Dies ist der Bericht über
eine 3-wöchige Irlandrundreise mit einem VW-Wohnmobil und einem
Kabinenkreuzer auf dem Shannon.
Teil 5:
Samstag, 21. September 2002
Um
9:40 Uhr beginnt für Stefan, Guido und mich der 2. Teil unserer
Reise.
Die
Planung der nun folgenden 12 Tage habe ich im Wesentlichen von
meinen drei vorangegangenen Fahrradtouren übernommen, dazu ein paar
Ecken, die ich selber noch nicht kannte. Die Grobplanung zu hause
dauerte etwa 30 Minuten...
Eine
Feinplanung hat es nie gegeben, wenn man von einer
Campingplatzrecherche mal absieht. Im Prinzip habe ich jede Etappe
dann erst unterwegs am Vorabend feiner spezifiziert.
Okay,
wir fahren los. Ich fahre, Stefan navigiert und es geht via Athlone,
Ferbane, Portumna zum Lough Derg, dann über Mountshannon und
Killaloe nach Limerick.
An der Marina in Williamstown habe ich mich
von Stefan ablösen lassen, denn die fürchterlichen irischen Straßen
sind anstrengend.
Nun
ist es kein „long way“ mehr nach Tipperary, welches sich als
typisch irische Kleinstadt entpuppt.
Unser Ziel aber ist Cashel.
Schon
von weitem sehen wir den Felsen mit den darauf befindlichen Ruinen.
Wir parken in der Stadt und sind 10 Minuten später am Fuße des
Felsens.
Auf dem 60 m hohen Felsen finden wir dann eine
Cabrio-Kathedrale mit einem Rundturm, eine ehemals reich verzierte
Kapelle und die Reste eines jahrhundertealten Kreuzes. Das Kreuz im
Außenbereich ist nur Kopie, das Original findet sich im
angeschlossenen Museum.
Wir machen unsere Runde, dann geht’s
wieder zum Auto.
Jetzt
fahre ich wieder und über die gut ausgebaute N8 fahren wir über
Cahir und Michelstown nach Fermoy, dann über Nebenstrecken nach
Middleton. Es ist 17:00. Gerade noch rechtzeitig für die letzte Führung
in der alten, stillgelegten Destillerie.
Zuerst gibt es einen
Werbefilm über Jameson, dann eine gehetzte Jogging-Führung durch
die einzelnen Produktionsphasen, die uns eine hektische Führerin
hier in diesem Museum erläutert. Nach 25 Minuten sind wir im
Warehouse und die junge Dame sucht 2 Freiwillige. Da ich weiß, was
mir droht, melde ich mich und werde zusammen mit einem Gast aus
London ausgewählt.
Während
die anderen Besucher nur den üblichen Probeschluck kriegen, nehme
ich an einem Vergleichstest teil. Es gilt, Jameson, Paddy’s,
Powers, einen schottischen Whisky und einen Bourbon miteinander zu
vergleichen. Die Proben sind mit Wasser verdünnt, da sonst die
Geschmacksnerven nicht mitspielen würden. Nun gut, ich lasse
Jameson gewinnen und bekomme eine Urkunde als Whiskey-Tester.
Nebenbei erfahre ich, dass Powers der beste Whiskey für „Irish
Coffee“ sei, dann bekomme auch ich meinen großen Probeschluck
Jameson.
Anschließend sehen Guido und ich uns im Laden um und
kaufen jeweils eine Flasche „Red Breast“.
Stefan,
der draußen gewartet hat, übernimmt nun das Steuer und wir gehen
schnell noch einkaufen.
Unser
Weg führt nun auf der Strecke der Tour de France von 1998 nach
Cork. Wir passieren Cobh, wo die Titanic zuletzt anlegte und biegen
schon vor der Stadt ab in den Tunnel, der uns südlich an der Stadt
vorbei führt. Nun sind wir auf dem südlichen Ring, den wir dann
Richtung Clonakilty verlassen. Meine beiden Mitfahrer haben
inzwischen beschlossen, mir eine Fahrzeugwäsche zu schenken. Warum
nur? Der Wagen ist doch fast gar nicht schmutzig...
Wir
beschließen zu tanken und finden bald darauf eine Shell-Tankstelle.
Der Aushilfstankwart ist dann zu blöd, meine Kreditkarten gescheit
durchzuziehen, so dass ich schließlich resignierend in bar zahle.
Bei
Clonakilty erreichen wir wieder die Küste. Ab jetzt werden wir bis
auf 2 Tage kontinuierlich dem Atlantik folgen. Doch für heute
reicht’s. Wir kommen nach Skibbereen, wo ich für heute einen
Campingplatz heraus gesucht habe. Wir checken ein, bauen den Camper
um und bereiten uns Spaghetti mit Hackfleischsauce.
