woche einzukaufen. Nach 1 Stunde haben wir alles beisammen und
bepacken den VW-Bus.
Unsere Schlafsäcke und Taschen müssen wir
dazu vor die Sitze packen, denn der VW war ja schon vorher ziemlich
voll.
Killinure
Point, 12:00 Uhr
Birgit
lässt uns durch die Schranke. Direkt auf dem Parkplatz treffen wir
den Chef, Sven, auf seinem Fahrrad. Wir übergeben zuerst die 0,33
Liter und dann die 2-Liter-Flasche Flensburger Pilsener, über die
er sich sehr freut. Wir besuchen noch mal Birgit, dann fahren wir
hinunter zur Jetty.
Unsere
„Tulip“ ist fast fertig, so dass wir mit dem Umladen beginnen können.
Wir schnappen uns ein paar Handkarren und Fuhre um Fuhre wird zum
Boot gekarrt. Nebenbei lernen wir Jörg und Norbert kennen.
Von
unseren drei „Fliegern“ ist noch nichts zu sehen. Sven meint,
dass es gut wäre, wenn wir vor dem Ansturm der Massen unsere
Einweisung machen würden, also fährt Norbert mit Guido, Stefan und
mir eine Runde auf den See und erklärt uns das Schiff.
Erste kleine
Mängel lassen wir aufnehmen, dann gehen wir nochmals zu Birgit, um
die Kaution abzugeben und ein Fernglas, sowie den
220V-Powerkonverter zu übernehmen.
Kurz
nach 15 Uhr sind dann die anderen drei, also Alex, Holgi und Tina
endlich da und räumen ihre Taschen und Koffer aus. Ich fahre den
VW-Bus auf den Parkplatz, während Holger und Tina ihre beiden
Koffer deponieren.
15:30
Uhr
Es
geht los. Direkt am Killinure Point ist eine
Wikingerboot-Rudermeisterschaft, so dass wir erst mal ein Rennen
passieren lassen, dann fahren wir im strahlenden Sonnenschein südlich
an Hare Island vorbei auf das Lough Ree. Natürlich fahren wir vom
äusseren Steuerstand aus.
Wir
sind etwa 20 Minuten unterwegs als wir vom Steuerstand unten einen
durchdringenden Warnton hören. Der Instrumentencheck zeigt, dass
unser Kühlwasser zu heiß ist.
Wir
stellen erst mal den Motor ab, finden aber nichts. Nun füllen wir
etwas Wasser ein und starten erneut. Da wir bei offener Motorklappe
den Motor beobachten, sehen wir, dass aus einem der Schläuche Kühlwasser
austritt.
Wir
kleben die Stelle ab und ich informiere Birgit, dass wir zurück
kommen. Als wir nach 20 Minuten wieder anlegen, kommt der Mechaniker
mit einem längeren Kühlschlauch an Bord. Im Nu ist der Schaden
behoben.
Es ist 17 Uhr, wir starten erneut. Nun müssen wir uns
sputen, aber wir haben ja eine Wavequeen.
Um 19:10 Uhr erreichen wir
die Brücke in Lanesborough. Die Abendsonne versinkt rot im Westen
und liefert tolle Fotomotive, während wir auf Tarmonbarry zufahren.
Unterhalb der dortigen Schleuse aber biegen wir rechts ab und legen
nach knapp 100 Metern unterhalb der alten Clondara-Schleuse an. Es
ist 20 Uhr, Feierabend für heute.
Zuerst
genehmigen wir uns alle ein Bierchen, dann beaufsichtigt Tina mich
beim Kochen. Heute abend gibt es Chili Con Carne.
Sonntag,
15.09.2002
Irgendwann
kurz vor neun werde ich geweckt. Zeit zum Frühstücken. Unser
erstes Frühstück an Bord. Alles ist noch etwas ungewohnt, vor
allem das hiesige Wattebrot.
Draußen
ist es sehr neblig.
