Irland 2002: 
IRL: "Mit Wohnmobil und Kabinenkreuzer unterwegs in Irland"
von Dieter Pinell                    
Reisezeit: 11.09.2002 - 05.10.2002
Verkehrsmittel:
VW California coach / Wavequeen "Tulip"

Dies ist der Bericht über eine 3-wöchige Irlandrundreise mit einem VW-Wohnmobil und einem Kabinenkreuzer auf dem Shannon.

Teil 3:

Samstag, 14.09.2002

Gegen 8:30 Uhr wache ich auf. Stefan ist natürlich schon längst wach. Auch Guido steht auf. 

Da anscheinend schon jemand im Büro angekommen ist, betreten wir das Haus. Die junge Dame dort stellt sich als Birgit vor und macht uns erst mal einen Kaffee. Wir erfahren, dass wir die Tulip bekommen und wer July und Oskar sind.

Bald verabschieden wir uns und fahren nach Athlone – direkt zum Golden Island Einkaufszentrum. Hier wird nun erst mal in Ruhe gefrühstückt.

Athlone, 10:30 Uhr

Nun beginnt also unser Erlebniseinkauf. Zuerst mit 2, später dann mit 3 Einkaufswagen erobern wir den TESCO-Supermarkt, um für 6 Leute und 1 Woche einzukaufen. Nach 1 Stunde haben wir alles beisammen und bepacken den VW-Bus. 

Unsere Schlafsäcke und Taschen müssen wir dazu vor die Sitze packen, denn der VW war ja schon vorher ziemlich voll.

Killinure Point, 12:00 Uhr

Birgit lässt uns durch die Schranke. Direkt auf dem Parkplatz treffen wir den Chef, Sven, auf seinem Fahrrad. Wir übergeben zuerst die 0,33 Liter und dann die 2-Liter-Flasche Flensburger Pilsener, über die er sich sehr freut. Wir besuchen noch mal Birgit, dann fahren wir hinunter zur Jetty.

Unsere „Tulip“ ist fast fertig, so dass wir mit dem Umladen beginnen können. Wir schnappen uns ein paar Handkarren und Fuhre um Fuhre wird zum Boot gekarrt. Nebenbei lernen wir Jörg und Norbert kennen.

Von unseren drei „Fliegern“ ist noch nichts zu sehen. Sven meint, dass es gut wäre, wenn wir vor dem Ansturm der Massen unsere Einweisung machen würden, also fährt Norbert mit Guido, Stefan und mir eine Runde auf den See und erklärt uns das Schiff. 

Erste kleine Mängel lassen wir aufnehmen, dann gehen wir nochmals zu Birgit, um die Kaution abzugeben und ein Fernglas, sowie den 220V-Powerkonverter zu übernehmen.

Kurz nach 15 Uhr sind dann die anderen drei, also Alex, Holgi und Tina endlich da und räumen ihre Taschen und Koffer aus. Ich fahre den VW-Bus auf den Parkplatz, während Holger und Tina ihre beiden Koffer deponieren.

15:30 Uhr

Es geht los. Direkt am Killinure Point ist eine Wikingerboot-Rudermeisterschaft, so dass wir erst mal ein Rennen passieren lassen, dann fahren wir im strahlenden Sonnenschein südlich an Hare Island vorbei auf das Lough Ree. Natürlich fahren wir vom äusseren Steuerstand aus.  

Wir sind etwa 20 Minuten unterwegs als wir vom Steuerstand unten einen durchdringenden Warnton hören. Der Instrumentencheck zeigt, dass unser Kühlwasser zu heiß ist.

Wir stellen erst mal den Motor ab, finden aber nichts. Nun füllen wir etwas Wasser ein und starten erneut. Da wir bei offener Motorklappe den Motor beobachten, sehen wir, dass aus einem der Schläuche Kühlwasser austritt.

Wir kleben die Stelle ab und ich informiere Birgit, dass wir zurück kommen. Als wir nach 20 Minuten wieder anlegen, kommt der Mechaniker mit einem längeren Kühlschlauch an Bord. Im Nu ist der Schaden behoben. 

Es ist 17 Uhr, wir starten erneut. Nun müssen wir uns sputen, aber wir haben ja eine Wavequeen. 

Um 19:10 Uhr erreichen wir die Brücke in Lanesborough. Die Abendsonne versinkt rot im Westen und liefert tolle Fotomotive, während wir auf Tarmonbarry zufahren.

