Dies ist der Bericht über
eine 3-wöchige Irlandrundreise mit einem VW-Wohnmobil und einem
Kabinenkreuzer auf dem Shannon.
Teil 4:
Donnerstag,
19.09.2002
Nach
dem Frühstück legen wir ab und fahren zum Jamestown Kanal.
Während
die anderen in der Albert Lock schleusen, inspiziere ich den neuen
Kanal dahinter.
Dann fahren wir weiter nach Dromod.
Hier machen wir
uns auf die Suche nach dem Eisenbahnmuseum. Natürlich suchen wir
zuerst am falschen Ende des Ortes. Alex und Guido aber gehen zurück
zu unserer Wavequeen.
Das
Eisenbahnmuseum entpuppt sich als Mischung aus herrlich
restaurierten Loks, Wagen, Omnibussen, Feuerwehrfahrzeugen und
Lastkraftwagen. Das meiste Inventar aber ist eher als Schrottplatz
zu betrachten.
Selbst ein kaputtes Boing707-Cockpit gammelt dort
herum. Wir
machen noch eine kurze Reise mit der Schmalspurbahn, dann geht es
zurück zur Tulip.
Nun
fahren wir zurück in die Carnadoe-Waters. Leider ist auch heute der
Himmel nur grau, aber es ist windstill, so dass es famose Fotomotive
gibt.
Dennoch sind meist nur Stefan und ich an Deck, die anderen öden
sich im Salon an. Nur Alex lässt sich unterwegs mal blicken. In
Grange taucht auch Guido mal auf, und wir müssen Holgi hochrufen,
um einen Reiher zu fotografieren.
Wir
legen nirgendwo an, denn jetzt ist auch Stefan sauer. Wenn es eh’
keinen interessiert, wie toll Kilglass Lough, Carrigeen Cut und das
Grange Lough sind, brauchen wir auch nicht in den Mountain River zu
fahren oder gar anzulegen.
Auf leisen Sohlen und mit
Schrittgeschwindigkeit gleiten wir durch diese wunderbare Schilfwelt
zurück zum Shannon.
Nun
geht es nach Rooskey. Unterhalb der Brücke lassen wir Holgi, Tina
und Alex aussteigen, damit sie unser Abendessen beschaffen können.
An
der Schleuse müssen wir warten. Da wir heute unterhalb der Schleuse
übernachten wollen, setzt Stefan mich ab, um die Lage zu peilen.
Alles klar, keiner da. Ich setze mich auf einen der Balken am oberen
Tor. Eine Runde in Tonys neuem Karussel. Als die hochfahrenden
Cruiser die Schleusenkammer verlassen, rammt eines der Boote
‚mein’ Tor und ich werde ordentlich durchgeschüttelt. Jetzt ist
die Tulip dran. Langsam fährt Stefan die Wavequeen in die Kammer
und Guido und ich machen sie fest. Tony schließt die Tore und
bekommt heute eine Dose Flensburger Pilsener zum Geschenk.
Er
meint, dass er noch 6 Jahre arbeiten will, um dann genug Geld
beiseite geschafft zu haben, um in Rente zu gehen. Dann will er noch
wissen, ob wir weiter fahren, denn es wird nun merklich dunkel. Da
wir aber unterhalb der Schleuse anlegen wollen, entlässt er uns aus
der Kammer. Für heute hat Tony Feierabend.
Bald
kommen auch unsere Einkäufer. Es soll Hähnchen in Chili-Sauce mit
Reis geben.
Später
am Abend gibt es dann eine recht nette Runde auf dem Oberdeck. Nur
das nahe Wehr plätschert zu einer Session unseres heiseren
Gitarrenspielers und seines Melodica spielenden Begleiters. Tina
lässt derweil eine Kerze auf dem Shannon schwimmen. Die Strömung
des Wehrs sorgt dafür, dass die Kerze nicht wegtreibt, sondern nur
langsame Kreise zieht.