Gegen
10 Uhr taucht eine Gestalt im Nebel am vorderen Schleusentor auf –
der Schleusenwärter ist da! Im Schleusenbecken haben zwei Cruiser
übernachtet, die nun zuerst hinabgeschleust werden sollen. Ich
mache mich mitsamt Kamera auf den Weg, um dem Schleusenwärter mit
den schweren Toren zu helfen, denn Clondara-Lock ist eine der ältesten
Schleusen am Shannon (ca. 1834) und technisch immer noch auf dem
damaligen Stand. Alle Schieber und Tore werden von Hand bedient.
Auch Holgi und Guido fassen bald darauf mit an. Nachdem die beiden
Cruiser hinab geschleust sind, fährt Stefan die Tulip vorsichtig in
die schmale Schleusenkammer.
Wir schließen die unteren Tore und der
Schleusenwärter öffnet die Schieber am oberen Schleusentor. Ein mächtiger
Wasserschwall ergießt sich ins Becken, die Tulip wird gut 2 Meter
angehoben. Nachdem der Wasserstand des Camlin-River erreicht ist, öffnen
wir die oberen Tore und ich husche schnell an Bord, denn es geht
weiter.
Der
Camlin-River war vor dem Bau der Tarmonbarry- Schleuse Bestandteil
der Shannon-Navigation. Da er aber sehr schmal war, war er ein
Hindernis für die Schifffahrt. Im Nebel mit ca. 150 m Sichtweite
nehmen wir langsam Schrittgeschwindigkeit auf und gleiten durch den
Kanal. Wir passieren die rechts liegende Schleuse zum Richmond
Harbour, hier endete früher der von Dublin kommende Royal Canal.
Nun
ist der nur etwa 8m breite Camlin River von beiden Seiten von
dichten Bäumen eingerahmt, wir gleiten wie durch einen nebligen
Tunnel, aber in der Ferne ist es hell. Die neue Strassenbrücke von
Richmond wirkt wie ein viereckiger Kasten im Nebel. Dann wird die
Landschaft offener.
Wir gleiten durch Wiesen. Bäume, Sträucher, Kühe
und Schafe tauchen links und rechts auf im Nebel. Es ist geisterhaft
ruhig, eine angenehme Ruhe. Wir gleiten mit 5km/h im sich windenden
Fluß. Einfach traumhaft!
Nach
etwa 45 Minuten erreichen wir wieder den breiten Shannon und biegen
rechts ab nach Norden.
Nun können wir in der Flussmitte wieder
etwas Gas geben, denn der Shannon öffnet sich zum Lough Forbes.
Nach etwa 1 Stunde erreichen wir Rooskey.
Da
Tony, der Schleusenwärter, gerade ein paar Boote abwärts schleust,
legen wir an und ich verlasse unsere Wavequeen, um ein paar Fotos zu
schießen.
Kaum sind die anderen Cruiser aus der Kammer, darf unsere
Tulip hinein. Tony dirigiert sie aber auf die von mir gesehen andere
Seite. Ich bin also gezwungen, über das Schleusentor die Seite zu
wechseln. Tony freut sich erst mal, dass ich den fehlenden Meter im
Steg rechtzeitig erkenne und hinüberhüpfe. Ich nehme mir den
Ausdruck des Shannonquiz und frage Tony nach dem mir fehlenden Foto.
Er weiß es nicht, bekommt aber trotzdem die obligatorische Dose
Bier (Flensburger Dunkles) und das Schleusengeld überreicht. Es
geht weiter. Die Höhe der Brücke ist, wie wir wissen ausreichend für
die Wavequeen und wir fahren um Schwall zu vermeiden langsam
hindurch, da mehrere Schiffe unterhalb der Brücke festgemacht
haben.
An der Betoninsel oberhalb der Brücke aber liegen mehrere
Schiffe, die auf Tony warten... Zwei Cruiser legen nun ab, als sie
sehen, dass wir hindurchpassten, nur ein Privatboot mit hohem Aufbau
bleibt liegen.
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Noch ein paar Minuten im engen Fluß und wir
erreichen Lough Bofin. Unser Ziel ist Dromod, wo wir für Stevies
Bonusrunde anlegen. Der Hafen ist voll, wir legen in 2. Reihe an und
können durchs Fenster beim Nachbarn Formel Eins gucken. Nach 1 Stunde
haben wir Wasser gebunkert und die Frage gelöst.
Wir legen ab.