Heutige
Etappe: Glassan – Skibbereen (433 km, 2755 km)
Sonntag,
22.09.2002
(Karte)
Wir
schlafen lange, dann wird gefrühstückt. Das Gepäck, speziell das
Bier, wird so verpackt, dass ein Verschieben der Sitzbank in die
Liegeposition nun problemlos möglich ist. Um 12 Uhr starten wir zur
nächsten Etappe. Heute fährt Guido.
Es
geht ein paar Meilen auf der N71, dann biegen wir ab auf den Mizen
Head Drive. Der blaue Himmel beschert uns immer wieder neue tolle
Ausblicke auf der Panoramastrasse und wir machen viele Foto-Pausen.
Irgendwann überholen wir einen Leichenzug aus einem Leichenwagen
und zig nachfolgenden Autos. An jedem Sandstrand, den wir passieren,
ruft Stefan, dass er jetzt gerne schwimmen gehen möchte. „Das
glaubt uns keiner!“
Wir
fahren nach Crookhaven und dann zum südwestlichsten Punkt Irlands,
den Mizen Head. Das Eintrittsgeld sparen wir uns, schießen nur ein
paar Fotos und fahren dann zurück.
Bald
erreichen wir wieder die N71. Wir fahren via Bantry nach
Glengarriff. Jetzt geht es erst einmal bergauf. Wir erklimmen den
Caha Pass.
Noch vor dem Tunnel halten wir an um Fotos zu schießen,
dann wenden wir und fahren zurück nach Glengarriff. In einem Laden
kaufen wir unsere Zutaten zum Abendessen und für jeden eine Portion
Thunfischsalat als Zwischenmahlzeit.
Es
geht weiter. Wir fahren auf die Beara-Halbinsel. In Adrigole
verlassen wir die südliche Küstenstrasse. Die Strasse zum
Healey-Pass bietet spektakuläre Aussichten.
Mit jedem Höhenmeter
wird die Landschaft karger bis wir die Passhöhe auf
330m ü. NN erreichen.
Diesmal aber kehren wir nicht um,
sondern fahren hinunter zur Nordseite der Beara-Halbinsel. Nun
wenden wir uns wieder nach Westen und fahren auf der R571 über
Ardgroom nach Eyeries.
Die
R575 ist eine der tollsten Straßen Irlands mit wunderschönen
Aussichten auf die Felsen- und Küstenlandschaft.
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Nach etlichen
Fotohalten erreichen wir Allihies. Etwa 4 km südlich dieses
malerischen Ortes biegen wir ab in eine 8km lange Sackgasse, die uns
am Garnish Point vorbei zur einzigen Seilbahn Irlands bringt.
Der
Parkplatz am
„Cable-Car“ wird unser heutiger Übernachtungsplatz sein.
Gerade als wir ankommen, wird eine Kuh aus der vorletzten Überfahrt
des Tages entladen.
Wir versuchen, den Wagen möglichst gerade
abzustellen, dann bereiten wir unser Abendessen. Während die beiden
anderen gegen 22:30 Uhr ins Bett gehen, höre ich noch etwas Radio.
Die Nachrichten um 23 Uhr verkünden das knappe Ergebnis der
Bundestagswahl in Deutschland.
Heutige
Etappe: Skibbereen – „Dursey-Island-Cable-Car“ (210km, 2965
km)
Montag,
23. September 2002
(Karte)
Heute
stehen wir gegen 9 Uhr auf. Es ist warm, aber leicht bewölkt. Die
Seilbahn ist schon in Betrieb. Von der Insel werden Rinder herüber
gebracht.
Während
wir unser Frühstück bereiten, zeigen sich zwei Rinder unzufrieden
mit dem ungewohnten Pferch und ergreifen die Flucht. Während sie
die neue Freiheit genießen, entschließt sich noch eine dritte Kuh,
den Zaun zu überspringen.
Wir
schauen einige Zeit zu, während die Arbeiter versuchen, die
Flüchtlinge einzufangen, dann packen wir zusammen und fahren mit
Stefan am Steuer los. Ich mache es mir heute auf der Rückbank
bequem.
Zuerst
fahren wir die Panoramastrecke zurück über Allihies nach Eyeries.
Der spektakulärste Küstenabschnitt wird von Guido während der
Fahrt live abgefilmt.
In Eyeries nehmen wir nicht den direkten Weg
nach Kenmare, sondern folgen auf schmalen Strassen dem „Beara
Drive“ entlang der Küste mit unzähligen tollen Ausblicken auf
den nördlichen Meeresarm, der hier Kenmare River heisst, und der
Iveragh Halbinsel.
Nach
etwa zwei Stunden Fahrzeit, einschliesslich der Fotohalte, verlassen
wir die Beara-Halbinsel und erreichen Kenmare. Wir durchqueren den
Ort, überqueren den Kenmare-River und kommen zur Abzweigung zum
Ring-Of-Kerry. Nein, wir biegen nicht ab, sondern fahren geradeaus.