Endlich
mal ein schöner Abend an Bord.
Freitag,
20.09.2002
Stefan
und ich haben beschlossen, früh aufzustehen. So quälen wir uns
schon um kurz vor acht aus der Koje, machen die täglichen
Routinechecks am Motor und legen um kurz nach 8 Uhr im morgendlichen
Frühdunst ab.
Während draußen malerisch die Sonne aufgeht,
erscheinen auch die anderen auf der Bildfläche. Wir fahren nach
Tarmonbarry, wo wir vor der Brücke anlegen. Während wir auf die
Brückenwärterin warten, geht Stefan Brötchen holen.
Bald darauf
sind wir durch die Hubbrücke durch und legen erneut an zum
Frühstücken. Als die Schleuse für unsere Richtung frei wird,
lassen wir uns durch die letzte Schleuse unserer Reise
hinabschleusen.
Nun
übernehme ich wieder das Ruder und wir fahren im herrlichsten
Sonnenschein nach Lanesborough, unterqueren die Brücke ohne
anzulegen und sind bald darauf im Lough Ree.
Wir
sind gerade mal 20 Minuten auf dem See, da sehe ich Stefan in
Badehose an mir vorbeihuschen, während Guido und Holgi die Kameras
zücken. Stefan macht einen Satz und springt ins blaue, ruhige
Wasser. Mann über Bord!
Okay,
Hektik ist ja nun nicht von Nöten. Ich nehme Gas weg, und fahre im
großen Bogen langsam zu Stefan zurück, dann stelle ich den Motor
ab. Alex weigert sich, Stefan den Rettungsring an den Schädel zu
werfen. Okay!
Stefan
schwimmt ein paar Runden und kommt dann wieder an Bord. Es geht
weiter. Kurz darauf lasse ich mich ablösen und verschwinde unter
Deck zum Duschen. Mit den nassen Haaren bleibe ich dann mit meiner
immer noch nicht ganz überwundenen Erkältung lieber im Salon und
leiste Tina, die auch heute nicht an Deck war, und Holgi
Gesellschaft.
|
Um
13:45 Uhr erreichen wir den Killinure Point und legen an der
Tankstelle an. Ich checke den VW-Bus und melde mich bei Romy im
Büro. Dann packen Guido, Alex, Holgi, Tina und ich unsere
Fototaschen.
Stefan
und ich haben tags zuvor ausgeknobelt, dass wir früh zurück kommen
wollten, damit ich unsere Irland-Neulinge noch mit dem VW-Bus nach
Clonmacnoise fahren kann, während er allein die Übergabe mit
Waveline und die Endreinigung machen will.
Und
so fahren wir denn zu fünft im Viersitzer via Athlone zur 50 km
entfernten Klosterstadt.
Clonmacnoise
bei Sonne ist immer wieder ein Erlebnis, obwohl ich Glendalough viel
lieblicher finde. Zuerst durchstreifen wir das Kloster-Gelände.
Natürlich klopfe ich wieder an
die 3 Hochkreuze im Außenbereich, nur um wieder festzustellen, dass
es sich seit Jahren nur noch um die Kunststoffreplikate handelt. Die
Originale stehen geschützt im Klostermuseum.
Ich lasse mich gegenüber dem
zweiten Rundturm nieder, um ein Foto zu schiessen, auf denen kein
anderer Tourist zu sehen ist. Es dauert fast 10 Minuten, bis ich
mein Bild mit dem majestätischen Shannon im Hintergrund endlich
bekomme.
Dann
ziehe ich mit Guido los, um die ausserhalb liegende Nun's
Church zu suchen. Bald aber kehren wir ergebnislos um. Die Multivisionsschau erspare ich mir
diesmal, trinke
dafür lieber einen Kaffee in der Cafeteria und besichtige dann das
Museum.