 Unterhalb der dortigen Schleuse aber biegen wir rechts ab und legen nach knapp 100 Metern unterhalb der alten Clondara-Schleuse an. Es ist 20 Uhr, Feierabend für heute.  

Zuerst genehmigen wir uns alle ein Bierchen, dann beaufsichtigt Tina mich beim Kochen. Heute abend gibt es Chili Con Carne.

Sonntag, 15.09.2002

Irgendwann kurz vor neun werde ich geweckt. Zeit zum Frühstücken. Unser erstes Frühstück an Bord. Alles ist noch etwas ungewohnt, vor allem das hiesige Wattebrot.  

Draußen ist es sehr neblig.

Gegen 10 Uhr taucht eine Gestalt im Nebel am vorderen Schleusentor auf – der Schleusenwärter ist da! Im Schleusenbecken haben zwei Cruiser übernachtet, die nun zuerst hinabgeschleust werden sollen. Ich mache mich mitsamt Kamera auf den Weg, um dem Schleusenwärter mit den schweren Toren zu helfen, denn Clondara-Lock ist eine der ältesten Schleusen am Shannon (ca. 1834) und technisch immer noch auf dem damaligen Stand. Alle Schieber und Tore werden von Hand bedient. Auch Holgi und Guido fassen bald darauf mit an. Nachdem die beiden Cruiser hinab geschleust sind, fährt Stefan die Tulip vorsichtig in die schmale Schleusenkammer. 

Wir schließen die unteren Tore und der Schleusenwärter öffnet die Schieber am oberen Schleusentor. Ein mächtiger Wasserschwall ergießt sich ins Becken, die Tulip wird gut 2 Meter angehoben. Nachdem der Wasserstand des Camlin-River erreicht ist, öffnen wir die oberen Tore und ich husche schnell an Bord, denn es geht weiter.

Der Camlin-River war vor dem Bau der Tarmonbarry- Schleuse Bestandteil der Shannon-Navigation. Da er aber sehr schmal war, war er ein Hindernis für die Schifffahrt. Im Nebel mit ca. 150 m Sichtweite nehmen wir langsam Schrittgeschwindigkeit auf und gleiten durch den Kanal. Wir passieren die rechts liegende Schleuse zum Richmond Harbour, hier endete früher der von Dublin kommende Royal Canal.  

Nun ist der nur etwa 8m breite Camlin River von beiden Seiten von dichten Bäumen eingerahmt, wir gleiten wie durch einen nebligen Tunnel, aber in der Ferne ist es hell. Die neue Strassenbrücke von Richmond wirkt wie ein viereckiger Kasten im Nebel. Dann wird die Landschaft offener. 

Wir gleiten durch Wiesen. Bäume, Sträucher, Kühe und Schafe tauchen links und rechts auf im Nebel. Es ist geisterhaft ruhig, eine angenehme Ruhe. Wir gleiten mit 5km/h im sich windenden Fluß. Einfach traumhaft!  

Nach etwa 45 Minuten erreichen wir wieder den breiten Shannon und biegen rechts ab nach Norden. 

Nun können wir in der Flussmitte wieder etwas Gas geben, denn der Shannon öffnet sich zum Lough Forbes. Nach etwa 1 Stunde erreichen wir Rooskey.

Da Tony, der Schleusenwärter, gerade ein paar Boote abwärts schleust, legen wir an und ich verlasse unsere Wavequeen, um ein paar Fotos zu schießen. 

Kaum sind die anderen Cruiser aus der Kammer, darf unsere Tulip hinein. Tony dirigiert sie aber auf die von mir gesehen andere Seite. Ich bin also gezwungen, über das Schleusentor die Seite zu wechseln. Tony freut sich erst mal, dass ich den fehlenden Meter im Steg rechtzeitig erkenne und hinüberhüpfe. Ich nehme mir den Ausdruck des Shannonquiz und frage Tony nach dem mir fehlenden Foto. Er weiß es nicht, bekommt aber trotzdem die obligatorische Dose Bier (Flensburger Dunkles) und das Schleusengeld überreicht. Es geht weiter. Die Höhe der Brücke ist, wie wir wissen ausreichend für die Wavequeen und wir fahren um Schwall zu vermeiden langsam hindurch, da mehrere Schiffe unterhalb der Brücke festgemacht haben.