Inzwischen hat der Nebel aufgegeben. Die Sonne scheint.
Durch
Lough Bofin, Lough Boderg und Lough Tap geht es zur Albert Lock.
Hier müssen wir warten, denn auch die Anleger unterhalb der
Schleuse sind bereits belegt. Während wir kreuzen, kommen noch 3
weitere Boote von Süden, die uns aber dann, als wir endlich
drankommen, zuerst fahren lassen. Wir schleusen hoch und sind im
Jamestown-Kanal, den wir nun in Schleichfahrt bewältigen.
Wir entdecken, dass parallel zum Kanal bis zur Corlara-Bridge
ein neuer Kanal gegraben wurde.
Am
Nordende des Kanals sind wir wieder auf dem Shannon und wenden uns
nach rechts, also stromabwärts. Nach wenigen 100 Metern erreichen
wir Jamestown. End
of Navigation!
Wir legen an und machen uns auf den Weg, eine
weitere Frage in Stevies Bonusrunde zu checken.
Nun
geht es nach Carrick, wo wir eine längere Pause einlegen.
Wir
essen Fish&Chips und suchen Antworten für das Shannon-Quiz.
Gegen 18 Uhr geht es weiter.
Shannonaufwärts erreichen wir nach 1
Stunde Leitrim. Nun sind wir im B&B-Kanal. Wir legen erst mal
vor der Brücke an. Der Platz ist nicht so toll, aber am großen
schwimmenden Anleger jenseits der Brücke ist noch Platz.
So
richtig hat keiner Hunger, so dass wir den Abend bei Guinness und
Jameson verbringen. Später wird Stefan aber die eingekauften
Schnitzel braten, damit sie nicht verderben.
Montag,
16.09.2002.
Ich
bin krank. Irgendwie ist da ein grippaler Infekt im Anmarsch. Da hat
mich wohl der Guido, der schon seit gestern hustet und schnieft,
gleich mit angesteckt.
Gegen
halb neun bin ich trotzdem mit Stefan zusammen zuerst auf den
Beinen. Ich gehe hinüber zum Mace-Laden an der Hauptstrasse und
kaufe Brötchen und eine Tageszeitung. Im Laden muß ich warten, bis
die Backmaschine fertig ist, dafür werde ich mit ofenfrischen
fränzösischen Aufbackbrötchen belohnt.
Wir
frühstücken geruhsam. Anschließend verziehe ich mich mit Decke
auf die Couch im Salon. Mir ist nicht so gut. Die Mannschaft aber
legt ab und biegt kurz darauf in den Lough-Allan-Kanal ein. Durch
die Panoramafenster im Salon registriere ich nur wenig an diesem
Vormittag. Irgendwann mittags sind wir durch und fahren in den Lough
Allan.
Ich traue mich auch mal heraus und während die anderen einen
längeren Spaziergang am Spencer Harbour machen, mache ich nur eine
kleine Runde zum Parkplatz und Picknick-Platz. Der Himmel ist heute
dunkelgrau zugezogen, aber es bleibt trocken.
Unseren
nördlichsten Punkt der Reise feiern wir kurz darauf mit einer Runde
Jameson für alle. Dann kommen wir zur End-of-Navigation-Markierung.
Der Shannon darf nur bis zu diesem Punkt nahe „Inishmagraph
Island“ befahren werden. Hier gönnen wir uns eine Runde
„Glenlivet“.
Jetzt
ist aber gut. Bis auf Stefan und mich verschwinden alle unter Deck,
so dass wir den östlichsten Punkt von Lough Allan nicht weiter
zelebrieren...
Es
geht also nach Süden und schon bald erreichen wir den Anleger an
der Drumshanbo-Schleuse – unser Tagesziel. Stefan bleibt an Bord,
wir anderen wandern entlang der Hauptstrasse in die Stadt.
Auf dem
Rückweg werden wir dann die Abkürzung durch die Siedlung nehmen...
Die
Stadt ist nett, hat jede Menge Pubs und Einkaufsläden. Trotzdem
dauert es lange, bis wir irgend etwas gefunden haben, auf das wir
uns für heute Abend zum Essen einigen können.
Wir
wandern zurück und bald liege ich mit meiner fiebrigen Erkältung
in der Koje.