Wir
fahren zurück nach Athlone und parken am Einkaufszentrum. Jetzt
geht es zuerst zum Bürgerkönig, dann quer durch verschiedene
Läden zum TESCO und wieder zurück zum Auto, um die Einkäufe
abzuladen. Wir lassen den Wagen stehen und schlendern die
Hauptstrasse auf der Ostseite hinunter zur Brücke.
Wieder werden
einige Läden inspiziert. Nach Überquerung der Shannon-Brücke geht
es zur Kirche St.Peter und Paul, dann um den Vorplatz und das Castle
herum an Sean’s Pub vorbei zum Shannonufer.
Wir schießen Fotos im
Abendlicht von der Schleuse, vom Wehr und vom Fluss und ich dränge
auf den Rückweg.
Zurück
am Ostufer nehmen wir den Weg am Flussufer, passieren das
Wikingerschiff und landen in den Hinterhöfen, wo der Durchgang zum
Parkplatz des Einkaufszentrums ist. Das Tor ist jedoch verschlossen.
Zurück auf der Strasse fragen wir uns durch. Ein paar Meter weiter
durch die Grünanlagen erreichen wir unser Ziel.
Nun
fahren wir zurück zu Waveline. Romy passt uns gerade noch ab, damit
wir durch die Schranke kommen und Holgi und Tina ihre Koffer zurück
bekommen. Stefan war sehr fleißig (Danke!). Wir machen uns zu Fuß
auf zum Abendessen in den Killinure Chalets.
Drin
ist es voll, stickig und warm. Wir sollen erst mal an der Bar
warten, bis ein Platz frei wird. Stefan und ich setzen uns an einen
der Tische draußen vor der Tür und ziehen unsere Bootstour-Bilanz.
Alex gesellt sich zwischendurch zu uns. Unsere Steaks essen Stefan
und ich dann auch draußen, während die anderen vier drinnen
speisen.
Dann
gehen Stefan und ich zurück zum Boot, denn ich will packen und
ausziehen, bevor die anderen vier hinzu kommen.
Ich
verstaue meine Sachen im Camper und bereite mein Bett. Dann gehe ich
zurück auf die Tulip, um „unser“ Bad und unseren Schlafraum zu
putzen. Zwischendurch bringen wir weitere Ausrüstung, Lebensmittel
und Gepäck zurück zum VW.
Den
Abend lassen wir dann gemütlich in kleiner Runde ausklingen.
Samstag,
21.09.2002
6:50
Uhr. Aufstehen. Ich schnappe mir meine Kamera und schieße ein paar
Fotos vom hereinbrechenden Tag. Die Luft ist fast klar, es ist
windstill und bald geht die Sonne auf.
An Bord wird noch gepackt,
während wir unser letztes Frühstück bereiten. Wir räumen unsere
letzten Sachen zusammen, und verlassen gemeinsam unsere geputzte
Tulip.
Im Büro treffen wir wieder auf Birgit. Ich zahle die letzte
Rechnung. Birgit bekommt die beiden Gratis-Sektflaschen aus
Luxemburg vom Zigarettenkauf.
Jetzt
heißt es Abschied nehmen. Zuerst von Birgit, dann von Sven, der
auch noch auftaucht, danach von unseren Mitfahrern Holgi, Tina und
Alex.
Gut,
Alex hätten wir am liebsten noch eingepackt, aber wir müssen nun
los.
Anmerkung:
Nach reiflicher Überlegung habe ich
einige kritisierende Passagen aus der Beschreibung der Bootstour
wieder entfernt. Dies bedeutet nicht, dass ich meine persönliche,
negative Meinung bezüglich des Teamgefühls
an Bord geändert hätte.
Irgendwann in dieser Woche auf dem Shannon habe ich mir schon
überlegt, warum ich eigentlich fast 400 EUR für Schiff, Diesel,
Beiboot usw. ausgebe, wenn das tolle Erlebnis der Bootstour durch
das Verhalten einzelner Teilnehmer so geschmählert wird, dass ich
am liebsten nur noch nach hause wollte.
|