Irland 2002: 
IRL: "Mit Wohnmobil und Kabinenkreuzer unterwegs in Irland"
von Dieter Pinell                    
Reisezeit: 11.09.2002 - 05.10.2002
Verkehrsmittel:
VW California coach / Wavequeen "Tulip"

Dies ist der Bericht über eine 3-wöchige Irlandrundreise mit einem VW-Wohnmobil und einem Kabinenkreuzer auf dem Shannon.

Teil 5:

Samstag, 21. September 2002

Um 9:40 Uhr beginnt für Stefan, Guido und mich der 2. Teil unserer Reise.

Die Planung der nun folgenden 12 Tage habe ich im Wesentlichen von meinen drei vorangegangenen Fahrradtouren übernommen, dazu ein paar Ecken, die ich selber noch nicht kannte. Die Grobplanung zu hause dauerte etwa 30 Minuten...

Eine Feinplanung hat es nie gegeben, wenn man von einer Campingplatzrecherche mal absieht. Im Prinzip habe ich jede Etappe dann erst unterwegs am Vorabend feiner spezifiziert.  

Okay, wir fahren los. Ich fahre, Stefan navigiert und es geht via Athlone, Ferbane, Portumna zum Lough Derg, dann über Mountshannon und Killaloe nach Limerick. 

An der Marina in Williamstown habe ich mich von Stefan ablösen lassen, denn die fürchterlichen irischen Straßen sind anstrengend.

Nun ist es kein „long way“ mehr nach Tipperary, welches sich als typisch irische Kleinstadt entpuppt. 

Unser Ziel aber ist Cashel.

Schon von weitem sehen wir den Felsen mit den darauf befindlichen Ruinen. Wir parken in der Stadt und sind 10 Minuten später am Fuße des Felsens. 

Auf dem 60 m hohen Felsen finden wir dann eine Cabrio-Kathedrale mit einem Rundturm, eine ehemals reich verzierte Kapelle und die Reste eines jahrhundertealten Kreuzes. Das Kreuz im Außenbereich ist nur Kopie, das Original findet sich im angeschlossenen Museum. 

Wir machen unsere Runde, dann geht’s wieder zum Auto.

Jetzt fahre ich wieder und über die gut ausgebaute N8 fahren wir über Cahir und Michelstown nach Fermoy, dann über Nebenstrecken nach Middleton. Es ist 17:00. Gerade noch rechtzeitig für die letzte Führung in der alten, stillgelegten Destillerie. 

Zuerst gibt es einen Werbefilm über Jameson, dann eine gehetzte Jogging-Führung durch die einzelnen Produktionsphasen, die uns eine hektische Führerin hier in diesem Museum erläutert. Nach 25 Minuten sind wir im Warehouse und die junge Dame sucht 2 Freiwillige. Da ich weiß, was mir droht, melde ich mich und werde zusammen mit einem Gast aus London ausgewählt.

Während die anderen Besucher nur den üblichen Probeschluck kriegen, nehme ich an einem Vergleichstest teil. Es gilt, Jameson, Paddy’s, Powers, einen schottischen Whisky und einen Bourbon miteinander zu vergleichen. Die Proben sind mit Wasser verdünnt, da sonst die Geschmacksnerven nicht mitspielen würden. Nun gut, ich lasse Jameson gewinnen und bekomme eine Urkunde als Whiskey-Tester. Nebenbei erfahre ich, dass Powers der beste Whiskey für „Irish Coffee“ sei, dann bekomme auch ich meinen großen Probeschluck Jameson. 

Anschließend sehen Guido und ich uns im Laden um und kaufen jeweils eine Flasche „Red Breast“.

Stefan, der draußen gewartet hat, übernimmt nun das Steuer und wir gehen schnell noch einkaufen.

Unser Weg führt nun auf der Strecke der Tour de France von 1998 nach Cork. Wir passieren Cobh, wo die Titanic zuletzt anlegte und biegen schon vor der Stadt ab in den Tunnel, der uns südlich an der Stadt vorbei führt. Nun sind wir auf dem südlichen Ring, den wir dann Richtung Clonakilty verlassen. Meine beiden Mitfahrer haben inzwischen beschlossen, mir eine Fahrzeugwäsche zu schenken. Warum nur? Der Wagen ist doch fast gar nicht schmutzig...

Wir beschließen zu tanken und finden bald darauf eine Shell-Tankstelle. Der Aushilfstankwart ist dann zu blöd, meine Kreditkarten gescheit durchzuziehen, so dass ich schließlich resignierend in bar zahle.

Bei Clonakilty erreichen wir wieder die Küste. Ab jetzt werden wir bis auf 2 Tage kontinuierlich dem Atlantik folgen. Doch für heute reicht’s. Wir kommen nach Skibbereen, wo ich für heute einen Campingplatz heraus gesucht habe. Wir checken ein, bauen den Camper um und bereiten uns Spaghetti mit Hackfleischsauce.