An der Betoninsel oberhalb der Brücke aber liegen mehrere Schiffe, die auf Tony warten... Zwei Cruiser legen nun ab, als sie sehen, dass wir hindurchpassten, nur ein Privatboot mit hohem Aufbau bleibt liegen.  

 

Noch ein paar Minuten im engen Fluß und wir erreichen Lough Bofin. Unser Ziel ist Dromod, wo wir für Stevies Bonusrunde anlegen. Der Hafen ist voll, wir legen in 2. Reihe an und können durchs Fenster beim Nachbarn Formel Eins gucken. Nach 1 Stunde haben wir Wasser gebunkert und die Frage gelöst. 

Wir legen ab. Inzwischen hat der Nebel aufgegeben. Die Sonne scheint.

Durch Lough Bofin, Lough Boderg und Lough Tap geht es zur Albert Lock. Hier müssen wir warten, denn auch die Anleger unterhalb der Schleuse sind bereits belegt. Während wir kreuzen, kommen noch 3 weitere Boote von Süden, die uns aber dann, als wir endlich drankommen, zuerst fahren lassen. Wir schleusen hoch und sind im Jamestown-Kanal, den wir nun in Schleichfahrt bewältigen.  Wir entdecken, dass parallel zum Kanal bis zur Corlara-Bridge ein neuer Kanal gegraben wurde.  

Am Nordende des Kanals sind wir wieder auf dem Shannon und wenden uns nach rechts, also stromabwärts. Nach wenigen 100 Metern erreichen wir Jamestown. End of Navigation! 

Wir legen an und machen uns auf den Weg, eine weitere Frage in Stevies Bonusrunde zu checken.

Nun geht es nach Carrick, wo wir eine längere Pause einlegen.

Wir essen Fish&Chips und suchen Antworten für das Shannon-Quiz. Gegen 18 Uhr geht es weiter.

 Shannonaufwärts erreichen wir nach 1 Stunde Leitrim. Nun sind wir im B&B-Kanal. Wir legen erst mal vor der Brücke an. Der Platz ist nicht so toll, aber am großen schwimmenden Anleger jenseits der Brücke ist noch Platz.

So richtig hat keiner Hunger, so dass wir den Abend bei Guinness und Jameson verbringen. Später wird Stefan aber die eingekauften Schnitzel braten, damit sie nicht verderben.

Montag, 16.09.2002.

Ich bin krank. Irgendwie ist da ein grippaler Infekt im Anmarsch. Da hat mich wohl der Guido, der schon seit gestern hustet und schnieft, gleich mit angesteckt.

Gegen halb neun bin ich trotzdem mit Stefan zusammen zuerst auf den Beinen. Ich gehe hinüber zum Mace-Laden an der Hauptstrasse und kaufe Brötchen und eine Tageszeitung. Im Laden muß ich warten, bis die Backmaschine fertig ist, dafür werde ich mit ofenfrischen fränzösischen Aufbackbrötchen belohnt.

Wir frühstücken geruhsam. Anschließend verziehe ich mich mit Decke auf die Couch im Salon. Mir ist nicht so gut. Die Mannschaft aber legt ab und biegt kurz darauf in den Lough-Allan-Kanal ein. Durch die Panoramafenster im Salon registriere ich nur wenig an diesem Vormittag. Irgendwann mittags sind wir durch und fahren in den Lough Allan. 

Ich traue mich auch mal heraus und während die anderen einen längeren Spaziergang am Spencer Harbour machen, mache ich nur eine kleine Runde zum Parkplatz und Picknick-Platz. Der Himmel ist heute dunkelgrau zugezogen, aber es bleibt trocken.

Unseren nördlichsten Punkt der Reise feiern wir kurz darauf mit einer Runde Jameson für alle. Dann kommen wir zur End-of-Navigation-Markierung. Der Shannon darf nur bis zu diesem Punkt nahe „Inishmagraph Island“ befahren werden. Hier gönnen wir uns eine Runde „Glenlivet“.  

Jetzt ist aber gut. Bis auf  Stefan und mich verschwinden alle unter Deck, so dass wir den östlichsten Punkt von Lough Allan nicht weiter zelebrieren...

Es geht also nach Süden und schon bald erreichen wir den Anleger an der Drumshanbo-Schleuse – unser Tagesziel. Stefan bleibt an Bord, wir anderen wandern entlang der Hauptstrasse in die Stadt. 

Auf dem Rückweg werden wir dann die Abkürzung durch die Siedlung nehmen...