Dienstag,
17.09.2002
Mir
geht es so mies, dass ich einfach bis zum Nachmittag in der Koje
bleibe. Toll. Von unserer Fahrt zurück durch den Lough Allan Kanal,
der Fahrt auf dem Shannon nach Carrick zum Einkaufen und Tanken und
dem Weg zurück nach Norden in den River Boyle kriege ich nicht viel
mit. Erst an der Clarendon Lock bin ich halbwegs munter. Wir legen
in der Marina von TARA-Cruisers „The Mooring“ an. Der Pub „The
Moorings“ ist geschlossen und steht zum Verkauf. Wetter: grau
verhangen, aber trocken.
Mittwoch,
18.09.2002
Es
geht langsam wieder besser. Ich frühstücke mit den anderen,
während wir auf dem Lough Key dümpeln.
Dann
fahren wir zum Lough Key Forest Park.
Wir legen am Anleger an, der
direkt am derzeit geschlossenen Restaurant liegt. Heute traue ich
mich wieder hinaus. Der Himmel ist immer noch grau, aber auch heute
wird es nicht regnen. Stefan bleibt bei der Tulip, macht aber
später eine Tour mit dem Dinghi.
Wir
anderen fünf aber besichtigen den grandiosen Park. Cabriokirche mit
dem Holzwunschstuhl, die herrlichen alten Bäume und den hässlichen
Aussichtsturm, der an der Stelle steht, wo 1957 Rockingham-House
abgebrannt ist.
Der Turm ist geschlossen. Weiter geht es zum
steinernen Wunschstuhl und über die Fairy Bridge in den Bog Garden.
Da es mir jetzt doch zu viel wird, mache ich mich allein zurück auf
den Weg zum Schiff.
Ich
leiste erst Stefan Gesellschaft. Später, als die anderen vier mit dem
Dinghi unendlich lange unterwegs sind, ziehe ich noch mal zu Fuß
los und erkunde die unterirdischen Dienstbotengänge.
Nun,
am Nachmittag fahren wir hinüber nach Boyle. Durch den neuen Kanal
erreichen wir den ungemütlichen Betonhafen. Ich fühle mich matt
und möchte mich hinlegen. Mit dem Auftrag, ich solle spülen,
verabschieden sich die anderen fünf in die Stadt. Ich bleibe an
Bord und bin erstmals in diesem Urlaub richtig sauer. Okay, die
nächsten 2,5 Tage kriegen wir auch noch rum...
Stunden
später tauchen die anderen wieder auf. Erst jetzt spüle ich
demonstrativ den Kram vom Vorabend weg. Wir fahren nun zurück durch
das Lough Key zum Clarendon-Lock. Es geht den Boyle hinab zum
Shannon und weiter nach Carrick, wo wir in der Emerald-Marina einen
Platz für die Nacht finden.
Hier
gibt es erst mal Streß. Beim Anlegen ist unser Motor ruckartig
stehen geblieben. Das Seilende des Dingis hat sich in der Schraube
verfangen. Mit vereinten Kräften schaffen wir es, die Motorwelle
wieder frei zu bekommen. Puh, Glück gehabt! Nichts kaputt gegangen.
Zuerst
suchen wir uns einen Platz, wo wir essen wollen. Natürlich dauert
das wieder ziemlich lang, bis sich 6 Leute einig sind. Unsere Wahl
fällt schließlich auf einen Pub an der Brücke mit
Restaurantbetrieb. Wir müssen zuerst warten, bis es Platz gibt,
trinken also ein Guinness im Pub und schauen dabei Fußball. Im
Restaurant müssen wir uns an 2 Tische verteilen.
Ich
esse ein 10-Unzen schweres Rindersteak und bin sehr zufrieden damit.
Nach
dem Essen verlassen wir das Restaurant. Tina geht allein zur Tulip
zurück, wir anderen schauen, ob wir noch Livemusik mitkriegen. Im
ersten Pub mit Livemusik ist es nicht so toll, dafür gefällt uns
der zweite Pub weitaus besser. Nur unser heiserer Sänger traut
seiner Stimme heute abend nicht. Wir bleiben bis weit nach
Mitternacht.
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