Heutige Etappe: Glassan – Skibbereen (433 km, 2755 km)

Sonntag, 22.09.2002

(Karte)

Wir schlafen lange, dann wird gefrühstückt. Das Gepäck, speziell das Bier, wird so verpackt, dass ein Verschieben der Sitzbank in die Liegeposition nun problemlos möglich ist. Um 12 Uhr starten wir zur nächsten Etappe. Heute fährt Guido.

Es geht ein paar Meilen auf der N71, dann biegen wir ab auf den Mizen Head Drive. Der blaue Himmel beschert uns immer wieder neue tolle Ausblicke auf der Panoramastrasse und wir machen viele Foto-Pausen. 

Irgendwann überholen wir einen Leichenzug aus einem Leichenwagen und zig nachfolgenden Autos. An jedem Sandstrand, den wir passieren, ruft Stefan, dass er jetzt gerne schwimmen gehen möchte. „Das glaubt uns keiner!“  

Wir fahren nach Crookhaven und dann zum südwestlichsten Punkt Irlands, den Mizen Head. Das Eintrittsgeld sparen wir uns, schießen nur ein paar Fotos und fahren dann zurück.  

Bald erreichen wir wieder die N71. Wir fahren via Bantry nach Glengarriff. Jetzt geht es erst einmal bergauf. Wir erklimmen den Caha Pass. 

Noch vor dem Tunnel halten wir an um Fotos zu schießen, dann wenden wir und fahren zurück nach Glengarriff. In einem Laden kaufen wir unsere Zutaten zum Abendessen und für jeden eine Portion Thunfischsalat als Zwischenmahlzeit.  

Es geht weiter. Wir fahren auf die Beara-Halbinsel. In Adrigole verlassen wir die südliche Küstenstrasse. Die Strasse zum Healey-Pass bietet spektakuläre Aussichten.

 Mit jedem Höhenmeter wird die Landschaft karger bis wir die Passhöhe auf  330m ü. NN erreichen. 

Diesmal aber kehren wir nicht um, sondern fahren hinunter zur Nordseite der Beara-Halbinsel. Nun wenden wir uns wieder nach Westen und fahren auf der R571 über Ardgroom nach Eyeries.  

Die R575 ist eine der tollsten Straßen Irlands mit wunderschönen Aussichten auf die Felsen- und Küstenlandschaft. 

Nach etlichen Fotohalten erreichen wir Allihies. Etwa 4 km südlich dieses malerischen Ortes biegen wir ab in eine 8km lange Sackgasse, die uns am Garnish Point vorbei zur einzigen Seilbahn Irlands bringt.

Der Parkplatz am  „Cable-Car“ wird unser heutiger Übernachtungsplatz sein. Gerade als wir ankommen, wird eine Kuh aus der vorletzten Überfahrt des Tages entladen.

Wir versuchen, den Wagen möglichst gerade abzustellen, dann bereiten wir unser Abendessen. Während die beiden anderen gegen 22:30 Uhr ins Bett gehen, höre ich noch etwas Radio. Die Nachrichten um 23 Uhr verkünden das knappe Ergebnis der Bundestagswahl in Deutschland.  

Heutige Etappe: Skibbereen – „Dursey-Island-Cable-Car“ (210km, 2965 km)

Montag, 23. September 2002

(Karte)

Heute stehen wir gegen 9 Uhr auf. Es ist warm, aber leicht bewölkt. Die Seilbahn ist schon in Betrieb. Von der Insel werden Rinder herüber gebracht.  

Während wir unser Frühstück bereiten, zeigen sich zwei Rinder unzufrieden mit dem ungewohnten Pferch und ergreifen die Flucht. Während sie die neue Freiheit genießen, entschließt sich noch eine dritte Kuh, den Zaun zu überspringen.  

Wir schauen einige Zeit zu, während die Arbeiter versuchen, die Flüchtlinge einzufangen, dann packen wir zusammen und fahren mit Stefan am Steuer los. Ich mache es mir heute auf der Rückbank bequem.

Zuerst fahren wir die Panoramastrecke zurück über Allihies nach Eyeries. Der spektakulärste Küstenabschnitt wird von Guido während der Fahrt live abgefilmt. 

In Eyeries nehmen wir nicht den direkten Weg nach Kenmare, sondern folgen auf schmalen Strassen dem „Beara Drive“ entlang der Küste mit unzähligen tollen Ausblicken auf den nördlichen Meeresarm, der hier Kenmare River heisst, und der Iveragh Halbinsel.  

Nach etwa zwei Stunden Fahrzeit, einschliesslich der Fotohalte, verlassen wir die Beara-Halbinsel und erreichen Kenmare. Wir durchqueren den Ort, überqueren den Kenmare-River und kommen zur Abzweigung zum Ring-Of-Kerry. Nein, wir biegen nicht ab, sondern fahren geradeaus. Vor uns liegt die Passstrasse zum Moll’s Gap. 1994 bin ich hier schon per Fahrrad hinaufgefahren und 1996 hinunter.