Die Stadt ist nett, hat jede Menge Pubs und Einkaufsläden. Trotzdem dauert es lange, bis wir irgend etwas gefunden haben, auf das wir uns für heute Abend zum Essen einigen können.  

Wir wandern zurück und bald liege ich mit meiner fiebrigen Erkältung in der Koje.

Dienstag, 17.09.2002

Mir geht es so mies, dass ich einfach bis zum Nachmittag in der Koje bleibe. Toll. Von unserer Fahrt zurück durch den Lough Allan Kanal, der Fahrt auf dem Shannon nach Carrick zum Einkaufen und Tanken und dem Weg zurück nach Norden in den River Boyle kriege ich nicht viel mit. Erst an der Clarendon Lock bin ich halbwegs munter. Wir legen in der Marina von TARA-Cruisers „The Mooring“ an. Der Pub „The Moorings“ ist geschlossen und steht zum Verkauf. Wetter: grau verhangen, aber trocken.

Mittwoch, 18.09.2002

Es geht langsam wieder besser. Ich frühstücke mit den anderen, während wir auf dem Lough Key dümpeln. Dann fahren wir zum Lough Key Forest Park. 

Wir legen am Anleger an, der direkt am derzeit geschlossenen Restaurant liegt. Heute traue ich mich wieder hinaus. Der Himmel ist immer noch grau, aber auch heute wird es nicht regnen. Stefan bleibt bei der Tulip, macht aber später eine Tour mit dem Dinghi.  

Wir anderen fünf aber besichtigen den grandiosen Park. Cabriokirche mit dem Holzwunschstuhl, die herrlichen alten Bäume und den hässlichen Aussichtsturm, der an der Stelle steht, wo 1957 Rockingham-House abgebrannt ist. 

Der Turm ist geschlossen. Weiter geht es zum steinernen Wunschstuhl und über die Fairy Bridge in den Bog Garden. Da es mir jetzt doch zu viel wird, mache ich mich allein zurück auf den Weg zum Schiff.  

Ich leiste erst Stefan Gesellschaft. Später, als die anderen vier mit dem Dinghi unendlich lange unterwegs sind, ziehe ich noch mal zu Fuß los und erkunde die unterirdischen Dienstbotengänge.  

Nun, am Nachmittag fahren wir hinüber nach Boyle. Durch den neuen Kanal erreichen wir den ungemütlichen Betonhafen. Ich fühle mich matt und möchte mich hinlegen. Mit dem Auftrag, ich solle spülen, verabschieden sich die anderen fünf in die Stadt. Ich bleibe an Bord und bin erstmals in diesem Urlaub richtig sauer. Okay, die nächsten 2,5 Tage kriegen wir auch noch rum...

Stunden später tauchen die anderen wieder auf. Erst jetzt spüle ich demonstrativ den Kram vom Vorabend weg. Wir fahren nun zurück durch das Lough Key zum Clarendon-Lock. Es geht den Boyle hinab zum Shannon und weiter nach Carrick, wo wir in der Emerald-Marina einen Platz für die Nacht finden.

Hier gibt es erst mal Streß. Beim Anlegen ist unser Motor ruckartig stehen geblieben. Das Seilende des Dingis hat sich in der Schraube verfangen. Mit vereinten Kräften schaffen wir es, die Motorwelle wieder frei zu bekommen. Puh, Glück gehabt! Nichts kaputt gegangen.

Zuerst suchen wir uns einen Platz, wo wir essen wollen. Natürlich dauert das wieder ziemlich lang, bis sich 6 Leute einig sind. Unsere Wahl fällt schließlich auf einen Pub an der Brücke mit Restaurantbetrieb. Wir müssen zuerst warten, bis es Platz gibt, trinken also ein Guinness im Pub und schauen dabei Fußball. Im Restaurant müssen wir uns an 2 Tische verteilen.

Ich esse ein 10-Unzen schweres Rindersteak und bin sehr zufrieden damit.

Nach dem Essen verlassen wir das Restaurant. Tina geht allein zur Tulip zurück, wir anderen schauen, ob wir noch Livemusik mitkriegen. Im ersten Pub mit Livemusik ist es nicht so toll, dafür gefällt uns der zweite Pub weitaus besser. Nur unser heiserer Sänger traut seiner Stimme heute abend nicht. Wir bleiben bis weit nach Mitternacht.

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Zuletzt geändert:  10. Dezember 2003
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