Vor uns liegt die Passstrasse zum Moll’s Gap. 1994 bin ich hier
schon per Fahrrad hinaufgefahren und 1996 hinunter.
Auf
der schnell erreichten, unspektakulären Passhöhe machen wir eine
kurze Pause. Hier oben stößt die Strasse von Kenmare auf die von
den Touris und Reisebussen benutzte Ring-Of-Kerry-Touristenroute,
die nach Killarney führt. Unser Weg führt uns nun in den
Killarney- Nationalpark. Zuerst kommt ein kleiner See zur Rechten, an
dessen Ufer wir entlang fahren, dann folgt der erste Aussichtspunkt
von der Passstrasse.
Von oben können wir weit über die im Tal
liegende Seenlandschaft hinwegsehen und ich erkläre den beiden
Mitfahrern, wie die kombinierte Touristenstrecke dort im Tal
verläuft: Die Touristen werden per Bus bis zum nördlichen Eingang
des Tales „Gap of Dunloe“ gefahren, dann geht es zu Fuß oder
mit der Pferdekutsche entlang des Tals bis zu einem Punkt, von dem
man bequem den obersten See erreichen kann. Mit Ausflugsbooten
fährt man dann zurück nach Killarney. 1996 habe ich per Fahrrad
das Tal durchquert, um dann auf Nebenstrecken durch den Nationalpark
Moll’s Gap zu erreichen.
Unser
nächster Haltepunkt heisst „Lady’s View“, weil hier
irgendwann mal Königin Victoria mit Gefolge hingekarrt wurde, um
den malerischen Ausblick über die Berge und Seen zu genießen.
Leider fehlt heute ein wenig die Sonne, um die Natur so richtig zur
Geltung zu bringen. Wir fahren weiter, aber durch die Bäume sind
die Ausblicke nun eher spärlich.
So
erreichen wir Killarney. Wir parken auf der Main Road und erkunden
zu Fuß die Stadt.
Stefan sucht verzweifelt einen Computerladen, um
ein Netzwerkkabel zu erstehen. Ich brauche einen CEE-Adapter für
die Stromversorgung des VW-Bus. Guido schaut nach
Musikgeschäften. Wir suchen erst mal eine Stelle, wo wir zu Mittag
essen wollen. Das Angebot ist riesig, doch sieht vieles sehr nach
Nepp aus. Endlich werden wir fündig.
Dann kauft sich Guido eine
Bodhrán-Tasche, wir erkunden weiter die Stadt und landen erst mal im
Internet-Cafe. Dann besuchen Stefan und ich ein
Modell-Eisenbahn-Museum.
Als wir wieder
heraus kommen, hat sich Guido
eine stimmbare Bodhrán gekauft. Den Preis für das edle Teil aber
will er uns nicht nennen.
Wir
suchen weiter nach Stefans Kabel und irgendwann kriegen wir den
passenden Hinweis. Nun ist auch Stefan glücklich und am frühen
Abend verlassen wir die Stadt.
Jetzt
sind es noch 20 km bis Killorglin. Etwa 2 km vor der Stadt liegt
unser heutiger Campingplatz.
Wir stellen den Wagen ab, duschen,
Stefan installiert den neuen CEE-Stecker und dann verbinden Stefan und Guido verbinden
ihre Rechner zum großen
Foto-Datenabgleich.
Später,
als es schon dunkel ist, machen wir uns auf den 3km weiten Weg zu
Fuß in die Stadt. An der Brücke steht das neue Denkmal für König
Puck – eine Ziege. Der erste Pub, ich kenne ihn noch von 1994,
behagt uns nicht und es gibt auch nichts mehr zu essen dort. So
landen wir im örtlichen Take-Away. Chicken & Chips. Nach diesem Mahl suchen wir nach
einem anderen Pub und als wir bald darauf Gesang hören, betreten
wir ein Lokal ziemlich am Ende der Hauptstrasse. Ätsch, es war nur
ein Gast, der mal kurz ein Lied trällerte, dann aber eher nervig
ist, so dass wir auch diesen Pub bald wieder verlassen.
Dann
kommen wir aber auf dem Rückweg an einem weiteren Pub vorbei, aus dem
traditionelle Musik erklingt und kommen so doch noch zu unserem
Live-Erlebnis.
Gegen
Mitternacht schwanken wir heim. Kaum erreichen wir die dunkle
Bundesstrasse, stellt sich Stefan mit den Worten „Ich bereue...“
an den Straßenrand. Gut! Dann bereuen Guido und ich eben mit.
Irgendwann brummelt Stefan dann noch irgendwas von „...dass ich
kein Unterhemd angezogen habe!“ Aber das interessiert hier
niemanden mehr.
Der
Weg ist lang, aber schließlich erreichen wir dann doch wieder den
Campingplatz und gehen zu Bett.
Heutige
Etappe: „Dursey-Island-Cable-Car“ – Killorglin: (148 km, 3113
km)
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