Auf der schnell erreichten, unspektakulären Passhöhe machen wir eine kurze Pause. Hier oben stößt die Strasse von Kenmare auf die von den Touris und Reisebussen benutzte Ring-Of-Kerry-Touristenroute, die nach Killarney führt. Unser Weg führt uns nun in den Killarney- Nationalpark. Zuerst kommt ein kleiner See zur Rechten, an dessen Ufer wir entlang fahren, dann folgt der erste Aussichtspunkt von der Passstrasse. 

Von oben können wir weit über die im Tal liegende Seenlandschaft hinwegsehen und ich erkläre den beiden Mitfahrern, wie die kombinierte Touristenstrecke dort im Tal verläuft: Die Touristen werden per Bus bis zum nördlichen Eingang des Tales „Gap of Dunloe“ gefahren, dann geht es zu Fuß oder mit der Pferdekutsche entlang des Tals bis zu einem Punkt, von dem man bequem den obersten See erreichen kann. Mit Ausflugsbooten fährt man dann zurück nach Killarney. 1996 habe ich per Fahrrad das Tal durchquert, um dann auf Nebenstrecken durch den Nationalpark Moll’s Gap zu erreichen.  

Unser nächster Haltepunkt heisst „Lady’s View“, weil hier irgendwann mal Königin Victoria mit Gefolge hingekarrt wurde, um den malerischen Ausblick über die Berge und Seen zu genießen. Leider fehlt heute ein wenig die Sonne, um die Natur so richtig zur Geltung zu bringen. Wir fahren weiter, aber durch die Bäume sind die Ausblicke nun eher spärlich.

So erreichen wir Killarney. Wir parken auf der Main Road und erkunden zu Fuß die Stadt. 

Stefan sucht verzweifelt einen Computerladen, um ein Netzwerkkabel zu erstehen. Ich brauche einen CEE-Adapter für die Stromversorgung des VW-Bus.  Guido schaut nach Musikgeschäften. Wir suchen erst mal eine Stelle, wo wir zu Mittag essen wollen. Das Angebot ist riesig, doch sieht vieles sehr nach Nepp aus. Endlich werden wir fündig. 

Dann kauft sich Guido eine Bodhrán-Tasche, wir erkunden weiter die Stadt und landen erst mal im Internet-Cafe. Dann besuchen Stefan und ich ein Modell-Eisenbahn-Museum.

Als wir wieder heraus kommen, hat sich Guido eine stimmbare Bodhrán gekauft. Den Preis für das edle Teil aber will er uns nicht nennen.

Wir suchen weiter nach Stefans Kabel und irgendwann kriegen wir den passenden Hinweis. Nun ist auch Stefan glücklich und am frühen Abend verlassen wir die Stadt.

Jetzt sind es noch 20 km bis Killorglin. Etwa 2 km vor der Stadt liegt unser heutiger Campingplatz. 

Wir stellen den Wagen ab, duschen, Stefan installiert den neuen CEE-Stecker und dann verbinden Stefan und Guido verbinden ihre Rechner zum großen Foto-Datenabgleich.  

Später, als es schon dunkel ist, machen wir uns auf den 3km weiten Weg zu Fuß in die Stadt. An der Brücke steht das neue Denkmal für König Puck – eine Ziege. Der erste Pub, ich kenne ihn noch von 1994, behagt uns nicht und es gibt auch nichts mehr zu essen dort. So landen wir im örtlichen Take-Away. Chicken & Chips. Nach diesem Mahl suchen wir nach einem anderen Pub und als wir bald darauf  Gesang hören, betreten wir ein Lokal ziemlich am Ende der Hauptstrasse. Ätsch, es war nur ein Gast, der mal kurz ein Lied trällerte, dann aber eher nervig ist, so dass wir auch diesen Pub bald wieder verlassen.

Dann kommen wir aber auf dem Rückweg an einem weiteren Pub vorbei, aus dem traditionelle Musik erklingt und kommen so doch noch zu unserem Live-Erlebnis.

Gegen Mitternacht schwanken wir heim. Kaum erreichen wir die dunkle Bundesstrasse, stellt sich Stefan mit den Worten „Ich bereue...“ an den Straßenrand. Gut! Dann bereuen Guido und ich eben mit. Irgendwann brummelt Stefan dann noch irgendwas von „...dass ich kein Unterhemd angezogen habe!“ Aber das interessiert hier niemanden mehr.

Der Weg ist lang, aber schließlich erreichen wir dann doch wieder den Campingplatz und gehen zu Bett.

Heutige Etappe: „Dursey-Island-Cable-Car“ – Killorglin: (148 km, 3113 km) 

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Zuletzt geändert:  10. Dezember 2003
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